Die Hüterin des Hauses (Romantic-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
Jahren g e schrieben hatte. Aus ihm hatte soviel Wärme gesprochen, daß sie sich tatsächlich g e tröstet gefühlt hatte.
"Ich bin ein Mensch, der noch nie die Augen vor der Realität verschlossen hat", erklärte der alte Herr. "Ich lebe nur noch von geborgter Zeit. Mein Herz ist auch nicht mehr das Allerbeste." Er tätschelte die Hand der jungen Frau. "Du weißt, ich habe zeit me i nes Lebens dieses Haus geliebt. Maryflower ist ein Teil von mir und ich möchte, daß es in gute Hände übergeht. Ich kenne meine Verwandtschaft. Wie die Aasgeier würde man sich auf meinen Besitz stürzen, Maryflower abreißen lassen, um an seiner Stelle vielleicht teure Bungalows zu erstellen." Er schüttelte den Kopf. "Nein, Janice, du und deine Schwester seid die einzigen, die mir von der ganzen Sippschaft etwas bedeuten. Ihr werdet meinen Besitz erben."
Janice stand auf. Sie beugte sich aus dem Fenster. "Ich möchte wissen, wo Sarah schon wieder steckt." Sie drehte sich ihrem Großonkel zu. "Sie wollte doch nur ein paar Minuten an die fr i sche Luft gehen."
"Wahrscheinlich schaut sie sich das Haus an", erwiderte James Corbett. "Sie ist in New York aufgewachsen. Ein Haus wie dieses wird sie nie zuvor betreten haben."
"Maryflower hat sie schon verzaubert, als wir durch das Tor fuhren und das Haus vor uns auftauchte. Mit seinem Turm, den Giebeln und hohen Fenstern macht es auf sie den Eindruck eines Märchenschlosses. Sarah hat ohnehin eine blühende Phantasie. Ständig denkt sie sich irgendwelche Geschichten aus. Es gelingt ihr immer wieder, Roman damit zur Verzweiflung zu bringen."
"Neun Jahre müßte man noch einmal sein", lachte James Co r bett.
"Nun, mir gefällt es auch vierundzwanzig zu sein, Onkel J a mes", widersprach Janice. "Bitte, entschuldige mich ein paar M i nuten. Ich möchte nach Sarah suchen. Ich kenne meine kleine Schwester. Sicher stellt sie irgend etwas an."
"Dann geh nur." Der alte Herr lehnte sich in seinem Sessel z u rück und schloß die Augen.
Keine zwei Wochen später standen Janice Corbett und ihre kleine Schwester am Grab ihres Großonkels. Der alte Herr hatte einen tödlichen Unfall erlitten. Mrs. Hanks hatte ihn am frühen Morgen am Fuß einer Treppe gefunden, die ins Dachgeschoß des Hauses führte. Wie es aussah, hatte er mitten in der Nacht sein Zimmer im Erdgeschoß verlassen, um zum Dachboden hinaufz u steigen.
Was er dort oben gesucht hatte, war allen ein Rätsel, denn a u ßer alten Möbeln, Schrankkoffern und Gerümpel gab es dort nichts.
Janice schaute ihre Verwandten der Reihe nach an. Sie kannte sie kaum, und ihre Eltern hatten nur selten von ihnen gesprochen. Mrs. Hanks stand etwas abseits. Sie schluchzte in ihr Taschentuch. Hinter dem Pfarrer, der das Leben des Verstorbenen würdigte, entdeckte sie einen jungen Mann mit schwarzen Haaren und bra u nen Augen. Seine Trauer um ihren Onkel schien echt zu sein. Sie fragte sich, wer er wohl sein mochte. Zur Verwandtschaft gehörte er sicherlich nicht.
Roman Partridge drückte tröstend ihre Hand. Die junge Frau war froh, ihn an ihrer Seite zu haben. Obwohl es seine Geschäfte eigentlich nicht zugelassen hätten, hatte er darauf bestanden, sie nach Greensted zu begleiten, um ihrem Onkel, den er niemals kennengelernt hatte, die letzte Ehre zu erwe i sen.
Sarah schmiegte sich an sie. "Armer Onkel James", sagte sie so leise, daß Janice sie kaum verstehen konnte.
"Onkel James war alt und krank, Sarah", versuchte sie ihre Schwester zu trösten. "Ich glaube, daß er jetzt glücklicher ist. Jetzt hat er keine Schmerzen mehr."
Es begann zu regnen, als sie in Romans Wagen nach Maryfl o wer fuhren, das etwas abseits des Dorfes lag. Janice drehte sich um. Vier weitere Wagen folgten ihnen. Darunter ein roter Porsche. Sie überlegte, ob der Wagen dem jungen Mann gehörte, der hinter dem Pfarrer gesta n den hatte.
"Ich frage mich, ob sie schon wissen, daß uns Onkel James sein Haus vererbt hat", sagte sie zu Roman Partridge.
"Nach allem, was du mir über deinen Onkel erzählt hast, hat er es ihnen bestimmt mitgeteilt", erwiderte ihr Verlobter. "Es wird ihm eine Freude gewesen sein." Er warf einen Blick in den Rüc k spiegel. "Was hatte er gegen seine Ve r wandten?"
"Er wußte, daß sie auf Maryflower spekulierten. Das Haus selbst ist nicht sehr viel wert, aber der Grund und Boden, auf dem es steht. Onkel James konnte den Gedanken nicht ertragen, daß das Haus eines Tages abgerissen werden kön n te.
Sarah, die auf dem Rücksitz saß,
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