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Die Huren des Apothekers

Die Huren des Apothekers

Titel: Die Huren des Apothekers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stöckler
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ächzen, seine Muskeln traten stärker hervor, aber er stemmte sich weiterhin gegen den schwankenden Balken.
    »Kommt alle heraus!«, schrie nach einigen Minuten diejenige, die zum Anbau gelaufen war. »Die ganze Bude fackelt ab und die Knechte liegen tot davor!«
    Jetzt erst bemerkten die letzten den Ernst der Lage und bekamen Angst. Im Schlafsaal schubsten sich die Frauen gegenseitig vom Fenster weg, um bloß die nächste zu sein. Unten fielen sie mit Fragen über die Botin her, was sie gesehen habe. Auf ihre Schilderung drängten sie sich zusammen, maunzend wie Kätzchen im Nest. Elße ermahnte die oben, geduldig zu warten, bis die Vorgängerin die Leiter verlassen hatte, während die Letzten schrien, sie solle sich beeilen.
    Diese Kakophonie dröhnte in Luzias Ohren und sie fühlte sich einen Augenblick lang völlig nutzlos.
    »Elße, führe die Mädchen, wenn sie alle da sind, zum Herrenhaus. Trine hat einen leichten Schlaf, sie wird öffnen, wenn sie nicht sowieso schon längst wach ist. Für die Nacht wird sie euch in der Diele eine Schlafgelegenheit bereiten und morgen sehen wir weiter.« Luzia musste schreien, um gegen die Mädchen anzukommen. »Derweil sehe ich nach Mechthild, dass sie sich kein Unglück antut. Vielleicht ist sie wieder bei Verstand.«
    Wie gut es tat, die schnatternde Schar hinter sich zu lassen! Aber nicht lange währte die Stille. Wenn bisher das Feuer lautlos getobt hatte, jetzt krachte und donnerte es aus dem Anbau und die Flammen leckten aus jedem der schmalen Fenster. Diese Feuersbrunst konnte niemand mehr löschen! Es versetzte Luzia einen Stich, dass sie mit der Diebeskerze den Apotheker und seinen Knecht betäubt hatte. Genauso gut hätte sie sich des Mordes schuldig bekennen können. Und wieder beruhigte sie sich. Beide hatten es nicht anders verdient! Für Henslin war es sogar viel zu gnädig, im Schlaf vom Tode geholt zu werden. Und der Knecht? Ein jeder Christenmensch verdiente Strafe, wenn er Unrecht sah und nicht dagegen einschritt. Außerdem handelte es sich beileibe um keinen Unschuldigen, denn auch er hatte seine Schutzbefohlenen missbraucht und seine Lust an ihrem Leid befriedigt.
    Luzia lief um das Haupthaus herum. Die Kutsche stand dicht vor dem Eingang und das Pferd scharrte unruhig mit den Hufen, weil es den Rauch witterte. Gleich vor Luzia sprang die Haustür auf und Mechthild kam hoch beladen mit Säcken, Beuteln und Schachteln heraus. Ohne Luzia zu bemerken, warf sie alles in die Kutsche hinein und machte sich auf den Rückweg. Luzia packte sie am Arm. Vor Überraschung quietschte Mechthild laut. Sie versuchte sich loszumachen, als sie Luzia erkannte.
    »Lass mich los, Nachbarin, du verstehst das nicht!«
    »Dann erklär’s mir, Mechthild! Was treibst du hier, während dort oben die schwangeren Frauen verbrennen? Hast du dich nicht ihrer angenommen und Gottes Lohn dafür verlangt?«
    Vergeblich wand Mechthild sich in Luzias Griff. »Du, eingebildetes Weibsbild, du kannst fein Gericht halten über meinesgleichen! Nie musstest du bangen, ein Obdach für die Nacht zu finden, musstest dich nie ducken vor den Schlägen des Gatten! Nie wieder, sage ich, nie wieder werde ich die Magd von irgendwem sein. Und wenn sie mich auch zehnmal wieder eintürmen, ich werde jedes Mal gleich wieder einen finden, der mich herausholt und zu seinem Weib macht, wenn ich ihm nur genügend Reichtum verspreche. Und hielt ich es nicht? Schau dir an, was ich ihm verschafft habe, obwohl er mich die ganze Zeit über nur prügeln wollte, sowie er mich sah!«
    Luzia wurde nicht schlau aus diesem Gerede, hielt sie aber weiterhin gepackt. »Was plapperst du da? Kümmere dich lieber um die dir anvertrauten Mädchen!«
    »Sollen sie zur Hölle gehen! Sie sind sowieso nichts wert, genauso wenig wie die Bälger, die sie werfen. So viele schmeißen sie mir vor die Füße, dass nicht einmal mehr die Zigeuner sie kaufen wollen! Die einzig sinnvolle Verwendung für all dies nutzlose Fleisch hat mein Gatte gefunden, der sich damit seinen Traum erfüllt. Darum setzte er auch alles daran, eine Hebamme wie mich aus dem Turm zu befreien, bevor diese Dorftrottel mich auf den Scheiterhaufen stellen konnten! Und jetzt geht sein Traum in Rauch auf. Aber ohne mich! Ich werde niemals wieder im Dreck kriechen, buckeln und dienen. Mit dem, was ich hier noch finde, werde ich mich in Samt und Seide kleiden und von goldenen Tellern essen.«
    Endlich gelang es Mechthild, Luzia von sich zu stoßen. Sofort rannte die

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