Die Hueterin der Geheimnisse
daraus nicht hervor. Er wandte sich zu Ash. »Sie selbst ist auch nicht gut darin, Danke zu sagen.«
»Ich war es gar nicht«, sagte Ash. »Etwas anderes hat geholfen.«
Der Mann schaute ihn skeptisch an und zuckte dann mit den Schultern. »Ich bin Cael«, sagte er. »Ihr müsst dann Ash und Martine sein, ja?«
Sie nickten. Ash war unbehaglich zu Mute, und er fragte sich sofort, was Cael sonst noch von ihnen wusste. Martine presste die Lippen zusammen. Auch ihr gefiel es nicht. Sie schniefte und wies dann auf die Eiterflecken auf der Tagesdecke. »Ich mache das da sauber, wenn du mir sagst, wo ich Wasser finde.«
Er lächelte mit den Augen. »Auch daran denken die meisten Leute nicht. Sie rechnen wohl damit, dass es von Zauberhand verschwindet. Mach dir keine Sorgen. Wir bezahlen
für das Saubermachen.« Er schaute auf Bramble. »Hast du noch ein anderes Hemd für sie?«
»Ihre Sachen sind in den Satteltaschen«, antwortete Martine.
»Ich hole sie«, sagte Ash und ging zur Tür. Er war froh über die Gelegenheit, das Zimmer verlassen zu können, hatte jedoch immer noch wackelige Knie. Auf halbem Weg zur Tür musste er sich auf eine Bank setzen.
Direkt vor der Tür hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Offenkundig hatten die Leute zugehört. Sie schauten ihn interessiert an, sodass er errötete.
»Du, Little Vole, geh und hol das Gepäck des Mädchens von Mullet«, befahl Cael einem kleinen blonden Jungen. Der rannte los, und Cael schloss die Tür. Ash gönnte sich einen Moment der Ruhe und blieb sitzen. Er musste niemandem etwas beweisen.
»Sie haben uns schon erwartet«, bemerkte Martine.
»Sie hat ihnen gesagt, sie sollen die Straße frei halten, damit die Pferde durchkommen. Sie sagte, es sei keine Zeit zu verlieren.« In Caels Stimme schwang leise Missbilligung mit.
»Wir sind so schnell wie möglich geritten«, sagte Martine. Sich plötzlich ihrer wundgescheuerten Stellen und schmerzenden Muskeln bewusst, verlagerte sie unbehaglich ihre Position. »Und das war erheblich schneller, als es für mich bequem gewesen wäre, das kann ich dir sagen!«
Er lachte. Es war ein schallendes Lachen, das seiner Körpergröße entsprach, und Martine lächelte. Aber so einfach ließ sie sich nicht ablenken.
»Dürfen wir erfahren, wer du bist?«, fragte sie.
»Ich bin der Onkel der Quelle der Geheimnisse.« Er betonte den Ehrentitel ironisch. »Ihr richtiger Name ist Safred. Sie hat mir aufgetragen, es euch zu sagen.«
»Warum?«
Er zuckte die Achseln. »Narren brauchen Geheimnisse. Wer Geheimnisse hat, braucht die Wahrheit.«
»Hat sie das gesagt?«
Er schaute sie fragend und mit leuchtenden Augen an, den Kopf zur Seite geneigt.
»Nein. Sie ist niemand, der Sprüche macht. Dafür hat sie andere Dinge gesagt. Zum Beispiel, dass man euch irgendwo eine billige, aber saubere Unterkunft besorgen soll, dass sich jemand um die Pferde kümmern und dass dafür gesorgt werden soll, dass der junge Bursche gut isst.«
Martine lachte. »Nur keine Bange, was das angeht. Er isst wie ein Scheunendrescher.«
Die Tür schlug auf, und der Junge, Little Vole, kam mit Brambles Satteltaschen hereingerannt. Die Männer überließen es Martine, Bramble ein sauberes Hemd anzuziehen. Als sie damit fertig war, nahm Cael sie mit und führte die beiden Wanderer zu ihrer Herberge in einer kleinen Seitenstraße am Marktplatz.
Oakmere war nicht das, was Ash erwartet hatte. Obschon es mehr Gasthäuser und Herbergen gab, als man normalerweise in einer Stadt dieser Größe finden würde, standen hier keine armselige Hütten, keine Trauben von Bettlern, die es auf Neuankömmlinge abgesehen hatten, niemand, der auf der Straße Andenken feilbot, niemand, der anbot, sie zu führen oder zu heilen oder ihnen eine minderjährige Tochter offerierte, garantiert noch Jungfrau.
Ash folgte ihnen und achtete nach wie vor auf das, was hinter ihnen vorging. Nach der Zahl der nun verlassenen Buden und Zelte zu urteilen, gab es in Oakmere einen florierenden Markt. Wie in Turvite war der Marktplatz auch hier nachts noch voller Leben, da eine Reihe von Speisehäusern und Buden geöffnet hatten.
Zwei Wanderer und eine dritte, die getragen wurde, zogen
zwar einige Aufmerksamkeit auf sich, nicht aber die finsteren Blicke, auf die er gefasst gewesen war, jene Blicke, die Wanderern üblicherweise in Kleinstädten zugeworfen wurden. Hier herrschte Neugier, kein Hass. Ein paar Budenbesitzer und Speisende lächelten ihn sogar an. Dies verunsicherte ihn mehr,
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