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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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bange schlägt vor der Sündenlast, die sie darauf wähnen, da mit einem Zauberschlag macht er die Brust frei. Das befleckte Kleid, dessen wir uns schämen, fällt wie Plunder vor seinem Hauche, und dieweil wir noch zittern vor dem Glanz, der uns umgiebt, reicht er uns die Hand und spricht: Tretet ein, denn ihr seid rein.«
    »Ohne Wäsche, Dechant?«
    »Wer wäscht die Nebel fort am Herbstmorgen, wer das schmutzige Winterkleid der Erde, und der Frühling steht da vor dem Herrn in seinem reinen Blumenkleide, von würzigen Düften umsäuselt? Des Menschen Hand hat nichts dazu gethan.«
    »Dechant, ich meine, in jedem guten Haus ist Reinlichkeit die erste Tugend, und wer sich auf Erden nicht gewaschen hat, der kommt auch nicht rein in den Himmel. Wie's in einem geistlichen Haus steht, das weiß ich nicht, dafür laß ich Andere sorgen. Aber wenn ich zu sorgen hätte, wißt Ihr, was ich thäte?«
    »Nur zu, Base,« rief der Junker, die Hände reibend, »steckt ihn in den Waschkessel.«
    »Ach was ihn allein! Da müßte ein Kessel sein wie der Müggelsee, und die ganze Clerisei hinein mit allen Euren Salben und Oel, Aebte, Bischöfe, Klöster, Nonnen und Mönche. Und Lauge dazu, bitter salzige und umrühren wollte ich –«
    »Kochen, Base! Ein Feuer darunter, daß der Gottseibeiuns heizen müßte, sonst werden sie nicht rein.«
    »Das Wasser würde schwarz werden, schon von Euren kleinen Versteck-Sünden, von der Eitelkeit, der Hoffart, dem Fraß, der Gleisnerei und Spiel und Trunk. Aber Wasser ist genug in der Mark. Abgeschäumt, ich würfe Euch in einen neuen See. Da sötte ich aus Eure Fleischessünden, doch das ist noch nicht das größte, Eure Habsucht und Herrschsucht und wie Ihr verredet und verlästert, und nun wieder umgerührt.«
    »Base, das überlaßt dem Teufel,« fiel Peter Melchior ein. »Ihr hieltet den Geruch nicht aus. Laßt dem Gottseibeiuns, was ihm gehört, ihm ist's ein Opferduft.«
    Der Dechant hatte mit freundlicher Ruhe der Edelfrau zugehört, ohne auf die roheren Ausfälle des Ritters zu achten. »Auf diese Weise würden wir also rein werden vor den Menschen. Wenn wir aber so ausgebleicht vor dem Herrn erschienen, ob uns dann Petrus noch das Himmelsthor öffnen würde? Ob er nicht vielmehr spräche: Ihr seid zwar rein vor den Menschen, aber die Gnade, die ich Euch mitgab, ist auch ausgebleicht. Ich erkenne Euch nicht mehr als die, welche ich aussandte. Vor mir waret Ihr rein, auch in Euren Flecken. Weil Ihr Euch von den Menschen nach deren Wohlgefallen waschen und putzen ließet, so kehret zu ihnen zurück. Mir gehört Ihr nicht mehr an.«
    »Da wäre vielleicht etwas dran,« entgegnete die Frau nach einigem Besinnen. »Aber Ihr wißt auch dem Petrus ein X für ein U zu machen, denn das ist Eure Hauptsünde, das Wortverdrehen. Aus Süß macht Ihr Sauer und aus Sauer Süß, je wie's Euch frommt; und was Euch frommt, das macht Ihr zu Gottes Willen. Und was Ihr uns zeigt, ist nicht, was Ihr versteckt habt, und wenn Ihr einen guten Zweck habt, nämlich was Ihr so nennt, o da wißt Ihr zu schwänzeln und mit den Augen zu zwinkern und mit der Zunge zu schlängeln, bis Euch der Teufel auf den Buckel nimmt und hinträgt. Und das ist alles schön und gut um der guten Absicht willen.«
    Der Dechant wurde der Mühe zu antworten durch einen kleinen Aufstand überhoben, welchen die Ankunft des Krämers mit seinem Wagen im Lager veranlaßte. Ein Krämer, der seine Waaren auf dem Lande ausbietet, war in jenen Tagen ein willkommener Gast. Wer nicht kaufen wollte oder konnte, freute sich doch am Anschauen der Herrlichkeiten, die ausgekramt, aufgestellt und angepriesen wurden. Der wandernde Krämer war zugleich der Neuigkeitsträger, die Zeitung des Landes. Er wußte auch seine Erzählung zu Gelde zu machen. Aber es bedurfte der Erlaubniß der gnädigen Frau, und sie ertheilte sie nur nach einigem Zögern, denn sie meinte, daß die Kaufleute, wie die Pfaffen, mit ihren Waaren die Leute anführten. Indessen ist es auch für einen so unumschränkten Regenten, als Frau von Bredow in ihrem Lager war, mißlich, gegen den allgemeinen Wunsch ihrer Untergebenen anzustreben; Evchen bat so dringend, Hans Jochem brauchte einen neuen Gurt zu seinem Degen und sie selbst blanke Knöpfe zu einem Etwas, von dem noch viel in unserer Geschichte die Rede sein wird.
     
Zweites Kapitel.
     
Die Beichte.
    »Das funkelt ja wie Silber,« sprach der Dechant, indem er einen der Knöpfe gegen das Licht hielt. »Wie wird's unsern Ritter

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