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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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angefleht hätte, alles zu sagen, was ihn retten konnte, wäre die Vorstellung, eine Lüge über seine Frau zu verbreiten, eine Verneinung von allem gewesen, wofür er gekämpft hatte. Wenn er jetzt seine Familie verleugnete, hätte er genauso gut zu Hause bleiben und Audriss in Ruhe weitermarschieren lassen können.
    Also sagte er Jassion die Wahrheit, und der Baron explodierte. Er hatte Schaum vor dem Mund, und das, was er von sich gab, ähnelte keiner menschlichen Sprache mehr. Primitive Urlaute hallten durch das Verlies, wurden von den Felswänden zurückgeworfen. Corvis bezweifelte nicht, dass sein Leben auf der Stelle geendet hätte, hätte nicht einer der Männer des Barons seinen Lehnsherren von dieser blutigen Masse auf dem Boden weggezogen. Schließlich gab es noch andere, die auf die Gelegenheit warteten, mit Corvis Rebaine »sprechen« zu können. Also wurde Jassion weggeschleppt, fauchend und um sich spuckend, bis er sich beruhigt hatte.
    Von diesem Moment an kümmerte sich Jassion nicht mehr um Corvis’ Antworten. Er stellte seine Fragen in einem monotonen Tonfall, eine reine Formalität, und griff nach einem eisernen Handschuh oder einem Prügel oder einem Messer, noch bevor der Gefragte zu Ende gesprochen hatte. Die Fragen waren nur noch ein Vorwand und eine Herausforderung. Wie viel Schmerz konnte ein Mensch ertragen, bevor sein Körper endlich aufgab?
    Die in Dunkelheit gehüllte Gestalt, die auf dem schmutzigen Steinboden lag, zuckte zusammen, als sie das Schlurfen von Schritten im Gang hörte und das flackernde Licht von Fackeln unter der Tür hindurchdrang. Sie stemmte sich unter Schmerzen vom Boden hoch und kroch in die hinterste Ecke der Zelle.
    Seine Augen, genauer, sein linkes Auge, denn das rechte war komplett zugeschwollen, zuckte mehrmals, als das Schloss geöffnet wurde. Draußen vernahm er Stimmen, eine davon gehörte Jassion. Die andere jedoch war ein Mysterium. Sie schien einen schwachen, fernen Akkord in Corvis’ Erinnerung anzuschlagen, aber es war schon zu lange her, als dass er sie hätte zuordnen können.
    »… verschwendet Eure Zeit«, stieß Jassion wütend hervor. »Seit wir ihn hier unten haben, hat er kein einziges wahres Wort gesagt! Dass Ihr ihn persönlich verhört, ist absolut …«
    »Notwendig«, unterbrach die andere Stimme ihn. »Es passieren merkwürdige Dinge, Baron Jassion, und mir kommen ungewöhnliche Berichte zu Ohren. Vor allem, was den Fall von Pelapheron angeht. Falls …« Das schwerfällige Schloss öffnete sich mit einem letzten Klicken, und Corvis zuckte unwillkürlich vor dem Licht zurück.
    Jassion trug die übliche schwarze Rüstung ohne weiteren Schutz gegen die Kälte des Kerkers und trat als Erster ein. Der Mann, der ihm folgte, sah sehr gepflegt aus, und sein Gesicht wurde von dem gestutzten blonden Bart eher betont als versteckt. Seine Kleidung war fast gänzlich weiß und mit marineblauen Nähten geschmückt. Corvis hatte ihn zwar nicht an der Stimme erkennen können, aber er erkannte diesen Mann aufgrund von Beschreibungen.
    Der Neuankömmling blickte auf sein schmutziges, blutiges Gegenüber, das sich so gerade hielt, wie seine Verletzungen es ihm gestatteten. Dann nickte er, und seine Stimme war die Verkörperung von Höflichkeit. »Lord Rebaine.«
    Obwohl sein Hals bei der Bewegung schmerzte, erwiderte Corvis das Nicken. »Euer Gnaden.«
    Lorum lächelte schwach. »Ihr kennt mich?«
    »Ich habe von Euch gehört.« Der Gefangene hustete. Es war ein rasselndes Geräusch, und die Faust, die er eilig vor den Mund gehoben hatte, war von einer dünnen Schicht Blut überzogen. »Ihr werdet mir verzeihen, wenn ich mich nicht verbeuge, und mir ebenso meine eher zwanglose Kleidung nachsehen.«
    Jassion ballte die Fäuste, weil Corvis noch die Kraft und den Mut hatte, sarkastisch zu sein. Er trat mit erhobenem Arm vor, aber Lorum streckte eine Hand aus und hielt ihn auf.
    »Wenn ich Eure Hilfe benötige, werdet Ihr es als Erster erfahren.«
    Das Gesicht des Barons war wutverzerrt, und seine Augen glühten vor Hass, aber er wich zögernd zurück.
    Lorum betrat die Zelle und stellte sich neben den gefangenen Schrecken des Ostens. Er verzog angewidert das Gesicht, während er die zerfetzten, schmutzigen Lumpen und die offenen Wunden betrachtete.
    »Ihr habt keine Angst, mir so nahe zu kommen?«, erkundigte Corvis sich. Die Frage war nur halb sarkastisch gemeint.
    »Sollte ich welche haben? Würde der Schrecken des Ostens mich mit bloßen Händen töten?

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