Die Hölle lacht
…«
»Wie? Wie sollen wir ihn hineinstoßen?«
»Das weiß ich auch nicht«, rief Sonja verärgert. »Noch nicht, jedenfalls. Vielleicht reicht uns die Zeit …«
»Er hat sich befreit!« rief ein Soldat.
Der Othalus war aus dem Geröllhaufen gestiegen und kam nun über die Lichtung auf sie zu.
»Holt die Leichen!« befahl Hubarthis hastig. »Helft alle mit. Legt eine hierher, die nächste fünf Meter weiter und so fort, rund um den Teich bis zum Wasserfall. Beeilt euch!«
Die Männer rannten. Zwei zerrten eine Leiche in die Mitte der Lichtung, zwei andere die nächste ans Teichufer zwei weitere eine fünf Meter entfernt an den Teich. Einer zerrte Betos’ Leiche heran.
Desmos sah es, genau wie Hubarthis. Des Obersts Stimme klang auf grimmige Weise mitfühlend. »Desmos?«
Aber Desmos’ Gedanken waren anderswo. »Feuer«, murmelte er. »Hubarthis, lasst alle Pfeile einsammeln, vor allem die mit den Fackelenden.«
»Können Flammen ihm denn etwas anhaben?« erkundigte sich Sonja erstaunt.
»Wer weiß«, antwortete Desmos. »Er ist aus Lehm, der trocknen und dann zerbröckeln kann.«
»Zünden wir den Wald an!« schlug Hubarthis vor.
»Zu gefährlich«, entgegnete Sonja.
»Aber Feuer könnte ihn vermutlich wirklich zum Zerbröckeln bringen«, bestand Desmos.
»Vielleicht, aber wir müssen jetzt weg von hier!«
Der Othalus näherte sich langsam der ersten Leiche. Er blieb vor ihr stehen, stieg darauf und begann sie aufzusaugen. Sonja stieß eine Verwünschung hervor. »Erlik! Kann er wirklich vernichtet werden?« Sie drehte sich um. »Hubarthis! Seht!«
Lobor und ein paar Männer der Schiffsbesatzung kamen in Sicht. Wie angewurzelt blieben sie stehen, als sie die, Lichtung erreichten und den Othalus sahen. Hubarthis rannte zu ihnen.
»Was ist denn das?« rief Lobor entsetzt. »Was geht hier vor? Mitra, seht euch dieses Ungetüm an!«
»Der Zauberer hat es erschaffen«, erklärte Hubarthis hastig. »Wir glauben, dass Feuer es vernichten könnte.«
»Zurück zum Lager!« befahl Lobor einigen seiner Männer. »Holt die Ölkrüge.« Er wischte sich verstört die Hände. »Schnell, beeilt euch!«
Sie waren durch den seichten Bach am Ostende des Teiches gewatet. Entgegen Sonjas Hoffnung löste das ihnen folgende Lehmungeheuer sich nicht im Wasser auf. Nun näherten sie sich dem Wasserfall.
»Wächst er etwa gar?« rief Sonja laut über das Rauschen hinweg. »Oder bilde ich es mir bloß ein?«
Desmos strich sein vom spritzenden Wasser nasses Haar zurück. »Nein, Ihr täuscht Euch nicht. Jede Leiche, die er aufnimmt, verleiht ihm mehr Masse.«
Das Ungeheuer kam nun auf den letzten Toten zu. Es bewegte sich immer noch langsam und etwas unbeholfen, knickte Bäumchen und zertrampelte Büsche. Stampfend gelangte es zu dem hohen Felssims, das das Nordufer des Teiches bildete, wo das Wasser aus dem Spalt im Schwertschädel herabtoste. Ein kleiner Regenbogen schillerte am Fuß des Wasserfalls.
Hinter Sonja und Desmos, am Rand der sonnenhellen Lichtung, standen Hubarthis und Lobor mit seinen Männern. Einige Soldaten hielten Pfeile zum Anzünden bereit, andere Tierdärme und Lederbeutel voll Öl.
»Gleich ist er bei der letzten Leiche!« rief Sonja ihnen zu.
»Näher!« brüllte Hubarthis. Seine Bogenschützen kamen heran.
Der Othalus blieb stehen. Ein Wenig des gischtenden Wassers bespritzte ihn. Sonja fluchte. Obgleich der Lehmmann sich offenbar nicht gerade mit menschlicher Intelligenz zu benehmen schien, fragte sie sich doch, ob Athus Geist in ihm nicht vielleicht ihren Plan erraten hatte.
»Verdammt!« brüllte sie. »Verdammt! Verdammt! Verdammt!«
»Pfeile absch …«, begann Hubarthis, als Desmos ihn unterbrach.
»Nein, nicht schießen!« rief er.
Sonja blickte ihn an. »Desmos, versucht nicht …«
»Nicht schießen!« rief Desmos erneut und rannte los.
Er raste über die Lichtung auf den Othalus zu, der sein Herankommen zu spüren schien. Einmal rutschte Desmos auf den glitschigen, glatten Steinen aus, fing sich jedoch und lief weiter.
»Noch nicht schießen!« befahl nun Hubarthis seinen Männern.
Sonja drängte es danach, Desmos nachzulaufen – aber was wäre damit erreicht? Könnte sie, was getan werden musste, besser machen als Desmos?
Desmos hielt an, um Schösslinge abzuhacken. Er schnitt hastig die Zweige davon ab und spitzte die so gewonnenen Stöcke zu. Dann stieß er die Spitzen in die letzte Leiche am Rand des Wasserfalls, bis die Stockenden gut mit Blut bedeckt
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