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Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kien
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wusste, dass sie irgendwann zu ihnen Kontakt aufnehmen konnte. Und sie interessierte sich für Pflanzen und Kräuter und wie man sie heilend und helfend einsetzen konnte. Im Gegensatz zu Anatoo erhielt sie keinen Unterricht vom Beschwörer. Sie folgte ihm heimlich und schlich sogar manchmal in seine Hütte oder seine Ecke der Höhle, um seine Werke zu untersuchen. Sie glaubte, schon einiges zu wissen und anwenden zu können. Aber um die Sippe dazu zu bringen, ihre Versuche anzuerkennen, musste sie wohl weiter gehen.
    Sie musste versuchen, den Geist der Beschwörung zu erlangen. Vielleicht konnte sie dann ihren größten Wunsch an den Gott der Jagd herantragen. Doch das war gewagt. Und wenn es nicht klappte, würde ihr Vater ihr wohl endgültig verbieten, jemals wieder irgendwo hinzugehen oder irgendetwas irgendwie zusammenzubrauen. Vielleicht würde er sie irgendwann sogar direkt in eine andere Sippe tauschen, sofern gerade eine in der Nähe war.
    Und Minoo? Der würde wohl auch für immer zum Gespött der Sippe werden. Schon weil er lieber mit einem Mädchen unterwegs war als mit den Jungs, die sich als Jäger übten, lachten sie über ihn. Er ging auf die Jagd, lernte aber lieber das Herstellen von Werkzeugen. Und er verstand Pinaa. Hörte ihr zu, glaubte an sie und ihr Ziel. Er war nicht davon abzubringen, sie auf ihren gefährlichen Ausflügen zu begleiten. So wie heute. Sie hatte versucht ihn abzuhalten. Sie hatte sogar behauptet, dass man für das Ritual allein sein musste. Aber er ließ das nicht zu. Wer soll dir helfen, wenn es doch schief geht? fragte er. Und sie konnte nichts entgegnen.
    Nachdem Nonoo eingenickt war und niemand sie weiter beachtete, hatten sie sich in den hintersten Teil der weit verzweigten Höhle zurückgezogen, die Teil ihres Sommerlagers war und in der vor allem Vorräte geräuchert und gelagert wurden. Die Höhle roch meist nach den Fleischteilen oder den Fischen, die hoch oben an Gestellen befestigt waren, so dass der durchziehende Rauch des Feuers sie trocknete und lange essbar machte. Minoo und Pinaa hatten die Höhle bereits mehrmals auf eigene Faust erforscht und kannten alle Wege und Winkel sehr gut. In diese hintere Ecke würde keiner der Sippe kommen, schon gar nicht Kittoo, der Beschwörer.
    Pinaa strich ihr langes braunes Haar hinters Ohr und sah Minoo noch einmal an. Er schaute sich bereits wieder nervös um. Sein schmales Gesicht mit den braunen Augen leuchtete im Schein der Fackeln.
    Jetzt war sie auch wirklich froh, dass er bei ihr war. Denn sie würde gleich etwas tun, was nicht der Beschwörer, sondern sie selbst vorbereitet hatte und über das sie vielleicht gar nicht alles wusste. Kittoo fiel immer in eine tiefe Trance bei dem Ritual. Manchmal schrie er, schüttelte wild die Gliedmaßen, manchmal fiel er in einen tiefen Schlaf und war erst zum nächsten Sonnenanstieg zurück. Niemand wusste, was er genau erlebte, sah oder fühlte. Er sprach nicht darüber, denn solche Geheimnisse wurden natürlich nur von Beschwörer zu Beschwörer weitergegeben. Nachdem er – manchmal schweißgebadet und noch zitternd – von der Reise des Geistes zurück war, teilte er der Sippe lediglich mit, was der Gott für die Jagd empfahl oder was die Geister in dieser oder jener Frage geraten hatten. Die Reise des Geistes. Sie fürchtete  sich. Und gleichzeitig wünschte sie sich nichts mehr, als dass es ihr gelingen würde. Und sie hoffentlich wohlbehalten zurück kehren könne.
    Sie schauderte kurz, dann stellte sie die Schale mit der Farbe neben sich und nahm das Gebräu in die Hand. Sie würde es ihnen beweisen. Auch wenn sie nach ihrer Vorstellung nie die Nachfolgerin des Beschwörers sein konnte. Kittoo trank es in einem Zug, fing kurz danach an zu zeichnen und fiel dann völlig in das Ritual.
    Sie hatte schon öfter mit einem Stock in der Erde geübt, Tiere zu zeichnen, wusste aber nicht, ob sie gut genug für den Gott der Jagd waren. Würden die Geister der Ahnen ihr die Hand führen? Würde sie ein erkennbares Tier an die Wand zeichnen können? Und würde ihr Wunsch verstanden werden, dass sie sich dieses Tier als Begleiter wünschte?
    Sie wischte alle Zweifel beiseite und trank das Gebräu in einem Zug aus, wie sie es beim Beschwörer gesehen hatte. Es schmeckte scheußlich, aber sie setzte nicht ab. Es schüttelte sie kurz. Sie stellte das leere Gefäß ab, tunkte einen Finger in die Farbe und wartete. Nichts passierte. Ihr Magen gab ein gurgelndes Geräusch von sich. Sie fühlte

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