Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
Vom Netzwerk:
kam die Kutsche in einem Schauer aus Kies zum Halt. Contz ließ Elße los, sie drehte den Kopf. Ottin sprang vom Kutschbock und beeilte sich, Mechthild den Schlag zu öffnen. Hochrot im Gesicht gestikulierte sie im Aussteigen zum Anbau. »Was treibt ihr hier? Warum löscht ihr nicht? Wo sind die Weiber? Nutzloses Pack!«
    Beiläufig schleuderte Jerg Elße beiseite. Nur ihr Zusammenkrümmen bewahrte sie davor, ihren Kopf am Grenzstein anzuschlagen. Eilig kroch sie davon, obwohl sie wusste, dass die nächsten Büsche zu weit entfernt waren, sie unbemerkt zu erreichen.
    Wie eine Furie preschte Mechthild auf Contz zu, trommelte mit ihren Fäusten auf ihn ein und schob ihn in Richtung des Anbaus, aus dessen Fenstern jetzt erste Flammen züngelten.
    »Herrin, bitte beruhige dich! Es ist zu spät. Wir können nichts mehr löschen, nur noch hoffen, dass das Feuer nicht auf das Haupthaus übergreift.«
    »Der da ist schuld!«, rief Jerg und deutete auf die zusammengesunkene Gestalt Franks. Jemand beugte sich über ihn, rüttelte ihn und versuchte, ihn hochzuziehen. Wer war das? Elße hatte ihn noch nie gesehen, diese plumpe Art wäre ihr aufgefallen. »Das ist der Brandstifter!«
    »Dann werft ihn hinein!«, kreischte Mechthild. »Soll er mit verbrennen!«
    Als die drei Knechte nun auf Frank zuschritten, konnte Elße sich nicht mehr halten. Ihre Arme zitterten so sehr, dass sie der Länge nach auf das Gras fiel. Ein Rosenstrauch zerkratzte ihr das Gesicht.
    »Und was hast du Hure damit zu tun?«, fuhr Mechthild sie an. Mit drei weiten Schritten war sie bei Elße und trat nach ihr. Elße rollte sich zusammen und biss auf ihre Lippen. Was war sie doch für ein elender Feigling! Nicht einmal gegen die alte Hexe verteidigte sie sich. »Herrin«, wimmerte sie, »mit dem Brand habe ich nichts zu tun.«
    Mechthild ließ sich dadurch nicht beschwichtigen, immer wieder fühlte Elße die spitzen Schuhe der Apothekerin gegen ihre Schenkel treten.
    »Halt ein, Mechthild!«
    Elße öffnete die fest zusammengepressten Lider, als sie die Stimme der Gelehrtengattin wahrnahm. Frau Luzia zog Mechthild am Arm weg von Elße.
    »Bitte, Frau Luzia«, wimmerte Elße, »bring dich in Sicherheit!«
    »Mechthild, was tust du?«, fragte Luzia streng.
    »Misch dich nicht ein, Nachbarin! Siehst du nicht, dass sie mir das Haus angesteckt hat?«
    Mit einer Kraft, die Elße der zierlichen Frau nicht zugetraut hatte, schob Luzia die Apothekerin fort. »Kümmere dich lieber zuerst um dein Haus, bevor du Anschuldigungen erhebst! Sind etwa die Mädchen noch drinnen? Wo ist dein Mann?«
    »Was gehen mich die Huren an?«, schrie Mechthild und hieb mit ihren Fäusten nach Luzia, die jedoch auswich. Mechthild schlug und trat um sich, bis Luzia sich zurückzog, dann rannte sie fort in Richtung auf das Haus, dicht gefolgt von der Nachbarsgattin.
    Elße sah nach den Knechten. Noch immer scharten sie sich zusammen, aber nicht bei Frank, sondern bei dem plumpen Unbekannten. Mit Fäusten und Stiefeln traktierten sie ihn, er stieß spitze Schreie aus und schlug ungeschickt um sich. So wie er es tat, würde es Elße wundern, wenn er überhaupt einen Treffer landete, weshalb die Knechte auch seine Bemühungen mit lautem Gelächter quittierten. Unbeholfen fiel er hin und krümmte sich zusammen.
    Die Flammen aus dem Anbau schlugen immer höher, jetzt lag der Rauch schon wie Nebel über dem Garten. Die Gestalten von Jerg und Contz verschwammen. Hinter ihnen baute sich etwas auf. Frank! Jetzt wurde deutlich, dass er die Knechte um mehr als einen Kopf überragte. Er holte weit aus und schwang … ein Schwert? In den Flammen blitzte Metall auf. Er überraschte Contz und versetzte ihm einen Hieb in den Nacken. Der Schwung genügte, den Knecht ein Stück fortzutragen. Sofort setzte Frank zum nächsten Schlag an. Jerg fuhr herum und hob beide Arme. Franks Schlag traf und Jergs rechter Arm flog davon. Ohne Abzusetzen rotierte Frank mitsamt dem Schwert und schwang es gegen Ottin, der sich rücklings fallen ließ und nach hinten fortkroch. Kurz stützte Frank das Schwert auf dem Boden auf, humpelte einen Schritt näher. Ottin richtete sich hektisch auf und rannte, anfänglich gebückt mit Unterstützung der Hände, in den Wald. Ohne sich umzusehen duckte er sich unter den Ästen der Bäume hinweg und verschwand.
    Frank stand mit erhobenem Schwert. Aus dieser Entfernung sah Elße, dass er schwankte. Seine Waffe fiel aus seinen Händen, er knickte in den Knien ein und sein Rücken

Weitere Kostenlose Bücher