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Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom

Titel: Die Hure von Rom - Walz, E: Hure von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Walz
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hindeuteten.
    Neben ihr hatte ein umgekippter Kelch seinen dunkelroten Inhalt über die Kacheln ergossen.

    »Maddalena Nera«, erklärte der Kammerherr des Papstes, nachdem Sandro ins Atrium zurückgekehrt war. Massa hatte sich auf einen Prunkstuhl gesetzt, und da es keinen zweiten Stuhl im Atrium gab, blieb Sandro nichts anderes übrig, als wie ein Audienzbesucher vor Massa zu stehen.
    Der Name war ihm natürlich ein Begriff. Die Tote war seit ungefähr vierzehn Monaten die Favoritin Seiner Heiligkeit. Nicht eine einfache Konkubine also, sondern die Königin der Konkubinen. Etwas Ähnliches hatte Sandro erwartet. In dem Moment, als er die Leiche dieser schönen Frau gesehen hatte, war ihm ihr Beruf klar geworden. Es passte alles zusammen: die Schweizergarde, das vornehme Viertel, die Anwesenheit Massas, die Aufforderung an ihn, Sandro, hierherzukommen …
    »Der Papst«, sagte Massa, »beauftragt Euch, Bruder Carissimi, mit der Aufklärung dieses Verbrechens. Es versteht sich von selbst, dass dieser Vorfall und Eure Ermittlung der strengsten Geheimhaltung unterliegen. Offiziell gibt es keinen Mord. Deswegen wurde auch kein Arzt hinzugezogen, der die Tote untersucht.«
    Ein Fingerknöchel des Kammerherrn knackte, und erst jetzt bemerkte Sandro, dass Massas Hände sich gegenseitig kneteten.
    »Ich verstehe«, sagte Sandro. »Wann kann ich mit Seiner Heiligkeit sprechen?«
    »Vorläufig nicht. Er ist derzeit zu beschäftigt. Ihr werdet Eure Berichte und Fragen mir vortragen, und ich werde sie dem Papst weiterleiten. Umgekehrt werdet Ihr Eure Instruktionen ebenfalls über mich erhalten. Ihr seht: Es ist alles ganz einfach.«
    Einfach für Massa, dachte Sandro. Dass Massa sich zwischen ihn und den Papst drängte, passte ihm nicht. Den Papst kannte Sandro. Nicht, dass er ihn besonders mochte oder ihm
völlig vertraute, aber sie waren verbunden durch die Ereignisse von Trient und die Offenheit, in der sie damals miteinander gesprochen hatten. Ganz anders Massa. Ihm gegenüber konnte und wollte Sandro nicht offen sein, und alles, was Massa »im Namen des Papstes« sagte, würde von Sandro voller Misstrauen angesehen. Keine guten Voraussetzungen für einen Erfolg.
    »Damit wäre wohl alles gesagt.« Massa erhob sich von seinem Thron und schickte sich an, die Villa zu verlassen.
    »Habt Ihr nicht etwas vergessen?«, fragte Sandro.
    »Ich wüsste nicht.«
    »Mir fehlen noch eine ganze Reihe von Auskünften.«
    »Ich dachte, das ist immer so am Anfang einer Ermittlung.«
    »Ich habe Fragen, die nur Ihr beantworten könnt.«
    »Mehr, als ich Euch gesagt habe, müsst Ihr nicht wissen. Gute Nacht, Bruder.« Massa grinste und öffnete die Tür, aber Sandro schob sie wieder vor der Nase des Kammerherrn zu.
    »Kanntet Ihr sie?«
    Aus der Überraschung auf Massas Gesicht wurde schnell Zorn darüber, von einem achtundzwanzigjährigen Mönch die Tür vor der Nase zugeworfen zu bekommen und von ihm ausgefragt zu werden. Der Massa, den Sandro kannte, hätte ihn ohne Zögern angefaucht. Doch der Massa dieser Nacht schluckte seinen Zorn hinunter.
    »Habt Ihr Euch schon einmal vor Augen geführt«, antwortete Massa mit der gleichen Ruhe, mit der Sandro seine Frage gestellt hatte, »dass Ihr außer dem Papst niemanden im Vatikan habt, der zu Euch hält? Ihr habt ein Amt inne, das Ihr ebenso schnell verlieren könnt, wie Ihr es bekommen habt.«
    »Das Gleiche gilt für Euch, oder?«
    Wieder grinste Massa. Sandro hasste dieses Grinsen. »Theoretisch, ja. Aber ich verfüge über ein Geflecht von Beziehungen,
das mich schützt wie ein Mantel. Ihr hingegen – verzeiht den Vergleich – steht völlig nackt da. Derzeit mag es warm sein und sonnig, aber glaubt mir: Es wird irgendwann Winter werden, und dann werdet Ihr froh sein um ein wenig Schutz.«
    »Ich habe mich nie nach einem Amt im Vatikan gedrängt und würde mit Freuden in meine alte Umgebung zurückkehren.«
    »Eure alte Umgebung.« Massa grinste noch immer. »Das wäre nicht der Ort, an dem Ihr Euch wiederfinden würdet, glaubt mir.«
    »Ich bin kein Teil irgendeines Geflechts. Ich bin neutral.«
    Diese Bemerkung schien Massa tatsächlich zu amüsieren, denn sein blödes Grinsen wurde kurz zu einem echten Lächeln. »O weh, Carissimi, ich merke, Ihr habt noch viel zu lernen. Die Neutralen sind die Ersten, die einem Umschwung zum Opfer fallen, so wie die Armen dem Hunger und der Kälte zum Opfer fallen, weil sie niemanden haben, der sie füttert und vor der Kälte schützt.« Massa lachte

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