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Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Titel: Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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nebelgrauen Wintertage Vater und Mutter traurig machten, dann sang und pfiff er wie die Ringamseln und Zaunkönige und machte seine Eltern so fröhlich, als wär's Frühling um sie her. Und weil er alles konnte, was er aus Liebe unternahm, nannten sie ihn ›Kannalles‹. Ja, und als Kannalles groß wurde und ein weicher Bart sein Gesicht zierte, waren das Haus und die Gärten ringsumher mit allem versehen, was die drei Menschen zum Leben brauchten; sie hatten sogar mehr, als sie brauchten. Da sann Kannalles darüber nach, was er Neues schaffen könnte. Es fiel ihm aber nichts mehr ein, und er mußte öfter müßiggehen, als ihm lieb war. Da träumte ihm in einer mondhellen Nacht, er sei ausgezogen über leuchtende Firne und grüne Matten in die weite, weite Welt. Dort fand er ein wunderschönes Mädchen, das von einem dummen, bösen Riesen gefangengehalten wurde. Als Kannalles morgens aufwachte, verließ er Mutter und Vater und zog in die Welt hinaus, das schöne Mädchen zu suchen, das ihm Gott im Traume gezeigt hatte.
    Über Felsenwüsten, Firnfelder und Steinkare, durch Wälder und Sümpfe wanderte er fort, bis er zu einem steinernen Haus kam, umgeben von fruchtbarem Boden und Wiesen, darauf die schönsten Rinder weideten. Dort sah er das Mädchen genauso schön, wie er's im Traum gesehen hatte. Es war vor ein schweres Hakenholz gespannt, das ein riesiger, einäugiger Mann in den Boden drückte, um damit die schwarze Erde aufzureißen. Kannalles trat hin vor die beiden und sprach den Riesen an: ›Gib mir das Mädchen! Gott hat es mir im Traum gezeigt; ich will nicht dulden, daß du es quälst.‹ Da streifte das Mädchen die Fesseln ab, die es hielten, richtete die blauen Augen auf Kannalles und trat einen Schritt näher.
    ›Wer bist du?‹ fragte der Riese und hob den Stab gegen ihn, ›das junge Ding gehört mir!‹ ›Ich bin Kannalles‹, gab der Jüngling zurück, ›Kannalles, der alles kann.‹ ›So, der alles kann?‹ fragte der andere und lachte dumm, ›das sollst du mir beweisen. Siehst du dort die starken Rinder auf der Weide? Keines von ihnen kann ich zwingen, mir das Hakenholz zu ziehen. Kannst du's?« Da holte Kannalles Salz aus seiner Wandertasche, trat auf das stärkste Rind zu und hielt ihm das Salz vor; mit der anderen Hand kraulte er es zwischen den Hörnern, strich ihm liebkosend über den Nacken und gab ihm gute Worte. Und siehe da – es leckte am Salz und folgte ihm. Da legte er ihm die starken Riemen an, die das Mädchen abgestreift hatte, band ihm zwei Stränge um das Maul, um es zu lenken, und dann drückte er das Hakenholz in den Boden und trieb das Rind zum Ziehen an. Nun löste ihn der Riese ab. Das Rind zog stärker als das Mädchen. Kannalles aber nahm es bei der Hand und führte es unbehindert durch Wälder und Sümpfe, über Steinkare, Firne und Felsen. Er brachte das Mädchen zu Vater und Mutter. Die empfingen es mit guten Worten, Kuß und Umarmung. Kannalles baute ein neues Haus für sich und sein Weib. Sein Vater wurde alt und schwach, seine Mutter gebrechlich. Kannalles aber und seine Frau sorgten für die alten Eltern und ließen es an nichts fehlen.
    Im Haus der Jungen aber wuchsen Kinder heran, pausbackig wie die Äpfel im Sonnenschein. Und zeitlebens hatte Kannalles vollauf zu tun, daß es allen, die er liebte, gut ging. Und so wurde Kannalles ein glücklicher Mann.«
    In diesem Märchen hatte Eva alles ausgedrückt, was sie im Herzen wünschte. Ihrem Sohn aber hatte sie ein Vorbild in die Seele gesenkt: Er sollte sich als Kannalles erweisen.
    Und tatsächlich: Hans sann darüber nach, wie er der Mutter die Arbeit am Webstuhl noch mehr erleichtern könnte. Sie sollte beide Hände für die Führung der Webnadel freibekommen, und der Webkamm sollte sich mit dem Fuße heben und senken lassen. Jetzt, wo Hans mit dem Hebel umzugehen wußte, schien es ihm leicht, Tritthölzer und Hebel so anzubringen, daß der Webkamm, von den Füßen bewegt, sich heben und senken konnte. In wochenlanger Arbeit baute er aus geraden Prügeln ein festes Gestell, das alles zu tragen hatte: den Webrahmen mit den gespannten Längsfäden; den Webkamm mit den Litzen, durch deren Öhre die Zweierfäden gespannt waren; oben den zweiarmigen Hebel, an dessen vorderem Arm der Webkamm hing, während an seinem hinteren Ende die Zugschnur zum linken Trittholz hinabführte. Das rechte Trittholz verband er durch eine Schnur mit dem unteren Rande des Webkammes, so daß dieser durch einen Tritt gesenkt werden

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