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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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hat, den ich geküsst und angefasst habe, steht im Geiste jeden Tag vor mir. Wer sieht schon gerne jeden Tag seine Fehler vor sich, frage ich dich.«
    »Und sag mal: der Papst, ist das etwa auch’n Fehler?«, fragte Porzia mit ihrer üblichen Direktheit. Sie konnte, so wie jetzt, gedankenverloren mit den Ohrringen spielen, die sie abgenommen hatte, und ganz nebenbei die unmöglichsten Fragen stellen; »Wie nennst du ihn eigentlich im Bett? Heiligkeit? Julius?«
    Maddalena sprach nicht gerne über ihn. »Er mag es nicht, von mir mit seinem Papstnamen angeredet zu werden«, erklärte sie. »Ich nenne ihn Giovanni, so hieß er, als er noch Erzbischof war. Giovanni Maria del Monte.«

    »Das wäre was, wenn er jetzt zur Tür hereinkäme. Ich, die Seemannsdirne, vor dem Papst! Was für’n Witz.« Sie klopfte sich vor Lachen auf die Schenkel. »Ich glaube, ich würde auf der Stelle zu Salz erstarren.«
    »Er kommt heute nicht«, sagte Maddalena. »Sein Kammerherr, Massa, kündigt ihn vorher an.«
    »Massa? Ist das der, der dich...«
    »Ja«, sagte Maddalena kurz angebunden. Sie wollte dieses deprimierende Thema fallenlassen. »Glaub mir, Porzia, es gibt Imponierenderes, als vor dem Papst zu stehen.«
    »Was denn?«
    »Vor der großen Liebe zu stehen, zum Beispiel.« Sie ließ diesen Worten einen träumerischen Blick folgen. Dann seufzte sie. »Ich will aus Rom weg, sobald es möglich ist. Eines Tages werde ich mir einen Stadtpalast in Venedig kaufen. Überall werden kristallene Kronleuchter hängen, die im Licht der Kerzen funkeln.«
    »Die hast du doch schon längst.«
    »Die Villa gehört mir nicht, ich darf nur in ihr wohnen. Aber ich will unabhängig werden, damit mir niemand mehr vorschreiben kann, was ich tun soll und wie ich es tun soll. Diesem Ziel ordne ich alles unter, und alles, was ich tue, tue ich dafür. Ich habe einige Geschäfte laufen...«
    »Du betrügst den Papst mit anderen Männern?«, fragte Porzia, bereit, in ihr rohes Lachen auszubrechen.
    »Ich rede von Geschäften, die Geld einbringen«, korrigierte Maddalena.
    »Ach so.« Porzia winkte ab. »Erpressung, he?«
    Maddalena wunderte sich nicht, dass Porzia sofort an Erpressung dachte, denn sie war das einträglichste Zweiteinkommen der Huren von Rom – und das gefährlichste. Erpressung war eine Provokation, auf die es mehrere Antworten gab.
    Maddalena wich der Frage aus. »Ich werde es schaffen, du
wirst sehen. Ich habe bisher noch jeden überrascht – und manchem ist es nicht gut bekommen.« Vor allem den Männern, fügte sie in Gedanken hinzu und warf einen langen Blick auf ihre Freundin.
    Wie verschieden sie beide waren, dachte Maddalena verwundert. Unter Porzias Augen lagen Ringe so schwarz wie die wild gelockten Haare. Die glänzende Bräune der Haut verlieh ihr etwas Vulgäres. Porzia war der Inbegriff einer Dirne, und Maddalena hätte sich nie mit ihr abgegeben, wenn nicht die Augen gewesen wären, diese Augen, in denen eine tiefe Traurigkeit verborgen lag. Porzia tat zwar stets so, als seien Gefühle etwas, das wohl existierte, ihr aber noch nie begegnet war – wie ein seltenes Tier, ein Elefant vielleicht. Maddalena spürte jedoch, dass dem nicht so war, dass es irgendein Unglück gab, das Porzia verschwieg. Augen logen nicht. Damals, vor vier Monaten, waren es diese Augen gewesen, die Maddalenas Aufmerksamkeit erregt hatten. Zwar hatten fast alle Huren eine traurige Vergangenheit, die in eine ebenso traurige Gegenwart mündete, aber die Grausamkeit und Kälte des Milieus bemächtigte sich dieser Frauen und veränderte sie, sodass sie schon bald egoistisch und berechnend wurden – Eigenschaften, die sich untrüglich in den Augen wiederfanden.
    Porzia hatte nichts Berechnendes an sich. Sie nahm nichts von Maddalena an, kein Geschenk, keine Gunst und bat nie um einen Gefallen. Dabei würde sich das für sie lohnen. Mit der Geliebten des Papstes, der Königin von Rom sozusagen, auf gutem Fuß zu stehen, konnte einem die Türen reicher Häuser öffnen – wenn auch nur die Hintertüren. Maddalena als Fürsprecherin zu haben, das bedeutete Aufstieg. Nicht wenige Huren hatten in den letzten vierzehn Monaten versucht, Maddalena zur Freundin zu bekommen, aber sie wusste, dass diese Frauen sie gnadenlos entthronen würden, wenn sich ihnen die Gelegenheit böte. Porzia hingegen machte keinen Gebrauch
von Maddalenas Einfluss. Sie schien sich gut aufgehoben zu fühlen in ihrem Leben inmitten von Gemeinheit. Manchmal kam es Maddalena vor, als

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