Die Hure und der Krieger
er ihr nach, zerrte sie in sein Gemach, verriegelte die Tür und versuchte abermals, ihr Gewalt anzutun.“
Alaric setzte über den Tisch und fiel über McDonald her. Die Wucht des Aufpralls ließ dessen Stuhl hintenüberkippen, und mit einem dumpfen Laut, der durch den gesamten Wohnturm hallte, gingen die beiden Männer zu Boden.
„Du räudiger Hund“, knurrte Alaric. „Du hast gewagt, sie noch einmal anzurühren? Dafür bringe ich dich um!“
Er riss den Laird hoch, rammte ihm die Faust ins Gesicht und war überaus zufrieden, als der prompt Blut und zwei Zähne ausspuckte. Abermals holte Alaric aus, aber Caelen fing den Schlag ab.
„Das reicht“, sagte er ruhig. „Der eine Hieb sei dir vergönnt, aber von nun an obliegt es mir, mich um den Kerl zu kümmern, und das werde ich auf gebührende Weise tun.“
„Du hast ihn erwischt, nicht wahr?“, stieß Alaric heiser hervor. „Und du hast mir nichts gesagt. Dabei wäre es an mir gewesen, sie zu beschützen. Ich hätte derjenige sein sollen, der sie rächt.“ Caelen grinste. „Das konnte deine Frau ganz hervorragend selbst. Sie hat ihm die Nase eingeschlagen und sein bestes Stück gleich mit. Ich musste nur noch beenden, was sie so gut wie erledigt hatte.“
Der König erhob sich, seine Miene war erschüttert. „Ist das wahr, McDonald? Habt Ihr versucht, ein Kind zu schänden, das in Eurer Obhut stand? Und habt Ihr das Mädchen hier unter Laird McCabes Dach erneut belästigt?“
McDonald schwieg wohlweislich und hielt sich die blutende Nase.
„Aye, das hat er“, erwiderte Rionna. „Ich kann es bezeugen.“ „Treuloses Weibsstück!“, spie McDonald.
„Ihr beleidigt meine zukünftige Frau“, fuhr Caelen ihn scharf an. „Ich rate Euch dringend, Eure Worte künftig mit mehr Bedacht zu wählen.“
Der König rieb sich nachdenklich die Nase. „Und, Ewan, was sagt Ihr? Ist das Bündnis noch zu retten, und werden die anderen sich uns anschließen?“
Ewan zog eine Braue hoch und ließ den Blick über die Anwesenden schweifen, von denen die meisten den Zwist zwischen den McDonalds und McCabes schweigend verfolgt hatten.
„Wieso fragt Ihr sie nicht selbst?“
Der König lachte leise. „ Aye, wieso eigentlich nicht.“
Er hob die Hände, um alle zum Schweigen zu bringen, und wandte sich an die Versammelten. „Also, was sagt Ihr, Lairds? Werdet Ihr an unserer Seite gegen Duncan Cameron und Malcolm kämpfen, wenn Caelen McCabe sich mit Rionna McDonald vermählt und somit die Clans verbindet, auf dass ihr beider Land mitsamt Neamh Álainn zu einer Einheit wird?“
Einer nach dem anderen traten die Lairds vor. Nichts war zu hören außer dem Scharren der Stiefel.
„Ich weigere mich, ein Bündnis mit einem feigen Hund einzugehen, der sich an Kindern vergeht“, rief einer der Lairds. „Wenn aber Caelen McCabe Laird wird, sobald er Rionna McDonald heiratet, dann, aye , schließe ich mich meinem König und den McCabes an.“
Die anderen nickten und murmelten beipflichtend.
„Eine letzte Sache gilt es noch zu klären“, warf Caelen ein. Alle drehten sich zu ihm um, doch er sah unverwandt Rionna an, die nach wie vor hoch aufgerichtet und blass in der Mitte der Halle stand.
„Seid Ihr willens, mich und nicht meinen Bruder zum Mann zu nehmen, Rionna McDonald?“
Rionna blickte zu ihrem Vater hinüber und schüttelte bekümmert den Kopf, ehe sie mit ihren fesselnden golden glänzenden Augen wieder Caelen anschaute.
„ Aye, Caelen McCabe. Ihr habt Euch als würdiger, treuer Freund Keeleys erwiesen und auch Alaric als Bruder Ehre gemacht.“
„Und unterstützt Ihr mein Bestreben, unmittelbar nach unserer Hochzeit Laird zu werden, auf dass Euer Vater zurücktreten muss?“
Dieses Mal zauderte sie keinen Moment. „Ich will ihn auf unserem Land nicht mehr sehen.“
Ein bestürztes Raunen erhob sich. Laird McDonald erbleichte einmal mehr und stemmte sich hoch. „Du undankbares Miststück! Wo soll ich deiner Meinung nach denn bleiben?“
„Das ist mir gleich. Aber Ihr seid auf McDonald-Land nicht länger erwünscht.“
Caelen hob überrascht eine Braue und tauschte einen Blick mit Alaric. Das hatte keiner der Brüder erwartet. Zwar hatten sie bereits bei einem früheren Besuch der McDonalds bemerkt, dass Vater und Tochter nicht gut miteinander auskamen. Dass Rionna ihn nun jedoch derart ungerührt ihres Landes verwies, darauf waren sie nicht gefasst gewesen.
„Dann ist es beschlossen“, sagte der König. „Wie es aussieht, gibt es doch
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