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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Mich als Geisel nehmen, um seine Freilassung zu erpressen?« Lorum lächelte. »Zu Euren besten Zeiten hättet Ihr das vielleicht vermocht. In Eurem jetzigen Zustand dagegen wäre es nicht einmal einen Versuch wert. Nein, Rebaine, ich habe keine Angst vor Euch. Wenn überhaupt, so glaube ich, seid Ihr von Furcht erfüllt.«
    Obwohl sein ganzes Gesicht vor Schmerz pochte, hob Corvis sarkastisch eine Braue. »Vor Euch?«
    »Vor dem hier.« Lorum deutete auf die Zelle. »Das hier ist kein angenehmer Ort zum Verweilen, und was Euch hier widerfährt, ist noch weniger angenehm.« Er beugte sich vor. »Unter uns gesagt, ich glaube, dass der Baron an dieser ganzen Geschichte etwas mehr Vergnügen findet, als er eigentlich sollte. Daher dachte ich mir, es wäre Euch lieber, mit mir zu sprechen. Ich habe zwar dieselben Fragen wie Lord Jassion, aber möglicherweise kann ich sie auf eine Art und Weise formulieren, die Euch besser gefällt.«
    Der frühere Kriegsfürst grinste mit seinen wunden, blutigen Lippen. »Also wirklich, Euer Gnaden, Ihr schlendert hier herein, bringt mir fünfundvierzig Sekunden lang etwas entgegen, das mehr oder weniger als Freundlichkeit durchgeht, und ich öffne Euch mein Herz? Ist das Euer Plan? Wenn dem so ist, halte ich ihn für taktisch ausgesprochen unklug.«
    Jassion musste sich ganz offensichtlich bemühen, sich zusammenzureißen, doch Lorum ignorierte ihn weiterhin.
    »Nicht wirklich, nein«, sagte Lorum, nach wie vor gelassen. »Das hier ist kein Spiel.« Der Herzog drehte zerstreut seinen Siegelring, den ein roter Stein zierte, der von einem goldenen Reif eingefasst war. »Ich wollte einfach nur klarstellen, dass ich Jassions persönlichen Groll gegen Euch nicht teile. Redet mit mir, dann behandele ich Euch so, wie Ihr es verdient, nicht mehr und nicht weniger. Wenn nicht …«
    Seine Faust zuckte vor, ein Vorschlaghammer aus Haut und Knochen, der auf Corvis’ geschwollenes Gesicht prallte. Der Schädel des Gefangenen prallte gegen die Wand, und er sank zu Boden. Er hustete laut und blutete aus einer üblen Wunde auf seiner Wange, wo Lorums Ring ihm die Haut aufgerissen hatte.
    »Falls Ihr Euch entscheidet, nicht mit mir zusammenzuarbeiten, werde ich Euch weiterhin auf die Art und Weise behandeln, die Ihr verdient. Ich empfinde möglicherweise nicht dasselbe Vergnügen an Euren Schmerzen wie mein junger Gefährte, aber ich darf Euch versichern, dass ich ebenso methodisch dabei vorgehen werde, wenn ich sie Euch zufüge. Außerdem habe ich etliche Kniffe und Finessen gelernt, bei denen selbst Jassion erbleichen würde.«
    Der Baron grinste wie ein Wahnsinniger, als Corvis versuchte, wieder auf die Füße zu kommen.
    »Gebt ihm ein paar Minuten, um darüber nachzudenken«, befahl Lorum. »Und damit meine ich, sorgt dafür, dass er nachdenkt.« Der Regent wandte sich ab. »Aber nicht zu hart«, ermahnte er Jassion. »Ich möchte, dass er noch in der Lage ist, über die Weisheit und Großzügigkeit meines Angebotes nachzudenken.« Dann trat er aus der Zelle und wischte sich beiläufig mit einem Taschentuch das Blut von dem Siegelring.
    Jassions Kiefer arbeitete heftig, als er die Zähne fletschte und sich bückte, um dem sich abmühenden Gefangenen aufzuhelfen. Als Corvis ihn mit seinem geschwollenen Auge verblüfft ansah, zuckte der Baron die Schultern. »Ich will nicht anfangen, wenn du schon auf dem Boden liegst«, erklärte er. »Dann kannst du ja nicht mehr hinfallen.«
    Als Jassion loslegte – seine Fäuste raubten Corvis den Atem, als sie auf seinen Bauch und sein Gesicht prasselten –, zog sich ein Teil des Verstandes des Gefangenen einfach in eine Ecke zurück, von wo aus er den Schwall an Schlägen einfach nur beobachten konnte, statt ihn zu spüren, und betrachtete die Vorgänge mit klinischer Distanz.
    Zum ersten Mal fiel ihm auf, dass der Grund, weshalb Jassions linke Faust mehr schmerzte als seine rechte, der Siegelring des Barons war, der dem des Regenten ähnelte. Allerdings war der Stein grün statt von königlichem Rot, und der Reif war aus mattem Zinn, nicht aus Gold.
    Er kannte diesen Ring. Er hatte ihn schon einmal gesehen …
    Inmitten dieses Nebels aus Qualen, mit einem Verstand, der von zahllosen Tagen der Folter und Erniedrigung stumpf geworden war, zog Corvis endlich die richtige Schlussfolgerung. Mit einem lauten Klicken schienen sich die Puzzleteile zusammenzufügen.
    »Das«, bemerkte der ferne Teil seines Bewusstseins aus der Distanz mit einer Stimme, die so

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