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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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krümmte sich unter heftigem Husten. Elße sprang auf und rannte zu ihm.
    »Frank, bitte, sag, dass es dir gut geht!«
    So kurz die Strecke auch war, die sie zu ihm rennen musste, sie glaubte, ihr Herz müsse zerspringen. Frank stützte sich mit den Fäusten auf den Boden, der Husten erschütterte seine Leib. Sie fiel neben ihm auf die Knie, wagte aber nicht, ihn anzufassen. Als er den Kopf hob, um sie anzusehen, erkannte sie, wie totenbleich er aussah.
    »Bitte …« Jerg lag auf dem Rücken, zwei Schritte entfernt, und hob schwächlich eine Hand. Elße wandte ihren Blick zu ihm und erstarrte. Der rechte Arm war dicht unter der Schulter abgetrennt und sprudelnd schoss Blut aus dem Stumpf. Vergeblich versuchte Jerg, die Wunde zu erreichen, aber immer wieder fiel seine Hand herunter. Noch während Elße überlegte, wie sie ihm helfen könne, sackte sein Kopf herab und er starrte in den Nachthimmel. Entsetzt fiel ihr Blick auf Contz. Er lag dicht neben Jerg, auch er in einer Lache Blut. Zuerst wusste sie nicht, was an diesem Anblick so furchtbar falsch war, bis sie bemerkte, dass der Kopf in eine andere Richtung wies als die Brust. Franks Hieb hatte den Knecht enthauptet.
    Das Blut rauschte so laut in Elßes Ohren, dass sie fast die leisen Worte Franks überhört hätte. Weiße Fünkchen tanzten vor ihren Augen, von außen drang Dunkelheit auf sie ein. Geräuschvoll schlug sie die Zähne zusammen und straffte den Rücken, bis sie wieder Luft bekam.
    »Wendelin«, flüsterte Frank.
    Das musste der Unbekannte sein, denn diesen Namen hatte er vorher genannt. Elße vergewisserte sich, dass Frank nicht gleich umfallen würde, und kroch auf Knien die zwei Schritte zu ihm, wobei Blutspritzer vom Gras auf ihren Rock schmierten. Dieser Wendelin war noch ein Junge. Sein strohblondes Haar lag wie ein Heiligenschein um sein Gesicht, das völlig mit Blut bedeckt war. Eine Wunde am Haaransatz blutete noch immer heftig und beide Augen waren zugeschwollen. Auch aus seinem offenstehenden Mund floss Blut. Elße warf Frank einen hilflosen Blick zu, der sie beobachtete und ihr beruhigend zunickte. Ihm schien es nicht so schlecht zu gehen, also kümmerte sie sich um Wendelin. Der Rock war durch das Blut verdorben, das ging nie wieder aus, also packte sie den Saum und riss einen Lappen ab, den sie auf die Kopfwunde presste. Wendelin wimmerte leise und wehrte halbherzig ihre Hand ab. Mit sanftem Nachdruck und leisen Worten beruhigte sie ihn. Schließlich richtete er sich auf und griff unruhig um sich. »Ich kann nicht sehen!«, rief er.
    Elße ergriff seine tastenden Hände und hielt sie fest. »Keine Angst, das wird schon wieder! Die Kerle haben dir auf die Augen geschlagen, dass sie zugeschwollen sind. Bald geht es wieder besser.«
    Der Junge klammerte sich an sie, als ob er am Ertrinken sei, und murmelte vor sich hin, wobei Elße nicht viel verstand. Seine Zunge musste geschwollen sein, genau wie die aufgeschlagenen Lippen.
    Frank richtete sich auf und kam heran. »Guter Wendelin«, sagte er und strich ihm über den Kopf. Dankbar verzog der Junge seine Lippen und lächelte, wobei ihm wieder Blut aus dem Mund lief. Frank wandte sich zu Elße. »Er hat mir mein Schwert gebracht. Die ganze Strecke vom Richtsberg muss er gerannt sein. Wäre er nur um ein Weniges langsamer gewesen …«
    Es war ihr, als wenn eine große Faust ihr Herz zusammendrückte. Wäre er nur um ein Weniges langsamer gewesen, dann hätten sie Frank getötet und Elße … wahrscheinlich auch. Allerdings erst, nachdem … Sie wollte nicht mehr weiterdenken. Über den Jungen hinweg schlang sie ihre Arme um Frank und barg ihr Gesicht an seiner Schulter, um hemmungslos zu weinen. Es war vorbei, konnte sie nur immer und immer wieder denken. Es war vorbei.
    Aber was war vorbei? An ihrer Situation hatte sich nichts geändert. Abgesehen davon, dass sie jetzt gar keinen Platz mehr hatte, wo sie unterkriechen konnte. Sie heulte noch lauter, so sehr sie sich auch bemühte, ruhig zu werden. Zärtlich strich Frank ihr über den Rücken. Elße schloss die Augen und stellte sich vor, alles wäre in Ordnung, sie säßen zusammen im Gesindehaus und hätten einander lieb. Das Schluchzen ließ nach, die Tränen rannen lautlos über ihre Wangen, aber nur noch, weil sie sich so verzweifelt eine Idylle wünschte.
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    Mechthild schrie und kreischte wie eine griechische Harpyie, und genauso hässlich verzog sich dabei ihr Gesicht. Sie bejammerte ihre Besitztümer, verschwendete nicht einen

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