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Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman

Titel: Die Hure von Bremen - historischer Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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war.

Kapitel 2
    Viel zu schnell rüttelte ihr Stiefvater sie. Das Feuer war längst heruntergebrannt. Der Regen hatte aufgehört, doch die Sonne reichte noch nicht über die Baumwipfel. Ihre Kleider waren klamm und feucht. Übermüdet erhob sich Lena. Sie fror noch schlimmer als in der Nacht. Es roch nach frischem, feuchtem Grün, und die Farbe von Gräsern, Bäumen und Blättern wirkte durch die Nässe noch intensiver.
    Nach einem wortkargen Mahl packten sie ihre Sachen zusammen. Lenas Stiefvater war von jeher ein stiller Mensch gewesen, ganz anders als ihre Mutter, die gern und viel redete und ihren Kindern immer wieder Geschichten erzählte, und so setzten sie nun recht schweigsam ihre Reise fort.
    Um sie herum jedoch wurde es immer belebter. Gestern war ihnen auf ihrem Weg niemand begegnet, doch je näher sie der Stadt kamen, desto mehr Menschen sahen sie jetzt. Als sie einen berittenen Spähtrupp mit dem Bremer Wappen auf deren Lederrüstungen sahen, wusste Lena, dass ihr Ziel nicht mehr weit entfernt sein konnte.
    Vom Ufer der Weser aus konnte man schließlich schon die gewaltige Mauer sehen, die die Stadt umschloss und auf deren Wehrgang Waffenknechte ihre Runden machten. Ein zahnloser Fährmann brachte sie mit einigen anderen Reisenden und einer Ziege auf die gegenüberliegende Seite der Weser, die jetzt vom vielen Regen Hochwasser führte und schneller floss als gewöhnlich. Die Fähre schaukelte bedenklich, aber sie kamen trockenen Fußes wieder an Land.
    Fuhrwerke, Fußgänger und Viehhirten mit Kühen, Ziegen und Schafen drängten zum Stadttor hinein oder kamen ihnen entgegen. Einige wurden kontrolliert, andere einfach hindurchgewunken. Ihr Stiefvater hielt an, reichte ihr einen Schlauch mit Bier und ein trockenes Stück Brot.
    »Wenn du gegessen hast, wasch dich hinter den Ohren.« Damit deutete er auf die Weser, an der einige Wäscherinnen fleißig ihre Arbeit verrichteten.
    »Ja, Vater.«
    Essen war das Letzte, woran Lena jetzt denken konnte. Ihr Magen war wie zugeschnürt, dennoch biss sie zweimal vom Brot ab, kaute unwillig darauf herum und trank etwas Bier, um das Schlucken zu erleichtern. Als sie wirklich nichts mehr hinunterbekommen konnte, ging sie ans kühle Wasser und wusch sich das Gesicht, band ihre langen dunklen Haare noch einmal ordentlich und richtete ihre Sachen. Die Weser roch nicht so gut wie der kleine Bach zu Hause, aber sie war beinahe so klar. In der Ferne sah sie zwei Segelschiffe vor Anker liegen. Menschen, von hier aus klein wie Puppen anzusehen, tummelten sich darauf zu und wieder fort.
    »Komm jetzt!«, drängte ihr Stiefvater, und Lena beeilte sich, ihn nicht zu verärgern.
    Je zwei Stadtwachen rechts und links vom Tor sowie ein Kriegsknecht der Kirche musterten die Ankömmlinge und fragten nach dem Woher und Wohin.
    Als ihr Stiefvater an der Reihe war, bedeutete er ihr zu warten und ging zu einem der Männer. Sie sprachen sehr leise miteinander. Der eine Wachmann hatte dunkle Locken, die frech unter seinem Helm herausschauten. Er schien nur ein paar Jahre älter als Lena zu sein. Er hörte ihrem Stiefvater zu, sah an ihm vorbei und betrachtete Lena neugierig. Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, und senkte hastig den Blick.
    Ein zweiter Wachmann, welcher um einiges älter war, trat zu den beiden, worauf der Jüngere ihm etwas zuflüsterte. Auch der Ältere sah daraufhin zu Lena herüber. Seine Miene war ernst, und sie las zu ihrem Erstaunen Mitgefühl in seinem Blick. Dann wandte er sich wieder ihrem Stiefvater zu und spuckte verächtlich vor diesem aus. Ihr Stiefvater machte einen Schritt nach hinten und gestikulierte beschwichtigend. Der Jüngere deutete hastig in Richtung Stadt und sprach beruhigend auf seinen Kameraden ein, worauf ihr Stiefvater sich beeilte, Lena am Arm ergriff und rasch durch das gewaltige Tor zog. Die Mauern waren mindestens zweimal so dick, wie ihr großer Bruder Martin lang war. Erst als sie sich ein Stück davon entfernt hatten, verlangsamte er seine Schritte wieder.
    »Vater, was hatte dieser Wachmann mit dir?«
    »Nichts«, war seine barsche Antwort.
    Sie konnte sich nicht erklären, was geschehen war. Immerhin waren sie schon einige Male in Bremen gewesen, doch so etwas hatte sie noch nie erlebt. Da der Stiefvater beharrlich schwieg, betrachtete sie neugierig die Menschen der Stadt.
    Früher war ihr nie aufgefallen, dass es hier anders roch als zu Hause, aber heute drangen ihr die Gerüche mit einer Heftigkeit entgegen, dass sie

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