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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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dachten in stillem Einverständnis das gleiche, ohne ein Wort darüber zu sagen, und stärkten auch auf diese Weise ihre Freundschaft.
    Eine neue Möglichkeit tat sich auf, als Kluge Schlange erklärte, er wolle sich vor den großen Herbstjagden noch Munition für seine Büchse bei Old Abraham holen. Krumm gehender Wolf und Dunkler Rauch sprachen die Absicht aus, Kluge Schlange zu begleiten. Sie wollten die Station kennenlernen, und vielleicht hegten sie in einem verborgenen Winkel auch den schwer erfüllbaren Wunsch, gleich diesem Krieger zu einer Feuerwaffe zu kommen. In den Tagen, in denen über den Plan gesprochen wurde, zeigte es sich, wie gut Stark wie ein Hirsch seinen Freund Harka verstand. Er ging zum Häuptling, seinem Vater, und fragte ihn, ob Harka die Krieger begleiten und auf der Station nachforschen dürfe, ob man dort etwas von Mattotaupa oder Tashunka-witko zu hören bekommen habe. Da Harka die Sprache der weißen Männer spreche und verstehe, könne er zudem den Siksikaukriegern als Dolmetscher nützlich sein und auch ablauschen, was die weißen Männer unter sich besprächen.
    Diesen Argumenten konnte sich Brennendes Wasser nicht verschließen. Er erriet dabei die Gedanken und Wünsche seines eigenen Jungen und gestattete diesem, ebenfalls mitzureiten. Nach dem Bericht, den Kluge Schlange auf Grund seines ersten Besuches über die Station gegeben hatte, betrugen sich die weißen und roten Männer dort ruhig und verständig, wenn die weißen Männer auch zuweilen reichlich viele und reichlich laute Worte sagten.
    Die gemeinsame Freude der beiden Buben war groß und erwartungsvoll. Auf den Handelsstationen liefen viele Nachrichten zusammen, und die Hoffnung, dort etwas zu erfahren, schien beiden nicht unbegründet. Es herrschte zur Zeit Frieden zwischen den großen Stämmen nördlich des Missouri, auch Friede mit den weißen Männern, und so gab es von dieser Seite her keine Bedenken, die beiden Jungen mitreiten zu lassen.
    Harka wählte seinen Grauschimmel für den Ritt. Diesmal brauchte er keine Packtiere zu führen, und die kleine Reiterschar kam schnell voran. Schon am vierten Tage entdeckten die geübten Augen der Indianer die Station am Horizont. Am späten Nachmittag gelangten die Reiter dorthin.
    An der Handelsstation und ihrer Umgebung hatte sich in den vergangenen Monaten kaum etwas verändert. Der Wasserspiegel des Sees war unter der hochsommerlichen Hitze etwas gesunken. Das Gras war nicht mehr frisch- grün. Die Zahl der Gäste und Kunden war nur gering, da die Winterbeute schon umgesetzt und die Herbstjagden erst bevorstanden. Die drei Siksikaukrieger und die beiden Knaben ritten gleich zu dem Palisadenring und durch das Tor in den Hof ein.
    Old Abraham, der in diesen Wochen nicht viel zu tun hatte, mußte sie schon erspäht haben und begrüßte die Männer und Jungen vor dem ersten Blockhaus. Da er Indianer vor sich hatte, machte er nicht so viele Worte, wie er sie im Gespräch mit Thomas aufgewandt hatte. Er wußte sich den Sitten und Gewohnheiten seiner Gäste anzupassen. Die Ankömmlinge hatten nicht die Absicht, im Blockhaus zu kampieren und zu essen. Sie wollten sich lediglich anmelden, um sich dann, so wie die meisten indianischen Kunden, mit ihren Pferden am Seeufer niederzulassen. In den milden Nachsommertagen war es keine Strapaze, im Freien zu nächtigen.
    Am See lagerten nur einige kleine Gruppen von Indianern, Assiniboine, Blutindianer, auch Schwarzfüße anderer Stammesabteilungen, aber keine Dakota, von denen zu befürchten gewesen wäre, daß sie Harka entführen wollten.
    Nicht zu nahe der Station und auch nicht zu weit entfernt wählte Kluge Schlange einen angenehmen Uferplatz und machte es sich mit seinen Begleitern bequem. Nachdem die Pferde gesoffen hatten, wurden sie festgemacht und konnten weiden. Da es zum Abend ging, sammelten die beiden Jungen Holz und machten Feuer. Proviant hatte man sich mitgebracht, auch unterwegs noch einige Präriehühner geschossen, die jetzt gerupft und gebraten wurden. Kluge Schlange hatte nicht die Absicht, schon an diesem Abend mit Old Abraham über Munition zu sprechen. Wer handeln wollte, mußte nicht nur Waren, sondern auch Zeit mitbringen. Kluge Schlange hielt die schönen Hermelinfelle, die er zum Tausch anbieten wollte, noch sorgfältig verborgen.
    Die drei Krieger und die Jungen saßen miteinander um das Feuer und verzehrten Hühner. Nach der Mahlzeit begannen die Krieger zu rauchen. Die Jungen setzten sich unmittelbar ans

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