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Die Hyäne

Die Hyäne

Titel: Die Hyäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich konnte sie sehen. Gelbe Augen. Wie bei einem Raubtier. Aber nicht so gelb wie die Knochen. Anders.«
    »Ja, ich verstehe dich, Mel. Dann laß uns gehen.«
    »Du zuerst, Carrie. Ich werde dir helfen und dich stützen. Komm.« Er nahm ihr den Spaten ab und legte ihn zu dem anderen Werkzeug auf dem Boden.
    Die Mauer bot kein unüberwindbares Hindernis. Auch eine ungeübte Kletterin wie Carrie schaffte es beim ersten Versuch. Sie blieb kurz auf der Mauer sitzen und nahm die Werkzeuge entgegen, die Mel ihr reichte.
    Sie warf Spaten, Schaufel und Hacke auf der anderen Seite zu Boden und wollte warten, bis auch Mel die Mauer erklommen hatte. Sie hatten sich für diesen unbequemen Weg entschieden, weil er eben viel kürzer war und sie nur wenige Schritte bis zum Grab ihres Sohnes zu gehen hatten.
    »Spring nicht auf die Schaufel!« flüsterte Mel seiner Frau noch zu. Dann stieß er sich ab. Er landete weich, räumte die Gegenstände sicherheitshalber zur Seite und fing Carrie ab, bevor sie im weichen Boden versank.
    Für länger als gewöhnlich klammerte sie sich an ihrem Mann fest, als suchte sie dort Halt. Sie schaute ihm in die Augen. »Wir machen doch alles richtig, nicht?«
    »Klar. Was sollte schiefgehen?«
    Carrie küßte Mel auf die kalten Lippen. »Schon gut«, sagte sie. »Es war nur so eine Idee.«
    Sie sammelten die Geräte auf. Drehten sich, schauten zur Mauer, die sich wie ein Schatten abhob. Kleingehölz stand davor. Zweige und Blätter raschelten im Wind.
    »Sollen wir jetzt?«
    Carrie nickte. Sie wollte nicht mehr sprechen. Ihr war nicht wohl. Noch nie hatte sie sich in der Nacht auf einem Friedhof bewegt. Jetzt konnte sie nachvollziehen, was ihr Mann mit diesen unsichtbaren Augen gemeint hatte, die ihn beobachtet hatten. Auch sie fühlte sich von geheimnisvollen Wesen unter Kontrolle gehalten, als wären die Seelen der Toten zurückgekehrt, um über die in den Gräbern liegenden Leiber Wache zu halten.
    Die neuen Gräber lagen direkt an der Quermauer. Der Weg dorthin war noch nicht befestigt. So gingen sie über einen schmalen, matschigen Pfad, auf dem man leicht ausrutschen konnte.
    Collins Grab war das letzte in der Reihe der neuen. Der Besucher würde an seinem Fußende stehenbleiben. Mit der gegenüberliegenden Seite berührte es zwar nicht die Mauer, aber es war nicht weit davon entfernt.
    Nur ein mit Gras und niedrigem Buschwerk bewachsener Gürtel bildete die Trennung.
    Vor dem Grab blieben sie stehen. Eigentlich hatte Mel de Baker vorgehabt, sich auf die Hacke und die Schaufel zu stützen, um sich das Grab anzuschauen. Dazu kam es aber nicht mehr.
    Ihm rutschten die Geräte aus der Hand und landeten am Boden.
    Auch seiner Frau erging es nicht anders. Nur drang aus ihrem Mund ein leiser Schrei.
    »Das ist nicht wahr, Mel. Das ist nicht wahr…«
    Er sagte nichts, senkte nur den Kopf, um besser sehen zu können. Was Carrie gesagt hatte, das durfte auch nicht wahr sein, aber es entsprach den Tatsachen.
    Jemand hatte sich an dem Grab zu schaffen gemacht. Mit Hilfsmitteln, wie sie auch die Eltern des Toten mitgebracht hatten.
    Die Blumen lagen daneben. Das provisorische Holzkreuz war nicht nur herausgerissen, sondern auch zerhackt worden. Die einzelnen Stücke lagen im Umkreis von wenigen Schritten.
    Am meisten irritierte sie der Hügel an der linken Grabseite. Dort türmte sich die Erde auf, die die Grabschänder herausgeholt hatten. Sie war noch nicht fest, so daß die Tat noch nicht sehr lange her sein konnte.
    Carrie und Mel waren so entsetzt, daß sie zunächst nicht daran dachten, Licht zu machen. Carrie weinte sogar leise.
    Mel tröstete seine Frau nicht. Er spürte zwei Gefühle in seinem Innern.
    Wut und Angst wechselten sich ab.
    Aus der Tasche seiner Windjacke holte er die Lampe hervor, schaltete sie ein und leuchtete in das Grab.
    Der Lichtkreis wanderte weiter. Er erreichte den Sargdeckel – und stieß hinein.
    Mel stöhnt auf. Ein zerstörter Sarg. Eine Kraft, die ihn regelrecht zerrissen hatte. Damit kam Mel nicht zurecht. Aber eines stand fest und würde sich auch nicht ändern. Der Sarg war leer!
    Collin de Baker lag nicht mehr in dieser Totenkiste. Jemand hatte ihn herausgeholt. Schon jetzt stellte sich Mel die Frage, wie sein Sohn dabei ausgesehen haben mußte. War er eine normale Leiche gewesen oder eine Mutation zwischen Mensch und Hyäne…?
    Obwohl es ihn nicht behagte, setzte er sich in Bewegung und umrundete das Grab. Dabei leuchtete er ununterbrochen in die Tiefe und

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