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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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er, und auch Harka horchte.
    Der Ruf wurde beantwortet, und zwar aus verhältnismäßig kurzer Entfernung. Der Häuptling rannte daraufhin los, ohne Deckung, ohne überhaupt die bisherigen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten, und aus dem Dunkel der Grassteppe wuchs eine Gestalt empor, ein Mensch, der mit den Schultern und Armen an zwei Stöcken hing.
    Dunkler Rauch lebte noch!
    Harka, durch das Lasso mit dem Häuptling verbunden, hatte Mühe, dessen Tempo mitzuhalten, doch gelang es ihm auf diese kurze Strecke gut. Als die beiden vor dem wiedergefundenen Krieger standen, stieß der Häuptling einen hellen Freudenruf aus, der rings umher von seinen Kriegern beantwortet wurde. Bald hatte sich alles versammelt.
    Dunkler Rauch und der Häuptling sprachen miteinander. Der Krieger war allerdings derart erschöpft, von Durst ausgedörrt, daß er nur wenige Worte hervorbrachte und wieder zu Boden gestürzt wäre, wenn ihn die Männer nicht aufgefangen hätten. Aber mit seinen wenigen Worten mußte er auch etwas über Harka gesagt haben. Der Häuptling löste jetzt nicht nur das Lasso, das den Knaben festgehalten hatte, sondern sagte auch irgend etwas, was Harka zwar nicht verstand, was dem Tonfall nach aber nichts anderes heißen konnte als »gut«.
    Auf dem Heimweg beflügelte alle die Freude. Dunkler Rauch wurde in ein Büffelfell eingewickelt, das einer der Krieger mitgebracht hatte, und da Harkas Schecke an dem Knaben die geringste Last zu tragen hatte, wurde der Verletzte und Erschöpfte dem Knaben mit aufs Pferd gegeben. Sobald die erste Wasserstelle erreicht war, erhielt Dunkler Rauch zu trinken. Obgleich er sicher am liebsten einen Bach ausgetrunken hätte, beherrschte er sich und nahm nur mäßige Schlucke zu sich.
    Der Heimritt nahm im ganzen wieder viele Stunden in Anspruch. Als die Schar sich den Zelten näherte, war es längst heller Tag, und die Mittagssonne wärmte Mensch und Tier auf. Um die begrüßenden Krieger und Knaben kümmerte sich der Häuptling nicht lange. Sobald die Zelte erreicht waren und die Reiter alle anhielten, hob er selbst den Verletzten von Harkas Pferd und trug ihn in das Zauberzelt.
    Harka war abgesprungen und brachte seinen Schecken ebenso wie die anderen Krieger zur Herde, wo auch der Fuchs und der Grauschimmel sich jetzt befanden.
    Als er sich dann suchend umschaute, erkannte er seinen Vater, der zu ihm herankam und sich kurz berichten ließ. Auch er sagte, sobald er alles erfahren hatte, mit großer Befriedigung: »Gut!«
    Harka war sehr müde, fast zitterten ihm Arme und Hände, mit denen er auf dem Rückweg den Verletzten gestützt und gehalten hatte. Vor Müdigkeit spürte er kaum seinen Bärenhunger. Aber als der Häuptling wieder aus dem Zauberzelt herauskam und Mattotaupa und Harka zu sich zu einer Mahlzeit bat, war der Junge doch froh über Fleischbrühe und Lendenbraten und aß sich satt. Er hätte es völlig unter seiner Würde gefunden, den Schlaf der vergangenen Nacht jetzt am Nachmittag im Zelte nachzuholen. Da er aber auch nicht wußte, was er draußen tun sollte und mit keinem der Jungen bei den Zelten sprechen konnte, legte er sich zu seinem Grauschimmel ins Gras, schaute in die Luft und nahm einen Grashalm zwischen die Lippen. Wer ihn kannte, wußte, daß dies bei ihm Zeichen eines langen und tiefen Nachdenkens war. Aber hier kannte ihn niemand außer dem Vater.
    Abends rief Mattotaupa seinen Jungen in das Häuptlingszelt, wo die beiden zur Nacht bleiben konnten. Seit dreiviertel Jahren war es das erstemal, daß der Junge wieder bequem in Decken gewickelt in einem Indianerzelte lag. Die Erinnerung an daheim, die dabei in ihm wach wurde, erregte ihn aber mehr, als sie ihn beruhigte, und er merkte am Atem des Vaters, daß auch dieser lange nicht einschlief.
    Nach Mitternacht endlich überwältigte den Knaben die Erschöpfung, aber beim ersten Dämmer war er wieder wach. Der Sohn des Schwarzfußhäuptlings sollte nicht mit einem Wort noch mit einem Blick sagen können, daß Harka ein Langschläfer sei. Die beiden Knaben sprangen fast gleichzeitig aus den Decken. Auf ein Zeichen hin, das ihm der Vater mit den Augen gab, lief Harka mit dem Häuptlingssohn zusammen hinaus an den Bach. Wie Harka es von daheim gewohnt war, so kamen auch hier alle Jungen aus den Zelten bei einer Badestelle zusammen. Harka wagte sich gleich mit den ersten zusammen in das eiskalte Wasser, zeigte jedoch nicht seine Schwimmkunst, sondern tollte nur herum. Als aber einer der Schwarzfußjungen glaubte,

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