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Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kien
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nahm all seine Kraft zusammen, aber er hatte das Gefühl in matschiger Erde zu laufen. Er fand keinen Halt, die Umgebung verschwamm vor seinen Augen.
    Battoo keuchte zwar, hatte seinen Stein aber bereits gehoben und lief langsam los. Minoo schaffte es, die Arme um den Stein zu legen und ihn anzuheben, schwankte und taumelte dann aber in die falsche Richtung. Er konnte kaum etwas erkennen. Der Stein wurde immer schwerer und er konnte die Füße nicht mehr heben. Schließlich musste er den Stein fallen lassen. Battoo kam zwar etwas schwankend, aber dennoch sicher mit dem Stein am Ziel an. Anatoo jubelte und schlug ihm auf die Schulter. Dann lächelte er Pinaa an. „Ich werde der Beschwörer der Sippe. Ich werde ein Heiler.“ triumphierte er. „Und nicht irgendein Mädchen, das ein paar Pflanzen mischt, ohne zu wissen, was es da tut. Gib lieber auf, bevor du dich noch mehr blamierst.“
    Pinaa konnte nichts entgegnen. Während sie darauf warteten, dass es Battoo und Minoo wieder besser ging, was recht schnell der Fall war, versuchte sie, sich wieder Mut zu machen. Sie hatte eine Aufgabe verloren, die sie hätte gewinnen sollen. Eine Aufgabe, die sie hätte gewinnen müssen. Offenbar hatte sie Anatoo unterschätzt, was nicht leicht zu verdauen war. Aber es war nicht zu ändern. Pinaa wollte auf jeden Fall den Wettstreit beenden. Aufgeben kam nicht in Frage. Sie hatte es so gewollt und herausgefordert, jetzt würde sie auch jede einzelne Disziplin mit ganzer Kraft zu Ende bringen.
    Sie brachten das schnell geschöpfte Wasser zum Lager und trafen sich dann mit Pfeil und Bogen bewaffnet am Waldrand.
    Die Männer hatten einige breite Baumstämme an eine Stelle der Felswand gelehnt. Jeder Baum hatte eine Markierung, die bei Schießübungen zu treffen war. Zumindest sollte man aber in die Nähe kommen. Anatoo und Pinaa suchten sich je einen Baum aus. Sie gingen näher an die Ziele heran als die Männer. Auch würden sie nicht aus einer Deckung oder im Lauf ihre Pfeile abschießen. Trotzdem war es nicht einfach. Zumindest nicht für Pinaa.
    Sie hatte noch ein paar Mal heimlich im Wald geübt, darum fand ihr erster Pfeil auch das Ziel, nur zwei Handbreit von der Markierung entfernt. Anatoo sah sie staunend an. Pinaa vermutete, dass sie einen ähnlichen Gesichtsausdruck hatte. Eine leise Hoffnung keimte in ihr auf. Konnte sie Anatoo mit ein bisschen Glück im Bogenschießen schlagen? Doch sein erster Schuss machte diesem kurzen Gedanken jäh ein Ende. Sein Pfeil traf direkt in die Markierung. Er hatte nicht einmal lange gezielt.
    Minoo sah Pinaa bedauernd an. Offenbar hatte auch Anatoo trainiert. Sie hob die Schultern. Es war ja ihre Schuld. Sie hatte es so gewollt. Sie hatte Anatoo herausgefordert. Und sie hatte die Beeren in der Hütte vergessen.
    Anatoo besiegelte ihr Versagen mit zwei weiteren Markierungstreffern und ließ sich von seinen Freunden feiern. Pinaas schwaches Licht schien zu verglühen. Sie verabredeten, am nächsten Tag die beiden Folgedisziplinen auszutragen, die Pinaa nun beide gewinnen musste, um noch eine Chance auf den Gesamtsieg zu haben. Sie machte sich keine Sorgen wegen der Figur. Aber wie sollte sie den Wettlauf gewinnen?
    Nach den Essensvorbereitungen flickte Pinaa die Netze, mit denen die Fische gefangen wurden.
    Sie ging in Gedanken dabei die Wettlaufstrecke durch als Linaa plötzlich angelaufen kam. „Anatoo hat einen Raben.“ rief sie aufgeregt. „Was?“ Pinaa sah sie entsetzt an. „Einen Raben.“ wiederholte Linaa. „Anatoo hat einen Raben besänftigt. Er führt ihn gerade den anderen vor.“
    „Aber … aber … das kann nicht sein.“ stammelte Pinaa. „Das kann einfach nicht sein.“ „Sieh es dir an.“ Linaa nahm sie an der Hand. Pinaa zögerte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet Anatoo ein Tier besänftigt haben sollte. Er hatte weder die Geduld noch das Gefühl für Tiere. Aber Linaa hatte es gesehen. Und wenn sie es mit ihren eigenen Augen sehen würde, könnte sie für alle Zeiten das Bild ihrer kleinen Welt zerstören, befürchtete Pinaa. Waren die alt hergebrachten Sitten doch die einzige Wahrheit? Wurden die Begabungen von Natur aus innerhalb der Beschwörer-Familie von Vater zu Sohn weitergegeben? Konnte also immer nur der Sohn eines Beschwörers auch ein Beschwörer sein, egal, was er sonst für ein Schneehase war? Pinaa hing diesen Ängsten nach während sie sich von Linaa zum Ort des Geschehens ziehen ließ. Möglicherweise den Ort von Anatoos

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