Die Hüterin des Hauses (Romantic-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
"Ich habe heute Nacht sehr lange da r über nachgedacht. Dieses Haus nimmt mich gefangen. Ich kann deinen Onkel sehr gut verstehen, daß er es nicht abreißen lassen wollte. Wir könnten hier für mich ein Arbeitszimmer einrichten."
"Ich hätte nichts dagegen, hier zu leben, Roman", sagte Janice. "Mal sehen, was Sarah meint."
Ihre Schwester erschien wie auf ein Stichwort. "Hier ist es ei n fach wunderschön, Janice", sagte sie, als sie ihr einen Kuß gab. "Ich war beim Brunnen. Er ist zugenagelt. Wollt ihr wissen, was dort vor vielen, vielen Jahren passiert ist?" Sie setzte sich neben ihre Schw e ster an den Tisch.
"Nein, das interessiert uns im Moment nicht", erklärte Roman Partridge. "Deine Schwester und ich überlegen, ob wir nicht nach Maryflower ziehen sollen."
"Für immer?" Sarahs blaue Augen bega n nen zu strahlen.
"Ja, für immer." Janice nickte.
"Und wann?" wollte die Kleine wissen. "Schon morgen?"
"Sieht aus, als könntest du unseren etwaigen Umzug nicht mehr erwarten", meinte Janice. "Nein, ein paar Tage länger wird es schon dauern, bis alles geregelt ist. Du wärst also einversta n den?"
"Es wäre super!" Sarah sprang auf. "Ich bin gleich wieder da. Ich mußt es nur rasch ..." Sie schlug sich auf den Mund.
"Was mußt du nur rasch?" fragte Janice mißtrauisch.
"Es Mistreß Hanks erzählen", schwindelte Sarah. Fast hätte sie verraten, daß es Damaris gab. Noch durften die Erwachsenen nichts davon erfahren. Sie hatte es Damaris fest versprochen.
"Dann lauf", gestattete ihr Roman. Er wandte sich wieder J a nice zu. "Siehst du, deine Schwester ist hundertprozentig dafür. Also, was meinst du?"
"Was bleibt mir da noch für eine Wahl?" fragte Janice. M a ryflower gefiel ihr. Sie verstand nicht, weshalb sie plötzlich bei dem Gedanken, hier zu leben, so ein ungutes Gefühl hatte.
"Das ist gemein, Janice", meinte Sarah zwei Wochen später, nachdem sie in Maryflower eingezogen waren. "Warum darf ich nicht in einem der alten Kinderzimmer im zweiten Stock wohnen? Dort ist es viel schöner als im ersten." Unwillig verzog sie das Gesicht. "Alles wird einem verb o ten."
Janice, die gerade dabei war, in Romans Arbeitszimmer Bücher einzuordnen, schüttelte den Kopf. "Weil es nicht angeht, daß ein neunjähriges Mädchen völlig alleine schläft", sagte sie. "Dir kön n te nachts etwas passieren, und ich würde dich nicht einmal hören."
"Ach, was sollte mir denn schon passieren", meinte Sarah. "Ich bin kein Baby mehr, das ständig jemanden um sich braucht. Ich ..."
"Es reicht, Sarah."
Sarah spürte, daß ihre Schwester in dieser Frage unerbittlich bleiben würde. "Also gut, wenn du es unbedingt willst", gab sie nach. "Aber spielen darf ich doch oben?"
"Ich habe nichts dagegen", erwiderte Janice. Sie war bereits im zweiten Stock gewesen und hatte sich auch die ehemaligen Kinder und Schulzimmer angesehen. Gut, es gab jede Menge alter Spie l sachen und Bücher, trotzdem verstand sie nicht, warum sich Sarah so gerne dort aufhielt.
"Prima!" Sarah umarmte sie. "Ich bin so froh, daß wir jetzt auf Maryflower wohnen." Sie streckte sich. "So schön hatten wir es noch nie, Janice." Nachdenklich blickte sie auf Romans Bücher, dann stieß sie hervor: "Ich wünschte, er würde nicht jedes W o chenende kommen."
"Sarah, haben wir nicht schon ausgiebig darüber gesprochen?" seufzte Janice. Die Abneigung ihrer Schwester gegen Roman nahm langsam bedenkliche Formen an. Ihr kam es vor, als hätte sie sich in den letzten drei Tagen noch gesteigert. Gut, Roman mochte seine Fehler haben, aber schließlich hatte die jeder Mensch. Sie war überzeugt, daß er in jeder Situation absolut zu ihnen halten wü r de.
"Er hat dich gar nicht richtig lieb", maulte Sarah. "Jedenfalls nicht so wie ich."
Janice konnte nicht anders, sie zog ihre Schwester in die Arme und versicherte ihr zum hundertsten Mal, daß sie keinen Grund zur Eifersucht hatte. "Du bist und bleibst der wichtigste Mensch in meinem Leben", sagte sie.
"Du für mich auch", versicherte Sarah. Sie ließ sich in einen Ledersessel fallen. "Warum hat Roman eigentlich so viele B ü cher?" fragte sie. "Ich habe ihn noch nie lesen gesehen." Nac h denklich ließ sie ihren Blick über die Bücherregale wandern. "Vielleicht benutzt er sie nur als Alibi."
"Bitte?"
"Nun, vielleicht tut er nur so, als sei er ein erfolgreicher G e schäftsmann und ist in Wirklichkeit etwas ganz anderes", meinte die Neunjährige. "Ich habe neulich einen Film gesehen, da war es genauso.
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