Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion
Arbeitszimmer und sah Sedeptra Akasi, die ihr hübsches Gesicht besorgt verzog.
»Was ist?«
»Der Kriegsrat ist bereit, wieder zusammenzutreten«, sagte die Assistentin. »Senator Kolchew möchte sie in einer Angelegenheit sprechen, die dringend ist, wie er sagt.«
»Schicken Sie ihn herein. Sagen Sie dem Rat, ich werde in fünf Minuten dort sein.« Gladstone setzte sich hinter ihren uralten Schreibtisch und widerstand dem Impuls, die Augen zuzumachen. Sie war sehr müde. Aber als Kolchew eintrat, hatte sie die Augen offen. »Setzen Sie sich, Gabriel Fjodor.«
Der vierschrötige Lusier schritt auf und ab. »Setzen? Verdammt! Wissen Sie, was vor sich geht, Meina?«
Sie lächelte verhalten. »Meinen Sie den Krieg? Das Ende des Lebens, wie wir es kennen? Das?«
Kolchew schlug mit der Faust in die Handfläche. »Nein, das meine ich nicht, gottverdammt! Ich meine die politische Situation. Haben Sie das All-Wesen verfolgt?«
»Wenn ich kann.«
»Dann wissen Sie, daß bestimmte Senatoren und einflußreiche Persönlichkeiten außerhalb des Senats Unterstützung mobil machen, um Sie mit einem Mißtrauensvotum zu Fall zu bringen. Es ist unvermeidlich, Meina. Nur eine Frage der Zeit.«
»Das weiß ich, Gabriel. Warum setzen Sie sich nicht? Wir haben noch eine oder zwei Minuten, bevor wir ins Stabszimmer zurückmüssen.«
Kolchew brach fast auf dem Sessel zusammen. »Ich meine, verdammt, selbst meine Frau ist eifrig damit beschäftigt, Stimmen gegen Sie zu sammeln, Meina.«
Gladstones Lächeln wurde breiter. »Sudette ist nie einer meiner größten Fans gewesen, Gabriel.« Das Lächeln verschwand. »Ich habe die Debatten in den letzten zwanzig Minuten nicht verfolgt. Was meinen Sie, wieviel Zeit habe ich noch?«
»Acht Stunden, möglicherweise weniger.«
Gladstone nickte. »Viel mehr werde ich auch nicht brauchen.«
»Brauchen? Wovon, zum Teufel, sprechen Sie? Brauchen? Was meinen Sie, wer imstande sein wird, als Oberbefehlshaber des Krieges zu fungieren?«
»Sie«, sagte Gladstone. »Es besteht kein Zweifel daran, daß Sie mein Nachfolger werden.«
Kolchew knurrte etwas.
»Vielleicht dauert der Krieg auch gar nicht mehr so lange«, sagte Gladstone wie zu sich selbst.
»Was? Oh, Sie meinen die Superwaffe des Core. Ja, Albedo hat irgendwo auf einem Stützpunkt von FORCE einen Prototyp aufbauen lassen und möchte, daß der Rat sich die Zeit nimmt und ihn ansieht. Verdammte Zeitverschwendung, wenn Sie mich fragen.«
Gladstone spürte, wie sich eine kalte Hand um ihr Herz legte. »Der Todesstrahl? Der Core hat einen einsatzbereit?«
»Mehr als einen einsatzbereit, aber einer befindet sich bereits an Bord eines Schlachtschiffs.«
»Wer hat das genehmigt, Gabriel?«
»Morpurgo hat die Vorbereitungen genehmigt.« Der vierschrötige Senator beugte sich vor. »Meina, was ist denn los? Das Ding kann ohne das Okay der Präsidentin nicht eingesetzt werden.«
Gladstone sah ihren alten Senatskollegen an. »Wir sind weit vom Pax Hegemonie entfernt, was?«
Der Lusier grunzte erneut, aber seinen klobigen Zügen war der Schmerz anzusehen. »Unsere eigene Schuld. Die vorhergehende Regierung hat sich vom Core überreden lassen, Bressia als Köder für einen Schwarm zu benutzen. Nachdem diese abgewählt wurde, haben Sie auf andere Elemente des Core gehört und Hyperion ins Netz eingebracht.«
»Glauben Sie, daß der Krieg vom Zaun gebrochen wurde, weil ich die Flotte losgeschickt habe, um Hyperion zu verteidigen?«
Kolchew blickte auf. »Nein, nein, unmöglich. Die Schiffe der Ousters sind seit über einem Jahrhundert unterwegs, oder nicht? Wenn wir sie nur früher entdeckt hätten. Oder eine Möglichkeit gefunden, die Situation durch Verhandlungen zu bereinigen.«
Gladstones Komlog zirpte. »Wir müssen zurück«, sagte sie leise. »Ratgeber Albedo möchte uns wahrscheinlich die Waffe zeigen, mit der wir den Krieg gewinnen können.«
41
Es ist einfacher, in die Datensphäre zu schweben, als die ganze endlose Nacht hier zu liegen, dem Brunnen zu lauschen und auf den nächsten Blutsturz zu warten. Diese Schwäche ist mehr als kräftezehrend; sie verwandelt mich in einen hohlen Mann, in eine Hülle ohne Zentrum. Ich erinnere mich, wie sich Fanny während meiner Genesung in Wentworth Place um mich gekümmert hat, an den Tonfall ihrer Stimme und die philosophischen Bemerkungen, die sie von sich gegeben hat: »Gibt es ein anderes Leben? Werde ich erwachen und feststellen, daß dies alles ein Traum war? Es muß so
Weitere Kostenlose Bücher