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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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dem Ding durch Raum und Zeit.
     
    Sol Weintraub und Brawne Lamia drehten sich um, als ein gewaltiger Zyklon aus Hitze und Licht dort zu wirbeln und erlöschen schien. Sol schirmte die junge Frau mit dem eigenen Körper ab, als geschmolzenes Glas um sie herumspritzte und zischend auf dem kalten Sand landete. Als der Lärm abgeklungen war, verbarg der Sandsturm die blubbernde Lache, wo der Ausbruch stattgefunden hatte, und der Wind schlug Sols Cape um sie beide.
    »Was war das?« stöhnte Brawne.
    Sol schüttelte den Kopf und half ihr im heulenden Wind auf die Beine. »Die Gräber tun sich auf!« rief Sol. »Möglicherweise eine Art Explosion.«
    Brawne stolperte, erlangte das Gleichgewicht wieder und berührte Sol am Arm. »Rachel?« rief sie über den Sturm hinweg.
    Sol ballte die Fäuste. Sein Bart war bereits sandverklebt. »Das Shrike ... hat sie geholt ... kann nicht in die Sphinx hinein. Warte!«
    Brawne nickte und sah mit zugekniffenen Augen zur Sphinx, die im heftig wirbelnden Staub lediglich als leuchtender Umriß zu sehen war.
    »Alles in Ordnung?« rief Sol.
    »Was?«
    »Alles ... in Ordnung?«
    Brawne nickte abwesend und griff sich an den Kopf. Der Neuralstecker war fort. Nicht nur der obszöne Adapter des Shrike, sondern auch die Steckdose, die Johnny ihr chirurgisch implantiert hatte, als sie vor so langer, langer Zeit in Dregs Stock versteckt gewesen waren. Da Steckdose und Schrön-Schleife fort waren, hatte sie keine Möglichkeit mehr, Verbindung mit Johnny aufzunehmen. Brawne erinnerte sich, wie Ummon Johnnys Persönlichkeit vernichtet, sie zerquetscht und absorbiert und sich dabei nicht mehr angestrengt hatte, als würde sie selbst ein Insekt zerquetschen.
    Brawne sagte: »Mir geht es gut«, aber sie taumelte und Sol mußte sie stützen, damit sie nicht fiel.
    Er rief etwas. Brawne versuchte sich zu konzentrieren, dem Hier und Jetzt ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Nach der Megasphäre wirkte die Wirklichkeit eng und begrenzt.
    »... können hier nicht reden«, rief Sol. »... zurück zur Sphinx.«
    Brawne schüttelte den Kopf. Sie deutete zu den Felsklippen an der Nordseite des Tals, wo der immense Baum des Shrike zwischen verwehenden Staubwolken sichtbar wurde. »Der Dichter – Silenus – ist dort. Habe ihn gesehen!«
    »Wir können nichts tun!« rief Sol, der sie mit seinem Cape abschirmte. Der scharlachrote Sand prasselte gegen das Fiberplastik wie Projektile gegen einen Panzer.
    »Vielleicht doch«, rief Brawne, die seine Wärme spürte, als sie sich in seine Arme kuschelte. Für einen Moment dachte sie, sie könnte sich so ruhig wie Rachel neben ihm zusammenrollen und schlafen, schlafen. »Ich habe ... Verbindungen gesehen, als ich aus der Megasphäre herausgekommen bin!« rief sie über das Dröhnen des Windes hinweg. »Der Baum der Dornen ist irgendwie mit dem Palast des Shrike verbunden! Wenn wir dorthin gelangen könnten, finden wir vielleicht einen Weg, Silenus zu befreien ...«
    Sol schüttelte den Kopf. »Kann die Sphinx nicht verlassen. Rachel ...«
    Brawne hatte Verständnis. Sie strich dem Gelehrten mit der Hand über die Wange, beugte sich näher zu ihm und spürte seinen Bart an der eigenen Wange. »Die Gräber öffnen sich«, sagte sie. »Ich weiß nicht, wann wir wieder eine Möglichkeit bekommen.«
    Sol hatte Tränen in den Augen. »Ich weiß. Ich möchte ihm auch helfen. Aber ich kann die Sphinx nicht verlassen, falls ... falls sie ...«
    »Ich verstehe«, sagte Brawne. »Gehen Sie zurück. Ich mache mich zum Palast des Shrike auf, vielleicht kann ich herausfinden, wie er mit diesem Dornenbaum in Verbindung steht.«
    Sol nickte unglücklich. »Sie haben gesagt, Sie waren in der Megasphäre«, rief er. »Was haben Sie gesehen? Was haben Sie erfahren? Ihre Keats-Persönlichkeit ... ist sie ...«
    »Wir unterhalten uns, wenn ich zurückkomme«, rief Brawne Lamia, die einen Schritt zurücktrat, damit sie ihn besser ansehen konnte. Sols Gesicht war eine Maske des Leids: das Gesicht eines Vaters, der sein Kind verloren hatte.
    »Gehen Sie zurück«, sagte sie mit Nachdruck. »Wir treffen uns in einer Stunde oder weniger bei der Sphinx.«
    Sol rieb sich den Bart. »Außer Ihnen und mir sind alle fort, Brawne. Wir sollten uns nicht trennen ...«
    »Eine Weile müssen wir es«, rief Brawne, die von ihm wegging, so daß der Wind den Stoff ihrer Hose und Jacke peitschte. »Wir sehen uns in einer Stunde oder weniger.« Sie entfernte sich rasch, ehe sie dem Wunsch nachgeben konnte, wieder

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