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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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einmal zehn Standardtage, bis die Barbaren eintreffen.«
    Durés hohe Stirn glänzte im Kerzenlicht. »Die Belange der Kirche gehen über das Maß alltäglicher Verrichtungen hinaus, mein Freund. Ich werde meinen Besuch auf der Welt der Tempelritter kurz halten und dann M. Severn bei seinen Bemühungen unterstützen, die Präsidentin davon zu überzeugen, daß sie nicht auf den Core hört. Dann kehre ich zurück, Edouard, und wir werden versuchen, einen Sinn hinter dieser vertrackten Häresie zu entdecken.«
    Ich folgte den beiden Männern aus der Basilika hinaus durch eine Seitentür, die zu einem Gang unter hohen Säulen führte, weiter über einen Innenhof – der Regen hatte aufgehört, die Luft roch frisch –, eine Treppe hinunter und durch einen schmalen Tunnel in die päpstlichen Gemächer. Mitglieder der Schweizergarde schnalzten in Habachtstellung, als wir die Diele des Apartments betraten; die großen Männer trugen Rüstungen und gelb und blau gestreifte Beinkleider, aber ihre zeremoniellen Hellebarden waren zugleich Energiewaffen von FORCE.
    Einer trat vor und sprach den Monsignore leise an.
    »Jemand ist gerade am Hauptterminex eingetroffen, um Sie zu sprechen, M. Severn.«
    »Mich?« Ich hatte anderen Stimmen in anderen Zimmern gelauscht, dem melodischen Auf und Ab häufig wiederholter Gebete. Ich nahm an, das hatte etwas mit den Vorbereitungen für das Begräbnis des Papstes zu tun.
    »Ja, ein M. Hunt. Er sagt, es sei dringend.«
    »Noch eine Minute, und ich hätte ihn im Regierungsgebäude getroffen«, sagte ich. »Kann er sich nicht hier zu uns gesellen?«
    Monsignore Edouard nickte und sprach leise mit dem Mann der Schweizergarde, der wiederum in ein reich verziertes Wappen an seinem antiken Panzer flüsterte.
    Die sogenannte Papsttür – ein kleines Farcasterportal, umgeben von fein ziselierten Goldschnitzereien von Seraphim und Cherubim und einem fünfteiligen Relief, welches Adam und Evas Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies darstellte – stand in der Mitte eines streng bewachten Raums vor dem Privatgemach des Papstes. Dort warteten wir, und unsere Ebenbilder in den Spiegeln an den Wänden sahen erschöpft und müde aus.
    Leigh Hunt wurde von dem Priester hereingeführt, der mich in die Basilika gebracht hatte.
    »Severn!« rief Gladstones Lieblingsratgeber. »Die Präsidentin muß Sie sofort sprechen.«
    »Ich war gerade auf dem Weg zu ihr«, sagte ich. »Es wäre ein schwerwiegender Fehler, wenn Gladstone dem Core gestatten würde, die Todesmaschinen zu bauen und zu benutzen.«
    Hunt blinzelte – ein fast komischer Ausdruck bei seinem Bassetgesicht. »Wissen Sie denn alles, was passiert, Severn?«
    Ich mußte lachen. »Ein kleines Kind, das unbeaufsichtigt in einer Holonische sitzt, sieht viel und begreift wenig. Aber es hat den Vorteil, daß es Kanäle wechseln und das Ding abschalten kann, wenn ihm langweilig ist.«
    Hunt kannte Monsignore Edouard von verschiedenen Staatsempfängen, und ich stellte ihm Pater Paul Duré von der Gesellschaft Jesu vor.
    »Duré«, brachte Hunt heraus, dem fast der Kiefer herunterfiel. Ich sah den Ratgeber zum erstenmal sprachlos und genoß den Anblick.
    »Wir erklären später alles«, sagte ich und schüttelte dem Priester die Hand. »Viel Glück auf God's Grove, Duré. Bleiben Sie nicht zu lange.«
    »Eine Stunde«, versprach der Jesuit. »Nicht länger. Ich muß nur einen Teil des Puzzles finden, bevor ich mit der Präsidentin spreche. Bitte erklären Sie ihr die Schrecken des Labyrinths – ich werde später meine Aussage machen.«
    »Möglich, daß sie zu beschäftigt ist, mich zu empfangen, bevor Sie da sind«, sagte ich. »Aber ich werde mein bestes tun, Johannes den Täufer für Sie zu spielen.«
    Duré lächelte. »Verlieren Sie nur nicht den Kopf, mein Freund.« Er nickte, gab einen Transfercode auf dem archaischen Diskey ein und verschwand durch das Portal.
    Ich verabschiedete mich von Monsignore Edouard. »Wir werden alles geregelt haben, bevor die angreifenden Ousters hierher kommen.«
    Der alte Priester hob eine Hand und segnete mich. »Gehen Sie mit Gott, junger Mann. Ich spüre, daß dunkle Zeiten auf uns zukommen, aber Sie eine besonders schwere Last zu tragen haben.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin nur ein Beobachter, Monsignore. Ich warte und beobachte und träume. Das ist keine Last.«
    »Warten und beobachten und träumen Sie später«, sagte Leigh Hunt schneidend. »Durchlaucht möchte Sie in der Nähe haben, und ich muß

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