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Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kien
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unbekleidete Frau ohne Gesicht, und grinste. „Die Göttin der vielen Kinder.“ Battoo und Renaa kicherten. Minoo seufzte.
    Sie brachten die Werke zum Brennen an eine Feuerstelle, entschieden aber bereits auf dem Weg dahin fast einstimmig, dass Pinaa diese Aufgabe besser erledigt hatte.
    Nun kam es auf den Wettlauf an. Die Gruppe begab sich zum Waldrand, wo er starten sollte. Minoo, Battoo und Menoo liefen zur Lichtung vor, um den Gewinner dort als erstes zu empfangen, die Mädchen blieben mit den beiden Kontrahenten zurück, um den gleichzeitigen Start zu gewährleisten.
    Wie die meisten Männer und Jungen im Sommer trug Anatoo nur eine halblange Hose aus behandelter Tierhaut. Seine war aus dicker Auerochsenhaut. An der Seite hatte sie eine breite Schlaufe, in der sein Messer, eine schmale, scharf geschnittene Steinklinge, deren unterer Teil mit Pflanzenfasern umwickelt war, steckte. Anatoo hatte sich die langen Haare zurückgebunden und mit dem Ruß des Feuers dunkle Muster in sein Gesicht und auf die Brust gemalt, eine Art Jagdzeichen.
    Pinaa trug eine Hose sowie ein Oberteil, das ihre Mutter vor ihrem Verschwinden mit hübschen Mustern aus rotbrauner Farbe und kleinen Perlen aus Knochen verziert hatte. Für den Lauf hatte sie außerdem dünne Schuhe aus Leder übergezogen. Beide waren bereit und stellten sich in Position. Linaa hob die Hand und machte Pinaa das Zeichen für Erfolg.
    Renaa gab das Kommando und Pinaa rannte los. Anatoo blieb großspurig stehen, bis sie im Wald verschwunden war, lächelte Renaa an und lief dann los. Linaa verdrehte die Augen und hoffte, dass er sich verlaufen würde.
    Pinaa rannte als wäre eine wilde Bienenhorde hinter ihr her. Nach ihrer unerwarteten und selbst verschuldeten Niederlage mit dem Beruhigungstrank musste sie den Lauf für sich entscheiden, sonst stand Anatoo bereits als Sieger fest. Sie wusste nicht, ob sie das Tempo halten konnte und hoffte nur, dass sie nicht stolpern und fallen würde. Sie versuchte, sich auf die Strecke zu konzentrieren, an den richtigen Stellen zu springen und das Gestrüpp mit den Händen beiseite zu schlagen. Plötzlich nahm sie jemanden hinter sich war. Oder neben sich? Es klang wie ein anderer Läufer. Vermutlich Anatoo, der sie gleich überholen würde. Wieder verließ sie kurz der Mut. Aber dann war der andere Läufer vor ihr und ihr Herz machte einen Satz. Es war ihre Wölfin. Sie leitete sie.
    Pinaas Kräfte schienen sich jetzt fast zu verdoppeln. Sie lief hinter der Wölfin her und hatte das Gefühl, schnell wie der Wind zu sein. Die Bäume rasten an ihr vorbei. Sie spürte den Boden unter den Füßen nicht mehr und auch keine Zweige in ihrem Gesicht. Sie lief nicht, sie schien zu fliegen.
    Die Wölfin schlug einen anderen als den geplanten Weg ein, aber Pinaa dachte nicht eine Sekunde darüber nach. Sie folgte ihr weiter. Sie spürte ein Stechen in der Seite und bekam immer weniger Luft, aber sie lief weiter. Sie musste durchhalten, es konnte nicht mehr weit sein. Die Wölfin spornte sie an. Sie vergaß die Schmerzen und mobilisierte noch einmal ihre letzten Kräfte. Sie sah das Ziel schon. Sie schlug noch einige Zweige beiseite und brach schließlich in die Lichtung. Pinaa sank auf die Knie und schnappte nach Luft. Neben sich hörte sie jemand anderen keuchen. Sie hob den Kopf. Anatoo war zwei Schritte von ihr entfernt. Auch er rang nach Luft. Aber er stand noch. Sonst war kein Geräusch zu hören. Die Wölfin war am anderen Ende der Lichtung wieder im Wald verschwunden. Sie sah nach den anderen.
    Menoo, Battoo und Minoo standen etwa in der Mitte der Lichtung, ihr gegenüber, und sahen sie alle mit offenem Mund an. Niemand sagte etwas.
    „Was?“ brachte Pinaa heraus. „Was ist denn?“ Keine Antwort. Minoo kam ein paar Schritte auf sie zu.
    „Habe ich gewonnen?“ fragte Anatoo. Das riss zumindest Menoo aus der Starre. „Es … es war unentschieden … denke ich. Oder?“ Battoo nickte. „Ihr wart gleichauf.“ Minoo setzte sich Pinaa gegenüber und sah sie an. „Ja. Ihr kamt gleichzeitig aus dem Wald. Aber du warst nicht allein.“ Pinaa lächelte. Sie hatte also nicht geträumt. Und sie hatte nicht verloren.
    „Dieser Wolf …“ setzte Menoo an. „Was für ein Wolf?“ unterbrach ihn Anatoo. „Hier ist kein Wolf. Und wieso gleichauf? Das kann nicht sein. Ich …“ „Da war ein Wolf.“ fiel ihm nun seinerseits Battoo ins Wort. „Sie kam mit einem Wolf hier an.“ Dabei zeigte er auf Pinaa.
    „Eine Wölfin.“

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