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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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Kapitel 1
    Aus Jennas Tagebuch:
    18. März 2021
    Bei Schrödinger, wir haben es geschafft!
    Uns ist heute zum ersten Mal ein Beamvorgang auf Basis unserer neuesten Erkenntnisse zu Quantenverschränkungen bei der Fotosynthese gelungen!
    Felix, der alte Romantiker, hat mir eine goldene Kette mit einem Diamantanhänger rübergebeamt. Ich habe gelacht und ihn zum Schein beschimpft, weil er so ein teures Geschenk gekauft und es dann auch noch für ein Experiment riskiert hat, das hätte schiefgehen können wie all die anderen zuvor.
    Felix hat nicht mitgelacht. »Und was sollen wir jetzt tun?«, hat er gefragt.
    »Feiern«, habe ich geantwortet.
    Einen Versuch war es wert. Aber es hat natürlich nicht funktioniert. Felix hat gemurmelt: »Wir müssen es der gesamten Menschheit schenken. Keine Regierung darf …«
    Wenn ich wie er ununterbrochen über die Folgen dessen nachdenken würde, was wir tun, wären wir nie so weit gekommen.
    Ich habe ihn dann auf die einzige Art aufgemuntert, die bei ihm funktioniert: Ich habe ihn nach oben geschickt, um mit Celie zu spielen. Inzwischen habe ich mich daran gemacht, unsere Ergebnisse zu verifizieren. Erst wenn unser »Transtorq« – ich nenne es jetzt einfach mal so, weil »Kette« auf Latein »torquis« heißt – zuverlässig arbeitet, können wir den nächsten Schritt tun.
Irland, Kranen-Anwesen
    Es war ganz schön schwierig, hierherzukommen, Mom. Ich musste mich bei den Mobilen wegschleichen, weil ich doch niemandem sagen konnte, wohin ich gehe. Dass ich ein Tor benutze, darf dort natürlich auch keiner wissen. Und dass ich deine Tochter bin, erst recht nicht.
    Nach der Beerdigung ihres Vaters hatte Celie Kranen sich geschworen, das schwarze Kleid nie mehr zu tragen. Nach Moms Tod vor zwei Monaten hatte sie sich geschworen, ihr Elternhaus nie wieder zu betreten. Und als sie kurz darauf in die Kommune der Mobilen eingetreten war, hatte sie geschworen, nie mehr ein Tor zu benutzen.
    Und nun stand sie hier, in dem schwarzen Kleid, am Rande des Waldes im Park der Kranen-Villa, und machte sich bereit, schon zum zweiten Mal an diesem Tag zu beamen. Von demselben Tor aus, in dem ihre Mutter Jenna gestorben war, während Celie verzweifelt versucht hatte, den Druckverband auf die Wunde zu pressen. Dort, wo kurz zuvor noch Jennas Arm gewesen war …
    Celies Herz raste. Sie konzentrierte sich darauf, den Film anzuhalten, der in ihrem Kopf ablief.
    Das alles ist jemand anderem passiert. Einem Mädchen namens Celie.
    Aber sie war jetzt Dawn, Dawn Haversham, so hieß sie bei den Mobilen, und Dawn hatte keine schreckliche Vergangenheit, die sie verfolgte. Sie hatte überhaupt keine Vergangenheit.
    Celies Herzschlag beruhigte sich. Sie betrat das Tor. Diesmal würde es wirklich das allerletzte Mal sein, dass sie beamte. Doch als sie ihr Ziel auf der Holokarte eingeben wollte, begannen ihre Hände zu zittern.
    Heute Abend würde sie wieder Dawn sein und in Sicherheit. Aber jetzt musste sie noch einmal Celie sein. Mit allem, was dazugehörte. Celie kauerte sich auf dem Boden der Kabine zusammen. Es dauerte eine Weile, bis sie in der Lage war, zum Dunlavin Cemetery zu beamen.
    Sie war die Erste auf dem Friedhof. Langsam ging sie zum Grab ihres Vaters, neben dem sie schon das Loch für den Sarg ihrer Mutter ausgehoben hatten.
    Celie verschränkte die Finger so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
    Mom, kannst du mir sagen, wie ich dich beerdigen soll, wenn dein Körper gar nicht in diesem Sarg liegt?
Indien, Teeplantage
in Darjeeling
    Das saftige Grün der endlosen Teebüsche leuchtete in der Sonne. Darin krabbelten unzählige Roachys wie außerirdische Riesenspinnen umher und ernteten. Jeder Roachy wurde von einem Teepflücker kontrolliert. Bernie Sigmarek fand diesen Begriff ziemlich irreführend: Die »Teepflücker« pflückten längst keinen Tee mehr – das übernahmen die etwa einen Meter hohen und zehn Kilo schweren sechsbeinigen Laufroboter mit ihren flexiblen und sensiblen »Händen«. Die Teepfücker werteten nur noch die Sensordaten der Roachys aus und analysierten per Bildschirm die Pflanzen auf Schädlinge und ungewöhnliche Veränderungen.
    Bernie befreite sich aus der Umarmung seiner Mutter, die mit Tränen in den Augen zu ihm hochsah.
    »Ich weiß, das ist albern.« Sie schniefte. »Ich denke immer noch, ich seh dich nie wieder, wenn du Zigtausende Kilometer weit wegbeamst.«
    Bernie grinste. »Kannst ja morgen mal nachschauen kommen, ob ich’s geschafft

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