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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Ich bekomme Büchse und Pferd dafür! Aber wir wollen doch noch ein wenig darüber nachdenken, worum hier eigentlich gespielt wird, und ob ich bezahlter Bote bleiben muß oder ob ich in dieses Geschäft mit einsteigen kann.
    Von diesem Vorsatz beflügelt, suchte Charlemagne unentwegt eine Gelegenheit, den auch am Morgen schon vielbeschäftigten Ben zur Seite zu ziehen. In der Hose, barfuß, die zusammengefaltete Decke über dem Arm, lief er hinter dem Wirt her, bis er endlich seiner habhaft werden konnte.
    »Weiß schon, weiß schon!« erwiderte Ben einer ersten Frage von Charles sofort ungeduldig. »Pferd und Flinte! Hast einen neuen Freund gefunden, was? Viel Vergnügen! Wenn der dich erst in seinen Klauen hat …!«
    »Klauen hat? Er will was von mir, nicht ich etwas von ihm.«
    »Der will immer was von anderen …«
    »Er zahlt ja auch.«
    »Du kriegst dein Pferd und deine Büchse. Aber jetzt hab’ ich keine Zeit.«
    Ben wollte sich entfernen.
    »Warum gehst denn nicht du zu dem Goldlager?« fragte Charles in diesem Augenblick scheinbar leichthin.
    Ben wurde bleich und wandte sich Charlemagne wieder zu.
    »Was weißt denn du?«
    »Mehr als du denkst.«
    »Mann, ich rate dir eins: Laß die Finger davon.«, »Damit du deine Finger ungestört hineinstecken kannst?«
    »Es ist Jims Revier, nicht meines und nicht deines. Du kannst tun, was du willst, aber wenn du nicht Sehnsucht nach einem frühen Tode hast …«
    »Schlechte Erfahrungen gemacht?«
    »Schon mehr als schlecht! Ich bin in dem Berg umhergekrochen. Unheimliche Sache. Dunkel, Wasser, viele Gänge, fast ersoffen … und auf einmal treff ich in der Finsternis auf Red Jim. Ein Wunder, daß ich noch lebe. Aber ich hab’ ihm und mir geschworen, daß ich die Finger davon lasse.«
    »Er hat doch auch nichts gefunden. Das Risiko lohnt sich nicht.«
    »Eben. Es ist besser, einer ehrlichen Arbeit nachzugehen.« Charlemagne lachte.
    »Ehrlich? Du machst mir Spaß, mein Freund. Aber Jim willst du ein solches Geschäft wirklich allein überlassen?«
    »Er hat sich den Top, scheint’s, als Lotsen gekapert.«
    »Zweifelhafter Lotse. Und wenn schon ­ ich habe mir einen Weg ausgedacht, wie auch wir einen Lotsen finden.«
    »Wir? Nein, mein Bester. Ich mache da nie mehr mit.
    Laß mich aus diesem Spiel.«
    »Du sollst nichts riskieren. Gib mir außer Pferd, Büchse und Messer nur noch Lederkleidung und Revolver …« Ben lachte laut. »Darauf geht’s hinaus!«
    »Wenn ich was finde, bring’ ich’s zu deiner Goldwaage.«
    »Und wo nimmst du deinen Lotsen her?«
    »Ganz einfach. Top hat einen Jungen … bei den Blackfeet. Den angle ich mir, bring’ ihn zu seinem Vater …, das heißt, er wird seinen Vater schon zu finden wissen. Dann kann Jim nicht behaupten, ich wäre es, der seiner Fährte nachgeschlichen ist, und Top muß mir noch dankbar sein, daß ich seinen Jungen gerettet habe … vor der Erziehungsanstalt beispielsweise …, weil Top, der Vater, doch ein Mörder ist.«
    »Jim hat dir verboten, ihm nachzuschleichen?«
    »Hat er.«
    »Dann ist er mit Top zu der Höhle unterwegs, der dreimal verdammte Kerl ­ und ich hatte sie entdeckt, ich …! Möchte Top ihn umbringen, ich gönn’s dem Schuft.«
    »Du Esel. Aber wenn Jim etwa meint, er kann die Beute allein machen, so ist’s mit diesem Traum jedenfalls aus. Ich hänge mich jetzt an seine Fersen.«
    »Das ist immerhin ein Gedanke. Komm, ich geb’ dir das Pferd und die Büchse und den Revolver, das Messer und eine Cowboykleidung, so eine hast du noch nicht mal gesehen, geschweige denn je angehabt. Aber betrüge mich nicht! Du bist immer davon abhängig, daß du hier deine Munition kriegst!«
    Damit war das Gespräch beendet.
    Charlemagne war bei seinem Entschluß, den er großspurig verkündet hatte, doch nicht recht wohl. Bens Angst hatte etwas auf seine eigene Gemütsstimmung abgefärbt. Er ging noch einmal zurück zum Fluß, bis zum Anfang der Fährten Jims und Tops. Wie einfach wäre es doch gewesen, hinter ihnen herzuschleichen! Aber Charlemagne glaubte Jims Blick noch einmal zu sehen und machte kehrt. Er konnte sich auch seinen gesamten Plan noch überlegen. Noch war nichts geschehen, nichts war entschieden, nichts war festgelegt. Aber Charlemagne wurde gut ausgerüstet, mit allem, was ein Mann im wilden Westen brauchte. Das hatte er auf alle Fälle erreicht. Der Jäger besichtigte das Pferd, das Ben anbot, verlangte ein besseres und erhielt es auch. Er schlüpfte in den neuen Lederanzug, den Ben ihm

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