Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
bei mir. Sie ist weg." Anatoo nickte. "Immerhin." "Ich ... ich wollte ..." Pinaa suchte nach den richtigen Worten und dachte dabei an den Streit mit Minoo. "Also, es tut mir sehr leid." brachte sie endlich heraus. "Wie geht es dir?" Anatoo atmete tief ein und sah dann zur Decke. "Alles gut." sagte er dann. "Lass mich einfach in Ruhe." Sein Unterarm war voller Narben, aber er war an seinem Körper und offenbar auch zu gebrauchen. Er ging in die Hocke und verteilte Nüsse, Beeren und Gräser in verschiedene Schalen. Pinaa hob die Maske auf und ging langsam an ihm vorbei. "Bereitest du die Jagd vor?" fragte sie noch. Anatoo schnaubte verächtlich. "Das ist eine Heilzeremonie." antwortete er. "Linaa!" rief Pinaa entsetzt aus und rannte sofort los. Es durchlief sie heiß und kalt. Kam sie schon zu spät?
Minoo öffnete kurz den Mund, als er Pinaa aus der Höhle kommen sah, und schloss ihn unvermittelt wieder, als sie an ihm vorbei stürmte ohne ihn wahrzunehmen. Pinaa sah das einzelne Zelt sofort, sie ließ die Maske fallen und steuerte es direkt an. Minoo lief hinter ihr her. "Pinaa." Vor dem Zelt standen Minoos Mutter Sanaa und ihr Mann. Als dieser das herankommende Mädchen bemerkte, hielt er sie vor dem Zelteingang auf. "Halt, nicht." rief er. "Nur der Beschwörer darf zu ihr." Pinaa wollte zu einer Erklärung ansetzen, da nahm Sanaa sie in die Arme. "Kind, du bist wieder zurück." lächelte sie. "Und du bist gesund." Dann verdunkelte sich ihr Gesicht. "Linaa ist dort drin. Es geht ihr schlecht, niemand darf zu ihr." "Ich weiß ..." schluchzte Pinaa, die die warme Umarmung im ganzen Körper spürte. "... ich habe ..." Inzwischen war Minoo bei ihnen angelangt und nahm Pinaas Hand. "Was machst du hier? Was ist passiert? Wo ist die Wölfin?" "Woher weißt du von Linaa?" fragte Sanaa gleichzeitig. "Hast du Anatoo gesehen?" wollte nun noch Minoos Vater wissen. Pinaa hob die Arme und ging ein paar Schritte zurück. "Die Wölfin ist weg. Ich bin allein hier und ich möchte hier bleiben." sagte sie ruhig. "Ich erzähle euch alles. Wirklich alles. Sofort. Aber ihr müsst mich zu Linaa lassen. Ich kann sie vielleicht heilen." Sanaa schüttelte den Kopf. "Ach Kind. Kittoo hat ihr Saft gegeben. Er sucht noch Pflanzen im Wald, aber er hat versprochen, bald zurück zu sein." sagte sie traurig. "Du musst mit ihm reden." Minoo sah Pinaa fragend an. "Sie hat die Hitze. Und sie bekommt keine Luft. Seit dieser Nacht wird es schlimmer. Woher willst du wissen, wie man das heilt?" Sie glaubten ihr nicht. Pinaa konnte das verstehen, aber sie musste Linaa helfen. Sie überlegte, was sie am ehesten überzeugen würde. "Tisgar hat es mir gezeigt. Er hat mir Heilsaft gegeben, er ist in meiner Hütte. Und ich habe Blüten gegen das Keuchen, man muss sie noch in Wasser erhitzen." Ihre Stimme bekam einen verzweifelten Klang. "Bitte. Ich habe in meinen Träumen gesehen, dass Linaa krank wird und ich bin zurück gekommen. Tisgar ist ein Beschwörer, der Saft hilft bestimmt." Minoos Vater schien zu schwanken. "Es kann bestimmt nichts schaden." sagte er. "Vielleicht fragen wir Anatoo." "Das kann es doch." warf Minoo scharf ein. Er sah Pinaa ernst an. "Es geht um meine Schwester. Das ist kein Spiel. Keine Übung. Kein Wettbewerb. Verstehst du?" Pinaa nickte. Er war voller Sorge. Aber sie auch. "Bist du sicher, dass die Sachen von Tisgar sind? Und dass du genau verstanden hast, wie und wofür man sie einsetzt? Und dass du weißt, dass es hier nicht um dich geht?" fuhr Minoo fort. "Ja." antwortete Pinaa leise. "Ja. Es tut mir leid. Was ich getan habe, tut mir leid. Aber ich kann ihr helfen." Minoo nickte. "Aber wir sprechen erst mit Anatoo." Pinaa war alles recht, sie wollte nur so schnell wie möglich helfen dürfen. Sie gab Sanaa ein paar der gelben Blüten, damit diese daraus das heiße Gebräu herstellen konnte, das Linaa neben dem Saft aus der Rinde des Baums am See trinken sollte. Minoo holte Anatoo aus der Höhle und Pinaa den Rindensaft, den sie zusammen mit Tisgar hergestellt hatte, aus ihrer Hütte. Sie musste einen Moment suchen, weil die Hütte offenbar umgeräumt worden war, aber dann fand sie den kleinen Behälter und brachte ihn zum Zelt, wo die anderen bereits warteten. Pinaa sagte Anatoo, dass der Saft aus der Rinde war, die sie auch für die Netze verwendeten, und schilderte, wie Tisgar die Rinde entfernt und verarbeitet hatte und zu ihrem Erstaunen nickte Anatoo. "Ja, Telgar, der Beschwörer der Männer der Berge, hat meinem Vater
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