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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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davongelaufen, um woanders Euer Glück zu suchen?«
    Irene lachte trocken. »Ihr kennt meine Mutter nicht«, entgegnete sie. »Sie ist eine stolze, starke Amazonenkriegerin, an ihr kommt niemand vorbei. Von klein auf hatte sie mich in der Hand. Sie hat mich vollständig beherrscht, sie hätte mich niemals gehen lassen. Deshalb wurde mir bewusst, dass ich erst durch ihren Tod frei sein würde, um ein neues, selbstbestimmtes Leben zu beginnen.«
    »Was für ein Leben hättet Ihr Euch denn gewünscht?«, fragte der Gelehrte angespannt.
    Die Augen der jungen Ulmerin leuchteten auf. »Ihr werdet es nicht glauben«, erwiderte sie mit verlegenem Lächeln, »aber ich habe immer davon geträumt, ein gelehrtes Klosterfräulein zu sein. – Wo ich doch Bücher so sehr liebe! Die Vorstellung, ein Keuschheitsgelübde abzulegen und hinter dicken Klostermauern vor männlichen Nachstellungen geschützt zu sein, ist für mich der Inbegriff des Glücks. Doch das ist ja nun verwirkt …«, seufzte sie schwermütig.
    »Das kann man wohl sagen«, warf der Untersuchungsrichter mit Häme ein. »Denn eines ist gewiss: Für Eure Taten werdet Ihr in der Hölle schmoren – und das schon sehr bald!«
    »Das kann auch nicht schlimmer sein, als sich tagein und tagaus mit Dutzenden von ekelhaften Freiern abgeben zu müssen«, konterte Irene.
    »Kommen wir doch zum nächsten Punkt«, forderte Fauerbach in amtlichem Ton. »Bekennt Ihr Euch auch für schuldig, Herrn Doktor von Wanebach am vergangenen Sonntagabend in der Katharinenpforte aufgelauert und mit dem Messer attackiert zu haben?«
    Irenes Mundwinkel zuckten spöttisch. »Wie geht es denn dem Herrn Doktor? Wie ich hörte, befindet er sich ja bereits auf dem Wege der Besserung?«, bemerkte sie mit gespieltem Bedauern. »Eigentlich tut es mir ja fast ein bisschen leid um ihn, denn um einen so famosen Gelehrten wäre es doch jammerschade gewesen. Aber als meine liebe Frau Mama, die ich hinter sicheren Kerkermauern wähnte, so plötzlich wieder aufgetaucht ist, war mir klar, dass unbedingt etwas passieren muss, damit sie wieder in Gewahrsam kommt. Daher kam mir der Streit zwischen Mutter und Herrn von Wanebach sehr gelegen. Als sie dann beide davongerannt sind, witterte ich meine Chance und ging rasch auf mein Zimmer, um meinen Dolch zu holen. Nun, und dann ging alles ganz schnell. Ich entdeckte ihn schließlich in der engen, finsteren Gasse und stach von hinten auf ihn ein. Es ist mir, ehrlich gesagt, auch nicht besonders schwergefallen, denn im Grunde genommen ist der Herr Doktor auch nicht besser als die anderen Kerle. Als ich mit ihm ein gelehrtes Gespräch führen wollte, hat auch ihn die Geschlechtsgier gepackt und er hat sich in mich verliebt. Von daher hat es wenigstens keinen Falschen getroffen … Bedauerlicherweise konnte ich jedoch mein Werk nicht vollenden, weil plötzlich so ein Gassenmeister angelaufen kam und mich gestört hat. Immerhin wurde Mutter bezichtigt, den Anschlag verübt zu haben, und wenige Stunden später hat man sie dann auch dingfest gemacht. Und diesmal sah es wirklich so aus, als würde ich sie endlich loswerden. Obwohl ich schon ein wenig besorgt war, weil Wanebach ja noch lebte und mich erkannt hatte.«
    Irene hielt inne und blickte nachdenklich vor sich hin. Dann fuhr sie fort: »Ich hatte mich schon so schön ausstaffiert und Reisepläne gemacht, damit ich über alle Berge bin, falls der Kerl doch wieder zu sich kommt. Aber dann ist sie mir doch tatsächlich auf die Schliche gekommen, diese verfluchte Hurenkönigin!« Die junge Frau richtete sich wieder auf und runzelte ungehalten die Stirn. »Sie hat in meinen Sachen gewühlt und das Kleid gefunden – das mit den großen Blutflecken. Dabei hatte ich es so gut versteckt! Ich hätte es am Sonntag doch besser mitnehmen sollen, doch ich war zu sehr in Eile. Als ich ins Frauenhaus kam, hat die Zimmerin zwar versucht, sich nichts anmerken zu lassen, aber ich habe gespürt, dass sie mir gefährlich werden kann. Deshalb musste ich sie auf dem schnellsten Wege unschädlich machen.« Ein böses Lächeln trat auf Irenes Gesicht. »Ich ahnte, dass die Hurenkönigin bei nächster Gelegenheit zur Polizeiwache gehen würde, um mich anzuzeigen. Nun konnte ich sie nicht einfach abstechen, denn das hätte den Verdacht am Ende noch auf mich gelenkt. Mutter konnte es ja nicht gewesen sein, die saß ja im Kerker. Und dann kam mir die Idee mit dem Mutterkorn.«
    Der Richter sah sie verblüfft an, und sie erläuterte: »Ihr

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