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Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)

Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)

Titel: Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Chiang
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Werkzeugarme steuerte, die hinter meinem Kopf endeten, und dabei durch das Periskop mein Werk beobachten. So war ich in der Lage, mein eigenes Gehirn zu sezieren.
    Mir ist klar, dass sich diese Idee äußerst verrückt anhört, und ich wäre von meinen Kollegen an der Umsetzung meines Vorhabens gehindert worden, hätte ich ihnen davon erzählt. Jemand anderen zu bitten, sein Leben für diese anatomische Untersuchung zu riskieren, kam für mich nicht infrage, und lediglich das passive Objekt einer solchen Operation zu sein, hätte mich ebenso wenig zufriedengestellt. So blieb mir keine andere Möglichkeit, als mich selbst zu sezieren.
    Ich besorgte mir ein Dutzend gefüllter Lungen und schloss sie an ein Verteilerrohr an. Diese Lungenbatterie platzierte ich unter dem Tisch, an dem ich arbeiten würde, und verband sie mit dem Bronchialstutzen in meiner Brust. So war ich sechs Tage lang mit Luft versorgt. Für den Fall, dass ich mein Experiment nicht innerhalb dieses Zeitraums zum Abschluss bringen konnte, hatte ich einen Kollegen gebeten, mir am Ende der sechstägigen Frist einen Besuch abzustatten. Aber ich ging davon aus, dass es mir nur dann nicht gelingen würde, die Operation rechtzeitig zu beenden, wenn ich dabei versehentlich meinen eigenen Tod herbeiführte.
    Ich begann damit, die gewölbte Platte, die meinen Scheitel bis zur Kopfrückseite bedeckt, sowie die flacheren Seitenplatten links und rechts zu entfernen. Lediglich meine Gesichtsplatte blieb in ihrer Halterung verankert, und ihre Innenseite konnte ich durch mein Periskop nicht sehen. Was ich dagegen sah, war mein nun offenliegendes Gehirn. Es bestand aus etwa einem Dutzend kleinerer Komponenten, deren Äußeres aus kompliziert geformten Schalen bestand. Als ich das Periskop auf die feinen Fugen ausrichtete, die diese Schalen trennten, konnte ich einen ersten Blick auf die wundersamen Mechanismen in ihrem Innern werfen. Obwohl ich nicht viele Einzelheiten erkennen konnte, war dies doch die schönste und komplexeste Maschine, die ich je gesehen hatte; sie war jeder von Menschen gemachten Apparatur derart weit überlegen, dass sich ihr göttlicher Ursprung nicht anzweifeln ließ. Was ich sah, war sowohl aufregend, als auch verwirrend, und mit einem leichten Schwindelgefühl gab ich mich einige Minuten lang dem reinen ästhetischen Genuss dieses Anblicks hin, bevor ich mit meiner Erkundung fortfuhr.
    Im Allgemeinen wurde angenommen, dass das Gehirn aus einem zentralen Apparat bestand, in dem die eigentlichen Denkvorgänge stattfanden, der wiederum von mehreren Komponenten umgeben war, in denen die Erinnerungen gespeichert wurden. Was ich sehen konnte, schien diese Theorie zu bestätigen, denn die außen liegenden Komponentencluster schienen einander zu gleichen, während die Komponenten im Inneren unterschiedlicher aussahen, heterogener waren und aus mehreren beweglichen Teilen bestanden. Allerdings lagen diese Komponenten zu dicht beieinander, sodass ich die Vorgänge in ihnen nicht genauer beobachten konnte. Wollte ich mehr herausfinden, musste ich näher herangelangen.
    Die peripheren Komponentencluster verfügten über einen eigenen Luftspeicher, der aus einer Leitung gespeist wurde, die von einem Regler an der Basis meines Gehirns dorthin führte. Ich richtete mein Periskop auf den hintersten Komponentencluster aus und ersetzte mithilfe meiner Präzisionsinstrumente die zuführende Luftleitung durch ein längeres Verbindungsstück. Diese Prozedur hatte ich unzählige Male geübt, sodass ich in der Lage war, sie in wenigen Augenblicken durchzuführen. Trotzdem war ich unsicher, ob ich den Leitungswechsel schnell genug vornehmen konnte, bevor der Luftspeicher der Komponentencluster erschöpft war. Erst als ich beruhigt feststellte, dass die Tätigkeit der Komponentencluster nicht ausgesetzt hatte, wagte ich es, meine Arbeit fortzusetzen. Die längere Luftleitung richtete ich so aus, dass ich das, was in der Fuge hinter dem Komponentencluster lag, genauer in Augenschein nehmen konnte. Dort fand ich weitere Leitungen, welche den Komponentencluster mit seinen Nachbarn verbanden. Mit den feingliedrigsten Präzisionsinstrumenten wagte ich mich in den Spalt hinein und tauschte eine Leitung nach der anderen gegen längere aus. Schließlich hatte ich mich um den ganzen Komponentencluster herumgearbeitet und alle Leitungen ausgewechselt, die ihn mit dem Rest meines Gehirns verbanden. Nun konnte ich den Komponentencluster von dem Rahmen, an dem er befestigt war,

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