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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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Gedanken an die armen Mädchen, die in ihrem Schlafsaal eingeschlossen saßen und nichts ahnten. Als Einziges bekam Luzia von ihr heraus, dass der Fürstabt abgereist sei, ohne sie zu empfangen.
    Nachdem Luzia sie halb um den Anbau herum gezerrt hatte, riss die Apothekerin sich los und rannte zum Eingang. Nur einen Augenblick der Überraschung hielt Luzia still, bevor sie hinter ihr herlief, aber Mechthild entwickelte eine dermaßen hohe Geschwindigkeit, dass Luzia nicht folgen konnte, zumal ihr auch noch vom vorherigen Spurt, nach dem sie Mechthild von Elße trennen musste, die Seiten wehtaten. So sah sie gerade noch, wie sich die Haustür vor ihrer Nase schloss. Mit lautem Rumsen schob Mechthild von innen die Riegel vor. Was hatte diese Wahnsinnige vor? Wollte sie zusammen mit den Mädchen darinnen verbrennen? Vergeblich pochte Luzia gegen das schwere Holz und rief, niemand antwortete ihr.
    Wie sollte ein Mensch das verstehen? Luzia schüttelte fassungslos den Kopf. Was nun? Sie konnte doch unmöglich die Mädchen dort oben verbrennen lassen! So schnell sie konnte, rannte sie zur Rückseite des Hauses und stellte sich unter die Fenster zum Schlafsaal. Zum Glück ahnte man hier noch nicht einmal den Brand. Drei mit Holzläden verschlossene Luken gab es dort. Wer immer von oben heruntersprang, brach sich mindestens die Beine. Das Mauerwerk bot Händen und Füßen so viel Halt, dass Luzia keine Schwierigkeiten hätte, hoch oder herunter zu klettern, jedoch wusste sie, dass kaum jemand sonst ihre Fähigkeiten besaß.
    »Heda!«, rief sie und suchte in ihrem Gedächtnis nach dem Namen einer der Frauen. Nur an Elße konnte sie sich erinnern, alle anderen waren ihr gar nicht vorgestellt worden. Sollte sie Alarm schlagen und laut brüllen, dass es brannte? Auf gar keinen Fall. So säte sie Panik unter den Mädchen und einige würden sich gar aus dem Fenster stürzen. Nein, eine von ihnen musste ruhig vorangehen und unten die Riegel öffnen. Um das Schloss konnte Luzia sich von außen kümmern, aber an den Riegeln kam sie nicht vorbei.
    »Maria!«, war der häufigste Name, weshalb sich bestimmt eine der Frauen angesprochen fühlen würde. Vier Mal musste sie rufen, bevor sich oben etwas regte. Der Laden öffnete sich, ein brauner Schopf verdeckte halb ein verschlafenes Gesicht.
    »Was, im Namen aller Heiligen, gibt es zu dieser unchristlichen Uhrzeit?«
    »Maria?«, fragte Luzia nach. Sie hatte das Mädchen bei denen gesehen, die in ihrem Garten gearbeitet hatten. »Kannst du herunterkommen?«
    Die junge Frau rieb sich die Augen. »Frau Luzia? Herrgott, was gibt es? Was machst du dort unten?«
    »Komm bitte herunter, Maria!«
    Der Schopf verschwand, der Laden schloss sich wieder. Wie dumm, das verzögerte die Rettung der anderen! Luzia konnte es nicht erwarten, sie alle herauszuführen. Sie wandte sich zur Hausecke, um Maria am Eingang abzufangen, da klapperte schon wieder oben der Laden.
    »Gnädige Frau, bitte!« Maria schaute erneut heraus. Luzia ging zurück und sah zu ihr hoch. »Frau Luzia, die Tür ist verschlossen. Ich kann nicht herunterkommen.«
    Siedend heiß fiel Luzia ein, was Elße berichtet hatte: Nachts schloss Mechthild die Tür zum Schlafsaal ab, und genauso hatte der Apotheker es auch gehalten. Was nun? Wie Luzia Mechthild kannte, war auch die Tür zum Schlafsaal so massiv, dass keines der Mädchen sie aufbrechen konnte. Und wenn Luzia hochkletterte und das Schloss mit ihrem Dietrich öffnete?
    Nein, unmöglich. Sie war die gnädige Frau, die Gattin des Gelehrten, die Gebieterin des Herrenhauses, da durfte sie nicht die Fassade erklimmen und Diebeswerkzeug benutzen!
    »Bleib, wo du bist, Maria. Ich hole eine Leiter. Geh auf keinen Fall fort. Schwöre es mir!«
    Verständnislos schüttelte die Braunhaarige den Kopf, dann nickte sie. »Gerne, Frau Luzia. Ich warte hier.«
    Inständig hoffte Luzia, dass Maria es tatsächlich tat, denn sie hatte keine Lust, auf einem wackeligen Gestänge herumzuturnen, um den Laden aufzubrechen. In dem Schuppen mit dem Handwagen gab es eine Leiter, gut versteckt, um nicht als Belagerungswerkzeug missbraucht zu werden. Allmählich machte sie sich Sorgen, ob sie es rechtzeitig schaffte, alle Mädchen zu retten, doch sie tröstete sich mit Mechthilds Vorkehrungen. Die Tür zwischen Anbau und Haupthaus war so massiv wie die Eingangstüren. Es würde einige Zeit dauern, bis ein Feuer durch die hindurchbrach.
    Tatsächlich fand Luzia in der Gartenhütte einen Balken mit

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