Die Hüterin der Wölfe (Die Steinzeit-Trilogie) (German Edition)
Jäger geworden und würde sich bald mit einer Tochter Kittoos verbinden.
Der durchsichtige Stein war sehr begehrt, nicht nur zur Herstellung von Waffen oder Werkzeugen, sondern vor allem zur Anfertigung von Schmuckobjekten. Die anderen Sippen überboten sich mit ihren Tauschangeboten ständig gegenseitig, von außergewöhnlich schönen Biberfellen bis zu seltenen Pflanzen aus weit entfernten Gegenden hatten die Jäger die freie Auswahl. Telgar überlegte, ob sie ab dem nächstem Winter dauerhaft am großen See bleiben und mit den anderen Sippen einen entsprechenden Handelsweg aufbauen sollten und besprach das mit einigen anderen Beschwörern.
Am vierten Tag streiften Pinaa und Tisgar über die Wiesen hinter den Lagern auf der Suche nach Heilpflanzen als sie unvermittelt ein leises Heulen vom Waldrand hörten. Dort stand ein einzelner Wolf. Ein einzelner Wolf mit rotem Fell. Pinaa keuchte und drückte Tisgars Hand. "Das ist sie." flüsterte sie und lief auf den Wolf zu. Tisgar zog sie sanft zurück. "Warte." sagte er. "Lass uns trotzdem vorsichtig sein. Langsam." Pinaa fiel es schwer, den Drang, zum Wald zu rennen und die Wölfin zu umarmen, zu unterdrücken, aber sie fügte sich. Vermutlich war es klüger, ruhig zu bleiben und nach einer so langen Trennung nichts zu überstürzen. Behutsam bewegten sie sich auf die Wölfin zu und blieben einige Schritte entfernt stehen. Die Wölfin schnüffelte, sah Pinaa in die Augen und kam dann vorsichtig auf sie zu. Pinaa streckte die Hand aus, die Wölfin berührte sie mit dem Kopf und begrüßte auch Tisgar kurz. Dann drehte sie sich um und gab einen Laut in Richtung Wald von sich. Kurz darauf traten fünf weitere Wölfe aus dem Wald. Tisgar zuckte erschrocken zurück, aber Pinaa lächelte und drückte seine Hand: "Das ist ihre Familie. Vertrau ihr." Der größte Wolf mit dem dunkelsten Fell machte einen Schritt vorwärts und begutachtete die Situation kurz.
Dann verschwand er wieder im Wald. Pinaa nahm an, dass die verbleibenden vier die Kinder der Wölfin und ihres Partners waren, sie mussten also etwa einen Winter alt sein und hatten schon fast ihre volle Größe erreicht. Zwei waren überwiegend rot wie die Wölfin, die anderen beiden hatten eher graues Fell. Einer der grauen ging jetzt auf Tisgar zu, aber die Mutter schnappte nach ihm und er stellte sich wieder brav in die Reihe. Die Wölfin stupste jetzt eines der rot gefärbten Jungen in die Seite und trieb es Richtung Pinaa. Pinaa rührte sich nicht und sah nur die Wölfin an. Der rote Jungwolf beschnupperte sie neugierig und sah dann seine Mutter an. Diese verzog das Gesicht und gab ein Geräusch von sich und ihr Junges legte sich vor Pinaa hin. Die drei verbliebenen Jungen wurden unruhig, die Wölfin drehte sich kurz um und knurrte warnend, was sofort wieder Ruhe herstellte. Pinaa ging langsam in die Knie und sah den Wolf mit dem roten Fell vor sich an, dann streichelte sie ihn vorsichtig. Die Mutter ging zwei Schritte rückwärts. "Was bedeutet das?" fragte Tisgar leise. "Ich weiß nicht genau." flüsterte Pinaa zurück. "Vielleicht soll ich ihr Junges bekommen?"
Aus dem Wald erklang ein Heulen, die Wölfin wandte sich um und trieb ihre drei Jungen zurück ins Dickicht. Der Wolf mit dem roten Fell sah kurz seinen Geschwistern nach, dann drehte er sich auf den Rücken und ließ sich von Pinaa den Bauch kraulen. Es war ein Rüde. "Du bist eine wahre Beschwörerin." lächelte Tisgar. Die Wölfin blieb am Waldrand stehen und blickte Pinaa an. "Ich werde gut für ihn sorgen." versicherte Pinaa. Sie stand auf, nahm Tisgars Hand und bedeutete dem Wolf, ihnen zu folgen. Zu dritt gingen sie zurück zum Lager - der Beschwörer, die Heilerin und ihr neuer Begleiter. Als sie sich umsahen, war die Wölfin im Wald verschwunden.
Anhang
Hintergrundinformationen
Die Geschichte spielt in der Mittelsteinzeit (etwa 9600 bis 5500 vor Christus) in Süddeutschland, im heutigen Baden-Württemberg. Zu dieser Zeit lebten die Menschen in Sippen und zogen als Jäger und Sammler saisonal zwischen verschiedenen Lagerplätzen umher. Da es langsam wärmer und grüner wurde und die Bewaldung stark zunahm, mussten sie nicht mehr wandernden Herden hinterher ziehen. Nach dem Ende der Eiszeit waren diese eher Kälte-angepassten Tiere auch entweder ausgestorben (Mammut) oder in den Norden gezogen (Ren). Die Menschen jagten nun kleine Herden von Wild – Hirsche, Wildschweine usw. - sowie einzelne Kleintiere und konzentrierten sich mehr auf das
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