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Die Hurenkönigin und der Venusorden

Die Hurenkönigin und der Venusorden

Titel: Die Hurenkönigin und der Venusorden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Neeb
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den Herrn von Fugger zu sprechen. Es schien ihm sehr dringlich zu sein, und deswegen habe ich ihn dann auch zum Fürstenflügel geführt, wo der Freiherr logiert hat. Kurze Zeit später ist der Herr Senator dann wieder gegangen. Er war sehr griesgrämig und hat weder danke noch auf Wiedersehen gesagt, als ich ihn hinausgelassen habe.« Der Hausdiener blinzelte zum Untersuchungsrichter hinüber, der angespannt mitschrieb. »Dann habe ich meine übliche Runde ums Haus gedreht, um nachzusehen, ob auch alle Türen verschlossen sind. Die Herrschaften in den Fürstenflügeln haben nämlich ihre eigenen Schlüssel, und sie vergessen manchmal, die Außenpforten zu verschließen, und dann haben wir das Malheur, wenn sich wieder einer von den staubigen Brüdern auf unser Anwesen verirrt und Unruhe stiftet …« Der Hotelangestellte verzog missmutig das hagere Gesicht, ehe er weitersprach: »Ich hatte gerade das Portal zur Münzgasse überprüft, als ich plötzlich sah, wie eine Frau durch den Garten lief. Sie kam aus der Richtung, wo der Herr Bankier seine Räume hatte, also aus einem der Fürstenflügel. Und dann ist sie zur Außenmauer gehuscht, hat die Tür aufgesperrt und ist hinausgeschlüpft. – Es war zwar recht dunkel, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um dieselbe junge Dame handelte, die bei dem Herrn von Fugger war – so graziös, wie sie sich bewegt hat, und mit der ellenlangen Schleppe am Kleid – , und da habe ich mir noch gedacht, das war aber ein kurzer Spaß, weil es ja noch gar nicht lange her war, seit sie mit ihm aufs Zimmer gegangen ist …« Er grinste verschämt. »Nun ja, weiter habe ich mir darüber auch nicht den Kopf zerbrochen. Ich hab geglaubt, sie ist nach Hause gegangen – wo ja der Freiherr auch schon ziemlich betrunken war. Da ist wahrscheinlich nicht mehr viel bei ihm gelaufen … Stutzig geworden bin ich erst, als ich sie dann am nächsten Morgen wieder gesehen habe, wie sie aus dem Fürstenflügel kam. Sie hat flüchtig gegrüßt und ist dann durchs Hauptportal gegangen. Mir ist aufgefallen, dass ihr Kleid ganz fleckig war, auch der Saum und die Schleppe … und sie hat sich deswegen wohl auch ein bisschen geniert, jedenfalls hat sie den Rock so verschämt zusammengerafft …« Der Hausdiener stieß vernehmlich die Luft aus. »Und im Nachhinein denke ich, dass es vielleicht getrocknetes Blut war!«, stieß er mit unheilvoller Miene hervor und fuhr sich fahrig durch das lichte Haar. »Und da war noch etwas«, murmelte er hektisch. »Am nächsten Tag fehlte in der Suite des Freiherrn das Obstmesser. Unsere Hausdame ist doch so penibel und hat uns alle deswegen zusammengestaucht – besonders das für den Fürstenflügel zuständige Dienstmädchen. Das arme Ding hat geheult und Stein und Bein geschworen, dass sie das Messer höchstpersönlich neben die Obstschale gelegt hat.«
    Fauerbach pfiff durch die Zähne und rief aus: »Das ist ja ein Ding!«

    Nach einer intensiven Beratung mit dem Bürgermeister und den Ratsherren, bei der Fauerbach ausführlich und genüsslich die Aussagen des Hausdieners schilderte, ließ ihn der zerknirschte Reichmann wissen, er ziehe die angekündigte Entlassung zurück. Gleichzeitig legte er dem Richter nahe, den Beobachtungen des Hotelangestellten keine weitere Beachtung zukommen zu lassen, da die Schuld der Angeklagten ja ohnehin so gut wie erwiesen sei.
    Wenig später begann im großen Verhörraum des Brückenturms die Befragung der Angeklagten Irene Deckinger. Den Vorsitz des Straftribunals hatte Fauerbach inne, und der Richter strotzte nur so vor Tatendrang – was jedoch, wie sich gleich herausstellen sollte, gar nicht vonnöten war. Denn die Delinquentin erklärte unumwunden, dass auf die peinliche Befragung verzichtet werden könne, da sie bereit sei, ein umfassendes Geständnis abzulegen.
    Verblüfft musterten der Untersuchungsrichter und die Herren des Rates Irene, die selbst in ihrem grauen Gefangenenkittel noch eine Augenweide darstellte. Aus dem Hintergrund des Gewölbes ertönte die Stimme des Henkers: »Dann kann ich ja wieder gehen!«, und klirrend ließ er die Daumenschraube fallen, die er gerade gereinigt hatte.
    Fauerbach wollte dem Angstmann schon bedeuten, er könne sich einstweilen zurückziehen, da bat ihn Irene, er möge doch ihre Mutter holen lassen. Ihr sei sehr daran gelegen, dass sie dem Verhör beiwohne, fügte sie hinzu.
    Der Untersuchungsrichter gab dem Henker die entsprechende Anweisung und zog sich abwartend hinter

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