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Die Hüterin des Evangeliums

Die Hüterin des Evangeliums

Titel: Die Hüterin des Evangeliums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriela Galvani
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waren von Wolfgang bislang brüsk zurückgewiesen worden. Er hatte Christiane davon erzählt, und sie war dankbar für sein Schweigen.
    Von einem häuslichen Frieden waren Christiane und Amalie jedenfalls weit entfernt.
    Das macht nichts, fuhr es Christiane durch den Kopf. Sollte Amalie ihr noch eine Weile grollen, wenn sie ihre Zeit damit vertun wollte. Irgendwann würden ihre Waffen stumpf sein.
    Immerhin besaß Christiane das wichtigste Mittel gegen den Krieg – die Liebe.

Explicit
    Obwohl ich lange in München zu Hause war, führte mich mein Weg nie sechzig Kilometer westlich nach Augsburg. Erst durch die Recherche zu diesem Roman machte ich mich mehrmals mit dem Auto und dem Zug auf, die alte Reichsstadt zu erkunden. Und war fassungslos über meinen Irrtum, denn mich erwartete nicht die Provinz, für die der Münchner von heute Augsburg hält, sondern die nach Trier immerhin zweitälteste Stadt Deutschlands mit einem unendlichen Reichtum an Geschichte.
    Im 16. Jahrhundert zählte Augsburg mit über 31 000 Bürgern zu den größten Gemeinden im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation (München hatte damals gerade mal 10 000 Einwohner). Während eines Reichstags kamen noch Tausende hinzu, und die Stadt zwischen Lech und Wertach wurde zu einem lärmenden, betriebsamen Regierungssitz. Klangvolle Namen wie etwa der der Familie Fugger, des einst reichsten Patriziergeschlechts Europas, bestimmten das damalige Leben in Augsburg, an das heute mit einer liebevollen Denkmalpflege und Ausstellungskultur gedacht wird. Leider haben nicht alle mittelalterlichen Gebäude und Renaissancepaläste, Klöster und Kirchen den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden: In der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 wurden große Teile der Innenstadt zerstört. Bis in diese Tage dauern die Bemühungen an, die alten Bauten zu rekonstruieren.
    Zum Zeitpunkt meiner Handlung war Augsburg eine vergleichsweise moderne Stadt, in der soziales Engagement großgeschriebenwurde. Nicht nur das Almosenamt des Rats, sondern auch mehrere private Stiftungen sorgten dafür, dass es den armen Leuten besser ging als anderswo. Eine Hauptrolle spielte dabei die Fuggerei, die älteste Sozialsiedlung der Welt, die 1521 von Jakob Fugger ins Leben gerufen worden war. Für den Gegenwert von einem Gulden Kaltmiete pro Jahr (0,88 Euro) wohnen dort noch heute bedürftige Bürger, wenn auch nur auf Zeit, denn der Sinn ist, etwa Arbeitslosen eine vorübergehende Wohnmöglichkeit zu bieten, nicht aber lebenslang. Heute wohnen ausnahmslos Katholiken in der Fuggerei, vor 500 Jahren war das anders, denn damals war die Mehrheit der Augsburger Bevölkerung protestantisch.
    In einem Romandialog unterhält sich Wolfgang Delius mit Bernhard Ditmold über die Faszination, die der Teufel gerade auf die Augsburger ausübte. Abgesehen von einem seinerzeit typischen Aberglauben und der auch durch Luther bekannten Furcht vor Satan wurden in Augsburg im 16. Jahrhundert tatsächlich mehr Teufelsaustreibungen durchgeführt als anderswo. Die Exorzisten waren in der Regel Jesuiten, und sie agierten sogar im Haushalt der Familie Fugger. Man kann der Stadt und seinen Bewohnern allerdings zugutehalten, dass andere Orte über den Umgang mit Luzifer vielleicht weniger gut Buch geführt haben und es deshalb anderswo zu ebenso vielen Teufelsaustreibungen gekommen ist.
    Die Bedeutung des Augsburger Religionsfriedens von 1555 war enorm, denn immerhin bescherte der Reichsabschied den deutschen Landen die zweitlängste
     Friedenszeit in der Geschichte. Von 1555 bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 ruhten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation die
     Waffen. Erst zwischen 1945 und heute herrscht noch länger Frieden. Die Bestimmungen bezüglich der Religionsfrage behielten übrigens noch bis Ende 1918
     ihre Wirksamkeit. Das Originaldokument befindet sich heute imStaatsarchiv zu Wien, der genaue Text ist im Internet zu finden: http://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/ AugsburgerReichs-UndReligionsfrieden
    Für Kaiser Karl V. (1500–1558) bedeutete der Reichsabschied eine persönliche wie politische Niederlage. Dieser Sieg der Territorialherren über seine Zentralgewalt, der von seinem Bruder Ferdinand befürwortet und getragen wurde, war einer der Gründe, dass der amtsmüde Monarch knapp ein Jahr nach dem Reichstag zu Augsburg abdankte und sich in ein Kloster im Südwesten Spaniens zurückzog. Dort erlag er den Folgen einer Malariainfektion. Sein umsichtiger,

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