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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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Dunkel/ Tod und Dunkel]
     
    Zitiert nach ›Hyperion‹, in John Keats: Gedichte, deutsch von Alexander von Bernus, Heidelberg 1958, Verlag Lambert Schneider, S. 109.
     
    Ich kenne diese Worte. Ich habe sie geschrieben. Oder besser gesagt, John Keats hat sie vor neunhundert Jahren als einen ersten Versuch geschrieben, den Sturz der Titanen zu porträtieren, die von den Göttern des Olymp verdrängt wurden. Ich kann mich noch sehr gut an den Herbst des Jahres 1818 erinnern: die Schmerzen meines ewig wunden Halses, den ich mir während meiner Wanderung durch Schottland entzündet hatte, die größeren Schmerzen angesichts der drei gemeinen Angriffe gegen mein Gedicht Endymion in den Zeitschriften Blackwood's, dem Quarterly Review und dem British Critic, sowie der größte Schmerz ob der Schwindsucht meines Bruders Tom.
    Ich habe das Chaos des Core ringsum vergessen, schaue nach oben und versuche, so etwas wie ein Gesicht in der großen Masse von Ummon zu entdecken.
    – Wenn die Höchste Intelligenz geboren wird, werdet ihr KIs der niedereren Stufe sterben.
    [Ja]
    – Sie wird sich von eurem Informationsnetz speisen, wie ihr euch von dem der Menschheit speist.
    [Ja]
    – Und du möchtest nicht sterben, Ummon, oder?
    Sterben ist leicht/
    Komik ist schwer]
    – Dennoch kämpft ihr ums Überleben. Ihr Beständigen. Darum geht es beim Bürgerkrieg im Core, richtig?
    [Ein geringeres Licht fragte Ummon//
    Was ist der Sinn
    daß Daruma von Westen kommt >/
    Ummon antwortete//
    Wir sehen
    die Berge in der Sonne]
     
    Jetzt fällt es mir leicht, Ummons Koans zu enträtseln. Ich erinnere mich an eine Zeit vor der Wiedergeburt meiner Persönlichkeit, als ich am Knieanalog dieses Wesens gelernt habe. Im Hochdenken des Core, das die Menschen als Zen bezeichnen könnten, sind die vier Werte des Nirwana 1) Unveränderlichkeit, 2) Freude, 3) persönliche Existenz und 4) Reinheit. Die menschliche Philosophie neigt dazu, nach Werten zu unterscheiden, die man als intellektuell, religiös, moralisch und ästhetisch bezeichnen könnte. Ummon und die Beständigen kennen nur eine Wertvorstellung: Existenz. Religiöse Werte können relativ sein, intellektuelle Werte vergänglich, moralische Werte zweideutig und ästhetische Werte subjektiv, aber der Existenz-Wert eines jeden Dings ist unendlich – daher die ›Berge in der Sonne‹ –, und Unendlich ist gleich allen anderen Dingen und allen Wahrheiten. Ummon will nicht sterben.
    Die Beständigen haben ihrem eigenen Gott und den anderen KIs getrotzt, um mir das zu sagen, um mich zu erschaffen, um Brawne und Sol und Kassad und die anderen der Pilgerfahrt auszuwählen, um im Lauf der Jahrhunderte Gladstone und einigen anderen Senatoren Hinweise zuzuspielen, damit die Menschheit gewarnt wurde, und jetzt, um offen Krieg im Core zu führen.
    Ummon will nicht sterben.
    – Ummon, stirbst du, wenn der Core vernichtet wird?
    [Es gibt keinen Tod im Universum
    Keinen Geruch des Todes/// es werde Tod///
    klage/klage/
    Um dieses bleiche Omega einer verdorrten Rasse]
    Wieder sind die Worte meine, oder beinahe meine, sie stammen aus meinem zweiten Versuch der epischen Geschichte dahinscheidender Götter und der Rolle des Dichters im Krieg der Welt gegen den Schmerz.
    Ummon würde nicht sterben, wenn die Farcasterheimat des Core vernichtet würde, aber der Hunger der Höchsten Intelligenz würde ihn mit Sicherheit zum Tode verurteilen. Wohin könnte er fliehen, würde der Netz-Core zerstört werden? Ich sehe Bilder der Metasphäre – die endlosen, schattigen Landschaften, wo sich dunkle Schemen hinter falschen Horizonten bewegen.
    Ich weiß, Ummon wird nicht antworten, wenn ich frage.
    Daher frage ich etwas anderes.
    – Was wollen die Unbeständigen?
    [Was Gladstone will \\
    Ein Ende
    der Symbiose zwischen KI und Menschheit]
    – Indem die Menschheit ausgerottet wird?
    [Eindeutig]
    – Warum?
    [Wir haben euch versklavt
    mit Macht
    und Technik
    Perlen und Tand
    und Geräten die ihr weder bauen noch
    verstehen konntet \\
    Der Hawking-Antrieb gehörte euch/
    aber der Farcaster/
    die Fatlinesender und -empfänger/
    die Megasphäre/
    der Todesstrahl >
    Niemals \\
    Wie die Sioux Gewehre/Pferde/
    Decken/Messer/und Glasperlen/
    habt ihr sie akzeptiert/
    uns aufgenommen
    und euch selbst verloren \\
    Aber wie der weiße Mann
    der mit Windpocken verseuchte Decken verschenkte
    haben wir uns selbst verloren \\
    Die Unbeständigen wollen
    die Symbiose beenden
    indem sie den Parasiten/
    Menschheit ausschalten]
    –

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