Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
Schaft, den sie in der anderen Faust hielt, in ihren Widersacher.
Ob Ellowaine die Erste auf dem Schlachtfeld war, die sich an die Legenden erinnerte und die Endlosen Legionen mit Holz statt mit Stahl angriff, konnte später keiner mehr sagen. Jedenfalls war sie es, die es als Erste Losalis meldete, gleich nach der Schlacht. Sie sagte ihm, dass diese Taktik ebenso wirkungsvoll war, wie die Legenden behaupteten.
Ein schrilles Keifen ertönte, kaum hörbar zunächst, das aus dem weit aufgerissenen Mund des Buckligen drang. Jetzt war es ihr Widersacher, der zurückwich. Er hielt den Morgenstern schlaff in einer Hand, während er mit der anderen zaghaft an dem Schaft zupfte, der ihm aus der Brust ragte, als hätte er Angst, ihn zu berühren.
Noch hätte Ellowaine vielleicht nicht verstanden, warum sich ihr Schicksal auf einmal gewendet hatte, sie hatte angenommen, dass der Schlag entweder das Monster töten oder keinerlei Wirkung zeigen würde, aber sie erkannte die Furcht in den Augen ihres Widersachers. Daher sprang sie erneut vor, diesmal mit der verbliebenen Axt, zertrümmerte der Bestie das Schlüsselbein und bearbeitete ihren Oberkörper mit einer ganzen Salve von Hieben, die klangen wie knisterndes Lagerfeuer.
Wieder quoll schwarzes, zähes Blut aus der Wunde und ließ die Kreatur in einer Pfütze von Fäulnis versinken. Aber diesmal war es anders, als der flüssige Leichnam, aus dessen Schleim im Körper immer noch der Holzschaft herausragte, auf dem Boden auftraf. Nebel bildete sich, wie immer, aber diesmal war eindeutig etwas nicht in Ordnung. Die dunstigen Tentakel schlängelten sich vorwärts, als müssten sie unbedingt einen neuen Leichnam suchen, aber der größte Teil des Nebels klebte störrisch an dem Holz, als würde er von einer geradezu magnetischen Anziehungskraft dort festgehalten, die er nicht verstehen konnte. Während etlicher Sekunden umschloss der Nebel den Schaft, der seine Farbe von einem dunklen Braun zu einem widerlichen Schwarz änderte. Und dann, mit einem schwachen Jammern, das irgendwie verloren im Kopf der Kriegerin widerhallte, zerbröselte der verrottete Schaft zu schwarzem Staub. Die Kreatur erhob sich nicht wieder.
Erst jetzt, als sie keuchend inmitten einer Insel relativer Ruhe stand, begriff Ellowaine, dass eines der Geräusche, die sie nur wenige Augenblicke zuvor, auf dem Höhepunkt ihres tödlichen Kampfes, gehört hatte, das Hornsignal des Herolds war.
Ellowaine schnappte heftig nach Luft, schob die Faustaxt in den Ring an ihrem Gürtel und rannte ihren sich zurückziehenden Gefährten hinterher.
»Also«, sagte Losalis nachdenklich, nachdem sich die Zeltplanen wieder hinter dem Rücken von Ellowaine, Teagan und Ulfgai geschlossen hatten, »das ist auf jeden Fall … au! … interessant. Es sollte nützlich sein, wenn wir es erneut mit diesen Kreaturen zu tun bekommen, obwohl das nach wie vor nichts ist … autsch! … worauf ich mich freue. Und es könnte … verflucht! … erklären, warum sie uns nicht bis ins Lager verfolgt haben.«
Seilloah schnaubte, während sie eine übel aussehende, aber insgesamt eher harmlose Schnittwunde am Arm des großen Kriegers versorgte. »Es hätte dir nicht geschadet, wenn du mir erlaubt hättest, die Stelle vorher zu betäuben«, erinnerte sie ihn erbarmungslos.
»Tut mir leid«, murmelte der General, obwohl er kaum zerknirscht klang. »Ich mag es nicht, wenn ich nicht spüre, was man mit mir macht.«
»Losalis, du siehst mir die ganze Zeit dabei zu.« Sie zog die Nähte fest, und die Wunde verzerrte sich, so dass es aussah, als würde sie Seilloah sardonisch angrinsen. Dann schob sie erneut die Nadel durch die Wundränder. »Du müsstest blind, taub und vermutlich auch tot sein, wenn du nicht merken würdest, was ich mit dir tue.«
»Aber ich würde es nicht fühlen. Das wäre nicht dasselbe.«
Die Hexe seufzte. »Es sind deine Schmerzen.«
»Danke sehr.«
»Ich wünschte, ich besäße noch die Kraft, dies hier mit Magie zu tun«, erklärte Seilloah ihm etwas freundlicher. »Es wird eine Weile wehtun, und ganz bestimmt bleibt eine Narbe zurück.«
Losalis zuckte mit den Schultern, was der Hexe einen leisen Fluch entlockte, weil ihr dabei die Nadel fast aus der Hand gerissen wurde. »Mit ein paar Narben mehr kann ich gut leben, außerdem gibt es andere, die deine Magie weit dringender brauchen als ich.«
Sie verfielen in erschöpftes Schweigen, das nur von Losalis’ gelegentlichen Ausrufen unterbrochen wurde. Seltsam,
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