Die Horror Party
Sie stehen.«
Banner hatte es schon gemerkt, der Boden hob sich fast auf seiner gesamten Breite, wobei der Teil, der am weitesten von ihm und Mike entfernt war, am stärksten anstieg.
»Es wird Ihnen auch auffallen, daß nicht die gesamte Fläche des Bodens davon betroffen ist, sondern daß ausreichend Platz für zwei Personen bleibt, sich in Sicherheit zu bringen. Die Zeit wird ausreichen, daß einer von Ihnen diesen Schritt tut. Doch ich muß eine Bedingung stellen. Sollten Sie beide versuchen, den Mittelteil zu verlassen, garantiere ich Ihnen, daß Sie diesen Schritt bereuen. Ich will dazu nichts weiter sagen, außer daß Sie, Mr. Banner, lange genug leben würden, um zu sehen, wie ich Miß Conant langsam auseinandernehme, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie bezweifeln doch nicht etwa, daß ich meine Worte ernst meine?«
Banner sah keinen Grund zu antworten. Doch Maxwell war beharrlich.
»Antworten Sie!«
»Sie sind ein Mann, der sein Wort hält«, sagte Banner gepreßt.
»Richtig – wenn ich mich dazu entschließe. Immerhin haben Sie ja immer wieder wählen können. Warum sollte ich nicht auch mal diese Möglichkeit haben? Ich muß an Mrs. Robinson denken, diese arme Frau, die mir eigentlich nichts getan hat. Mir fällt ein, daß sie mich der Lüge bezichtigt hat. Aber ich habe sie darauf hingewiesen, ich hätte jedem am Anfang versprochen, daß niemand übrigbleiben würde. Die Frau war nicht davon zu überzeugen, daß meine Handlungsweise ehrenhaft war. Ich habe versucht, ihr meine Einstellung zu erklären, während ich ihr den Mund zunähte. Aber wenn ich auch sagen muß, daß ich sie wahrscheinlich nicht überzeugt habe, hatte doch wenigstens ihr unerträgliches Heulen ein Ende. Aber ich rede und rede, und dabei steigt der Boden immer mehr an.«
Der Winkel betrug nun fünf Grad, noch nicht genug, um einen Fuß abrutschen zu lassen. Doch bereits jetzt konnte Banner hinter und unter sich etwas Blitzendes erkennen.
»Schwerter«, sagte Maxwell. »Ich weiß nicht mehr, wie viele – doch sie reichen aus. Die Klingen sind sehr lang und sehr spitz. Es gibt keine Chance, den Sturz zu überleben. Einer von Ihnen oder Sie alle beide werden auf jeden Fall abstürzen. Doch die Entscheidung liegt bei Ihnen, wie ich jetzt erklären möchte.
Sie haben hundertundzwanzig Sekunden Zeit, sich zu entscheiden, wer als nächster sterben soll. Diese Zeit hängt unmittelbar mit dem Neigungswinkel zusammen. In hundertundzwanzig Sekunden wird sich nämlich niemand mehr halten können. Doch ...«
Der alte Mann begann zu husten. Die Wunde muß ziemlich schlimm sein, dachte Banner. Er sah zu, wie Maxwell Blut spuckte. Stirb, alter Mann! Doch Maxwell lächelte nur.
»Wie ich sagen wollte, vergrößert sich die Neigung, wenn sich die Gewichtsverhältnisse plötzlich verändern. Wenn zum Beispiel einer von Ihnen zur Seite träte, würde der andere in die Tiefe stürzen und schnell sterben. Ah, der Gedanke gefällt Ihnen, Mr. Banner?«
Die Frage überraschte Banner, der plötzlich Mikes Blick auf sich gerichtet fühlte. Sie löste ihren Blick sofort wieder und starrte auf den Lauf seiner Waffe, der direkt auf ihre Brust gerichtet war. Und wieder blickte sie in seine Augen – und lächelte.
Sie wußte Bescheid. Sie wußte, daß ihr Banner, ehe er diese Welt verließ, einen schnellen Tod verschaffen würde. Doch Maxwell wußte durchaus, was in den beiden vorging.
»Ich verstehe Sie, Mr. Banner. Ich verstehe Sie sehr gut, und das Motiv der Selbstlosigkeit ist natürlich interessant. Aber ich weiß nicht recht: Bringen Sie es wirklich fertig, von der Plattform zu treten und zuzusehen, wie Ihre Geliebte vor Ihren Augen aufgespießt wird? Könnten Sie sie erschießen, um sie vor einem schlimmeren Schicksal zu bewahren? Dieselbe Frage wird sich Miß Conant stellen. Ah, Michelle, wenn er Sie als erste sterben läßt, geschieht das aus Liebe? Oder tut er es aus einem Gefühl der Selbsterhaltung heraus? Will er Sie als erste sterben lassen, nur weil Ihr Tod ihm noch einige zusätzliche Minuten schenkt? Das sind schwerwiegende Fragen, nicht wahr? Zum Glück sprechen Taten deutlicher als Worte, und ich ...«
»Ed«, sagte Mike, ohne sich um den alten Mann zu kümmern. »Ich verstehe dich. Ich liebe dich und weiß, daß du mich liebst. Etwas, was der alte Narr niemals...«
»Narr?«
»Narr!« brüllte sie und warf ihre Flinte zu Boden. »Glauben Sie, alle Menschen sind so herzlos wie Sie? Wenn mich Ed Banner umbringt, wie ich es von
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