Die Huette
glauben wird. Aber ich weiß, dass ich etwas bewirken kann, wenn ich zurückgehe, wie wenig es auch sein mag. Da sind sowieso ein paar Dinge, die ich tun muss beziehungsweise tun möchte.« Er grinste und schaute von einem zum anderen. »Aber das wisst ihr ja bereits ... « Sie lachten. »Und ich bin mir wirklich sicher, dass ihr mich niemals im Stich lassen werdet, und deshalb habe ich keine Angst davor, zurückzugehen. Oder jedenfalls nur ein klein wenig Angst.«
»Das«, sagte Papa, »ist eine sehr gute Entscheidung.« Er strahlte ihn an und setzte sich neben ihn.
Nun stellte sich Sarayu vor Mack hin und sagte: »Mackenzie, da du also zurückgehen wirst, habe ich noch ein Geschenk für dich.«
»Was mag das sein?«, fragte Mack, denn er war sehr neugierig auf alles, was Sarayu schenkte.
»Es ist für Kate«, sagte sie.
»Kate?«, rief Mack erstaunt, und ihm wurde bewusst, wie sehr die Sorge um sie ihn bedrückte. »Bitte, sag mir, was es ist.«
»Kate denkt, sie sei schuld an Missys Tod.«
Mack war zutiefst verblüfft. Was Sarayu da sagte, war so offensichtlich. Es klang absolut einleuchtend, dass Kate sich die Schuld gab. Sie hatte das Paddel gehoben und damit die Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die Missys Entführung ermöglicht hatten. Er fand es unglaublich, dass er noch nie auf diesen Gedanken gekommen war. Von einem Augenblick zum anderen hatte Sarayu ihm eine völlig neue Sicht auf Kates inneren Kampf eröffnet.
»Vielen, vielen Dank!«, sagte er. Jetzt musste er auf jeden Fall zurückgehen, schon allein wegen Kate. Sie nickte, lächelte und setzte sich auf ihre fließende, flirrende Art. Schließlich stand Jesus auf und nahm Macks kleine Blechdose aus einem Regal. »Mack, ich dachte, dass du sie bestimmt gern wiederhaben möchtest.«
Mack nahm sie und hielt sie einen Moment in den Händen. »Ich glaube, ich brauche sie nicht mehr«, sagte er. »Kannst du sie für mich aufbewahren? Meine kostbarsten Schätze ruhen jetzt ohnehin in dir. Ich möchte, dass du mein Leben bist.«
»Das bin ich«, antwortete Jesus mit Vertrauen gebender Gewissheit.
* * *
Ohne jedes Ritual, ohne Zeremonie aßen sie das warme Brot und teilten den Wein und lachten über die besonders seltsamen Augenblicke des Wochenendes. Er wusste, dass es vorbei war. Es wurde Zeit, nach Hause zu fahren und sich Gedanken darüber zu machen, wie er Nan das alles erzählen sollte.
Es gab für ihn nichts zu packen. Seine wenigen Habseligkeiten waren aus dem Zimmer verschwunden, lagen vermutlich bereits wieder in seinem Wagen. Er streifte die Wanderkleidung ab und zog wieder die Sachen an, in denen er hergekommen war. Sie lagen frisch gewaschen und ordentlich gefaltet für ihn bereit. Als er fertig angekleidet war, nahm er seinen Mantel vom Garderobenhaken und ließ noch einmal den Blick durch den Raum schweifen.
»Gott, der Diener«, sagte er mit einem leisen Lachen. Aber der Gedanke ließ ihn innehalten. Er fühlte Rührung in sich hochsteigen. »Gott, mein Diener, muss es wohl eher heißen.«
Als Mack ins Wohnzimmer zurückkam, waren die drei nicht mehr da. Am Kamin wartete eine dampfende Tasse Kaffee auf ihn. Er hatte keine Gelegenheit gehabt, ihnen Lebewohl zu sagen, aber als er darüber nachdachte, fand er die Vorstellung, sich von Gott zu verabschieden, ohnehin ziemlich albern. Darüber musste er lächeln.
Er setzte sich auf den Boden, mit dem Rücken an den Kamin gelehnt, und trank einen Schluck Kaffee. Er schmeckte wunderbar, und Mack fühlte, wie die Wärme ihm in der Brust hinabfloss. Plötzlich war er erschöpft. Die unzähligen Emotionen, die er durchlebt hatte, forderten ihren Preis. Als hätten seine Augen einen eigenen Willen, fielen sie ihm zu, und Mack glitt sanft hinüber in einen tröstlichen Schlaf.
Das Nächste, was er fühlte, waren eisige Finger, die durch seine Kleidung griffen und seine Haut auskühlten. Ruckartig erwachte er und stand mit unsicheren Bewegungen auf. Seine Muskeln schmerzten und fühlten sich steif an. Er blickte umher. Alles sah wieder so aus wie vor zwei Tagen, bis hin zu dem Blutfleck vor dem Kamin, wo Mack schlafend gelegen hatte.
Er rannte durch die ramponierte Tür auf die halb verrottete Veranda. Die Hütte war wieder alt und hässlich, mit verrosteten Fensterrahmen und zerbrochenen Glasscheiben. Der Winter bedeckte den Wald und den Pfad, der hinauf zu Willies Jeep führte. Durch das wild wuchernde Dornengestrüpp war der See kaum zu sehen. Der Bootssteg war größtenteils
Weitere Kostenlose Bücher