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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Späher aufgestellt, alles Männer, denen er befohlen hatte, nach genau diesem besorgniserregenden Zeichen Ausschau zu halten. Das Problem war natürlich folgendes: Zwar hatte er die gewünschte Warnung erhalten, aber was zum Teufel sollte er damit anfangen?
    »Zurückweichen und neu formieren!«, brüllte er so laut, dass seine Stimme selbst den Schlachtenlärm übertönte. Unwillkürlich zuckte er zusammen. Wenn sie jetzt zurückwichen, würden sie der Armee der Schlange erlauben, sich von dem Angriff zu erholen, und er bedauerte jede Sekunde, die seine Männer dem Feind nicht zusetzten. Aber er wusste auch, dass das, was da auf sie zukam, jenseits aller Erfahrung, ja, jenseits des Horizontes der meisten Krieger war. Wenn sie überleben wollten, ganz zu schweigen vom Sieg, mussten sie als Einheit kämpfen, selbst wenn es bedeutete, dem Feind die Gelegenheit zu geben, es ebenfalls zu tun.
    »Verteidigungslinien!«, schrie Losalis und unterdrückte seine Zweifel, damit er besser mit denen seiner Soldaten zurechtkam. »Schildwall, wo das Gelände es erlaubt! Die Bogenschützen nach hinten!« Gebieterisch deutete er mit dem Zeigefinger auf den Befehlshaber der Oger. »Davro! Bezieh mit deinen Leuten bei den Bogenschützen Stellung! Du bist die Reserve!«
    Davro nickte und gab den Befehl in der scharfen, gutturalen Sprache seines Volkes weiter.
    Die Männer stürmten über das freie Gelände und den knirschenden Schnee, ihre Herzen hämmerten, und sie schwitzten trotz der kalten Luft, doch sie schüttelten sich nicht, weil ihnen kalt war, sondern wegen dieser bedrohlichen Nebelwolken, die von den Zinnen herunterquollen und selbst gegen den Wind vorrückten. Der Nebel gefror, als er sich näherte, die Spitze wand sich aufgeregt und schien zu blubbern, wellte sich gar an den Ecken. Eine Woge aus Bösartigkeit eilte ihm voraus, ein unheiliger Herold des tödlichen Meisters. Hier und da tauchten blutunterlaufene Augen oder fahle, zupackende Hände aus dem Nebel auf, die er nicht ganz zu verbergen vermochte. Etliche von Losalis’ Männern, die nicht so schnell laufen konnten, verschwanden erschreckend schnell, sobald der Nebel über sie hinwegkroch. Ihre furchtsamen, ohrenbetäubenden Schreie schienen nicht enden zu wollen …
    Dann tauchten sie auf: menschenartige Gestalten aus dem Nebel. Sie hatten blasse Haut, gerötete Augen und zogen Nebelspuren nach sich. Beim Gehen hinterließen sie unendlich lange Reihen von blutigen Fußabdrücken in dem weißen Schnee. Diese nebelartigen Formen wurden zu Schatten, die Schatten manifestierten sich zu menschenartigen Gestalten, während sie eine nach der anderen aus dem immer lichter werdenden Nebel auftauchten. Die Letzten traten über die blutleeren Leichen der Männer, die sie abgeschlachtet hatten. Sie waren klein, hager und stämmig, sowohl Männern als auch Frauen waren unter ihnen, aber sie hatten alle dunkle Haare und blasse Haut.
    In den Reihen hinter Losalis wimmerten etliche Soldaten, andere keuchten. Selbst der General biss die Zähne zusammen, packte den Griff seines Säbels fester und befahl seinen Füßen mit Muskeln, schwer wie Stein, und ehernem Willen, nicht wegzulaufen.
    Als Corvis, Davro und Seilloah zuvor gegen einen von Mithraems Handlangern gekämpft hatten, hatten sie das Glück gehabt, einem seiner Soldaten allein gegenüberzutreten. Hier jedoch hatte sich die komplette Legion zusammengeschart und trat mit aller Macht auf. Das Entsetzen, das sie in die Schlacht brachten, während sie wütend um sich schlugen, war nicht nur ein Gefühl, sondern geradezu etwas Körperliches, ein Feind, der nicht weniger real war als die Untoten selbst. Die Männer, die sich ihnen entgegenstellten, zitterten am ganzen Leib, als sie sich verteidigten, und hätten diese Furcht ebenso wenig abschütteln können wie ein junger Rehbock, der seinen Fluchtreflex einfach ignoriert, obwohl der Wolf unmittelbar vor ihm auftaucht.
    Dann war sich Losalis plötzlich Seilloahs Gegenwart bewusst, die neben ihm stand, das Gesicht verzerrt von Furcht. Aber auch sie wich nicht zurück. Ihre Finger zuckten, und ihre Lippen bewegten sich lautlos. Als die ersten Feinde nur noch wenige Schritte entfernt waren, trat sie vor und ließ ein mattes Pulver aus der Faust rieseln, das den Schnee mit einem dünnen schwarzen Mantel bedeckte.
    Augenblicklich ließ die Furcht nach. Sicher, die Männer starrten dem unerbittlichen Feind immer noch erschüttert entgegen, aber das lähmende Entsetzen war

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