Die Hurenkönigin (German Edition)
dem, dachte sie routiniert und langte in den Tiegel mit Rindertalg, der auf der Truhe neben dem Bett stand.
»Soll ich ihn dir reiben, oder willst du ihn reinstecken?«, fragte sie den fahrenden Händler, der mit den Hosen um die Knöchel auf sie zustolperte. »Fünf Groschen fürs Reiben, das Bocken kostet doppelt so viel«, leierte sie herunter und blickte den Mann mit stumpfem Gesichtsausdruck an.
»Wennschon, dennschon«, grummelte der Hausierer atemlos. »Es ist schon ’ne Weile her, dass ich was mit ’ner Frau hatte.«
»Das kann ich mir denken. Gut, dann komm her. Und zieh ihn bloß vorher raus, ehe du abspritzt.« Rosi hob den Rock, spreizte die Beine und fettete mit geübten Fingern ihr Geschlecht ein, ehe sie das Glied des Mannes am Schaft packte und einführte.
Ihre Ahnung hatte sie nicht getäuscht. Nach wenigen Stößen war der Mann abgefertigt, zog sich ächzend die Hosen hoch und nestelte an seinem Brustbeutel, um sie zu bezahlen. Mit einem Stück Sackleinen wischte sich Rosi gähnend den Bauch ab und streckte ihm die andere Hand mit der Handfläche nach oben entgegen. Doch zu ihrem Erstaunen zückte der Fremde eine glänzende Silbermünze und fuchtelte damit neckisch in der Luft herum.
»Hör Sie mir jetzt einmal genau zu, ich soll Ihr nämlich was bestellen«, tönte er mit einem Mal so großspurig wie ein Landjunker und ließ sich neben ihr auf der Bettkante nieder. »Ich soll Ihr den Gulden geben und Ihr ausrichten, dass Sie sich heimlich davonschleichen und zur elften Stunde am Fahrtor sein soll. Dort wartet ein vornehmer Herr auf Sie, der nicht erkannt werden will. Deswegen soll Sie auch Ihr Maul halten und darf niemandem was davon erzählen. Der reiche Pfeffersack lässt Ihr bestellen, dass Sie nach getaner Arbeit noch einen Gulden kriegt. Hat Sie das kapiert und hält sich daran?« Der Hausierer schaute Rosi fragend an. Ihr fehlten zunächst die Worte, doch beim Anblick des Guldens hatte sie ganz glänzende Augen bekommen.
»Darauf kannst du einen lassen«, erwiderte sie und nahm freudig den Gulden in Empfang. »Du hast mir den Tag gerettet, Alter! Dafür hast du bei mir was gut.« Ihre Übellaunigkeit war mit einem Mal wie weggefegt, und sie strahlte den unscheinbaren Fremden an, als wäre er ihr Heilsbringer.
»Darauf komme ich gern zurück, wenn ich mal wieder in Frankfurt bin«, erwiderte der Landgänger geschmeichelt und schien bereits im Stillen zu erwägen, ob er von dem großzügigen Angebot nicht gleich Gebrauch machen sollte. Rosi, der seine Anwandlung nicht verborgen geblieben war, schubste ihn sachte von der Bettkante. »Nix da, mein Alter. Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Ich will doch pünktlich sein. Und ich muss mich auch noch ein bisschen herrichten …« Sie schnürte das schwarze Samtmieder zu und schenkte sich einen Becher Wein ein.
Nachdem der Hausierer gegangen war, nahm sie ihre Schminkutensilien vom Wandbord. Im diffusen Licht der Talgkerze besah sie sich im Spiegel und war alles andere als zufrieden. Die vom häufigen Auftragen der blei- und quecksilberhaltigen Schminke großporige Gesichtshaut war gerötet. Sie tauchte ihren Finger in einen Tiegel mit weißer Paste, die aus Mehlstaub und Quecksilber bestand, und verteilte sie in einer dicken Schicht über die fleckigen Wangen und die Nase. Dann stippte sie den Zeigefinger in ein Glas mit leuchtend roter Mennige und bestrich damit die Wangenknochen, um so einen Hauch von Morgenröte auf ihr Gesicht zu zaubern. Anschließend tupfte sie sich etwas Kohlenstaub auf die verquollenen Augenlider und strich zum Abschluss noch einen scharlachroten Balsam auf die Lippen. Merklich zufriedener betrachtete sie ihr nun maskenhaft geschminktes Gesicht, betupfte den ausrasierten Stirnansatz mit Rosenöl, richtete mit flinkem Griff das aufgetürmte safranfarbene Haar und nahm das gelbe Schultertuch vom Kleiderhaken. Mit angehaltenem Atem drückte sie die Türklinke hinunter und spähte auf den Flur hinaus. Auf der Galerie war niemand zu sehen. Vereinzelt drangen Beischlafgeräusche aus den danebenliegenden Kammern, und von unten, wo Josef im Schankraum hinter der Theke stand und Wein ausschenkte, hörte sie das übliche Stimmengewirr und Scheppern der Würfelbecher. Die Luft schien rein zu sein. Sie zog ihr Schultertuch eng zusammen und trat vorsichtig auf den Gang hinaus. Falls ihr jemand begegnete und fragte, wo sie hingehe, würde sie einfach sagen, sie wolle ein wenig frische Luft schnappen.
Zu ihrer Erleichterung
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