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Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)

Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)

Titel: Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Chiang
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wie den Namen für die Elemente, kamen wir weiter. Nach einigen Versuchen, ihnen das Periodensystem zu vermitteln, verstanden die Heptapoden, was wir ihnen zeigten. Doch bei allem, was auch nur etwas abstrakter war, hätten wir genau so gut Kauderwelsch reden können. Wir versuchten, elementare physikalische Eigenschaften wie Masse und Geschwindigkeit zu demonstrieren, um die entsprechenden Heptapoden-Begriffe zu erfahren, aber jedes Mal baten sie uns darum, präziser darzustellen, was wir meinten. Um Wahrnehmungsverzerrungen auszuschließen, die mit einem bestimmten Übermittlungsmedium zusammenhängen mochten, versuchten wir es mit praktischen Demonstrationen sowie mit Strichzeichnungen, Fotos und Animationen, doch nichts funktionierte. Aus ergebnislosen Tagen wurden Wochen, und den Physikern schwand alle Hoffnung.
    Im Gegensatz dazu erzielten die Linguisten bessere Resultate. Wir kamen gut damit voran, die Grammatik der gesprochenen Sprache, Heptapod A, zu entschlüsseln. Wie erwartet folgte sie keinem menschlichen Sprachmuster, ließ sich aber dennoch begreifen: Die Wortfolge unterlag keinen Regeln, auch dann nicht, wenn es sich um die Satzglieder von Konditionalsätzen handelte, und war damit im Unterschied zu allen menschlichen Sprachen »universell«. Anscheinend hatten die Heptapoden auch keine Hemmungen, viele Sätze ineinander zu verschachteln, was bei Menschen leicht dazu führt, dass sie die Übersicht verlieren. All das war zwar eigenartig, entzog sich aber nicht grundsätzlich jedem Verständnis.
    Sehr viel interessanter waren die jüngsten Entdeckungen zu den morphologischen und grammatikalischen Eigenheiten von Heptapod B, die ausschließlich auf deren zweidimensionaler Anordnungsweise beruhten. Je nach Deklination eines Semagramms wurde seine Beugung durch die Krümmung eines Strichs, seiner Dicke oder die Art seines Wellenverlaufs bestimmt, oder – neben anderen Methoden – durch die Variation der relativen Größe zweier Wortstämme, ihren Abstand zu einem anderen Wortstamm oder ihre Ausrichtung. Dabei handelte es sich um nicht-segmentierbare Grapheme, die man nicht von dem übrigen Semagramm trennen konnte. Im Unterschied zu der Verwendung solcher Eigenschaften bei menschlicher Schrift, hatten sie hier nichts mit kalligrafischem Stil zu tun. Die Bedeutung der Semagramme war bei Heptapod B durch eine konsistente und unzweideutige Grammatik bestimmt.
    Immer wieder fragten wir die Heptapoden, warum sie gekommen waren. Jedes Mal antworteten sie: »um zu sehen« oder »um zu beobachten«. Manchmal zogen sie es tatsächlich vor, uns still zu betrachten, statt auf unsere Fragen einzugehen. Vielleicht waren sie Wissenschaftler, vielleicht auch Touristen. Das Außenministerium hatte uns eingetrichtert, so wenig wie möglich über die Menschheit zu enthüllen, für den Fall, dass diese Informationen bei zukünftigen Verhandlungen zu unserem Vorteil verwendet werden konnten. Wir fügten uns, was uns nicht besonders schwerfiel: Die Heptapoden stellten niemals irgendwelche Fragen. Egal, ob sie Wissenschaftler oder Touristen waren, besonders neugierig wirkten sie nicht.
     
    Ich erinnere mich, wie wir einmal in ein Einkaufszentrum fahren werden, um für dich neue Kleider zu kaufen. Du wirst dreizehn sein. Du wirst dich, ganz Kind, völlig unbefangen auf den Beifahrersitz lümmeln, und einen Augenblick später wirst du, wie ein Fotomodell, deine Haare mit einstudierter Lässigkeit zurückwerfen.
    Während wir parken, wirst du mir einige Anweisungen erteilen. »Also, Mom, gib mir eine der Kreditkarten, und wir treffen uns dann in zwei Stunden wieder hier am Eingang.«
    Ich werde lachen. »Auf keinen Fall. Die Kreditkarten bleiben schön bei mir.«
    »Das meinst du doch nicht ernst!« Die Verzweiflung wird dir ins Gesicht geschrieben stehen. Wir werden aus dem Wagen steigen, und ich werde auf den Eingang des Einkaufszentrums zugehen. Als du begreifst, dass ich nicht nachgeben werde, wirst du rasch deine Vorgehensweise ändern.
    »Okay, Mom, okay. Du kannst mich begleiten, aber bleib immer hinter mir, damit es nicht so aussieht, als ob wir zusammengehören. Wenn wir irgendwelchen Freunden von mir begegnen, werde ich stehen bleiben und mit ihnen plaudern, aber du wirst einfach weitergehen, okay? Ich komme dann nach.«
    Ich werde stehen bleiben. »Wie bitte? Ich bin doch nicht dein Hausdiener oder irgendeine entfernte Verwandte, für die du dich schämen musst.«
    »Aber Mom, ich kann mich nicht mit dir zusammen

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