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Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)

Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)

Titel: Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ted Chiang
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lösen und die ganze Einheit aus dem hinteren Teil meines Kopfes herausnehmen.
    Natürlich war es möglich, dass ich mit diesem Eingriff meine Denkfähigkeit beeinträchtigt hatte, doch einige einfache mathematische Probeaufgaben bestätigten, dass ich unverletzt geblieben war. Nun, da einer der Komponentencluster an einem Gerüst oberhalb meines Kopfes befestigt war, hatte ich freie Sicht auf den Denkapparat im Zentrum meines Gehirns, aber immer noch nicht genug Platz, um die Mikroskoperweiterung für eine nähere Inspektion auszurichten. Um die Vorgänge in meinem Gehirn genauer zu untersuchen, musste ich mindestens ein halbes Dutzend weiterer Unterkomponenten entfernen.
    Mit mühseliger Sorgfalt wiederholte ich die Prozedur, die Leitungen anderer Komponentencluster auszuwechseln, und verlegte eine Komponente weiter nach hinten, zwei andere nach oben und zwei weitere zur Seite hin, und befestigte schließlich alle an dem Gerüst, das meinen Kopf umgab. Als ich damit fertig war, sah mein Gehirn aus wie eine Explosion einen Sekundenbruchteil nach der Detonation, und als mir das bewusst wurde, überkam mich erneut ein Schwindelgefühl. Immerhin lag nun mein Denkapparat frei auf einer Säule aus Luftleitungen und Schaltstangen, die in meinen Torso hinabführten. Nun hatte ich genug Platz, um mein Mikroskop in Stellung zu bringen und es um dreihundertsechzig Grad zu drehen, um das Innere der Komponentencluster, die ich entfernt hatte, zu begutachten. Was ich da sah, war ein Mikrokosmos goldener Mechanismen, eine Landschaft aus kleinsten sich drehenden Walzen und sich auf- und abbewegender Zylinder.
    Als ich über diesen Anblick nachdachte, fragte ich mich, wo denn nun eigentlich mein Körper war. Die Verbindungsstücke, die es mir gestatteten, alles zu betrachten und daran zu arbeiten, unterschieden sich nicht von den Komponenten, die meine Augen und Hände mit meinem Gehirn verbanden. Ersetzten die Präzisionsinstrumente für die Dauer des Experiments nicht meine Hände? Und waren die Vergrößerungslinsen am Ende des Periskops nun nicht meine Augen? Ich war eine umgestülpte Person, und mein kleiner, fragmentierter Körper befand sich in der Mitte meines eigenen Gehirns. In dieser unwahrscheinlichen Anordnung begann ich damit, mich selbst zu erforschen.
    Ich wandte mein Mikroskop einem der Komponentencluster zu, die meine Erinnerungen enthielten, und studierte seine Gestalt. Ich erwartete nicht, meine Erinnerungen entziffern zu können, sondern wollte lediglich in Erfahrung bringen, wie sie aufgezeichnet wurden. Wie ich angenommen hatte, fand ich keine Anordnung unzähliger Blattmetallseiten vor, konnte aber zu meiner Überraschung auch keine Zahnräder oder Schalter erkennen. Stattdessen schien der Komponentencluster fast vollständig aus einer Reihe von Luftröhrchen zu bestehen. In den Zwischenräumen zwischen den Röhrchen erhaschte ich einen Blick auf Wellen, die sich durch das Innere fortbewegten.
    Bei stärkerer Vergrößerung und sorgfältiger Betrachtung sah ich, wie sich die Röhrchen zu Kapillaren verzweigten, die mit einem engen Drahtgeflecht verwoben waren, an welchem Goldplättchen hingen. Die aus den Kapillaren austretende Luft hielt diese Plättchen in unterschiedlicher Position. Das waren keine Schalter im herkömmlichen Sinn, denn ohne den steten Luftstrom verharrten sie nicht in ihrer Stellung, aber ich vermutete, dass dies die Vorrichtung war, nach der ich gesucht hatte – das Medium, das Erinnerungen aufzeichnete. Die Wellenbewegungen, die ich sehen konnte, mussten Erinnerungsvorgängen entsprechen, bei dem das Arrangement der Plättchen ausgelesen und zurück an den Denkapparat übermittelt wurde.
    Mit diesen neuen Erkenntnissen gewappnet, richtete ich das Mikroskop nun auf den Denkapparat selbst. Hier konnte ich ebenfalls ein Drahtgeflecht erkennen, das aber keine in einer bestimmten Position gehaltene Plättchen trug; stattdessen bewegten sich die Plättchen hier ständig vor und zurück, fast zu schnell, um den Bewegungen folgen zu können. Tatsächlich schien das Innere des Denkapparates in ständiger Bewegung zu sein und mehr aus Plättchen denn aus Luftkapillaren zu bestehen, und ich fragte mich, wie die Luft auf sinnfällige Weise zwischen all den Goldplättchen verteilt wurde. Viele Stunden lang untersuchte ich die Plättchen, bis ich begriff, dass sie selbst die Rolle von Luftkapillaren spielten. Die Plättchen bildeten temporäre Leitungen und Ventile, die lange genug bestanden, um

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