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Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion

Titel: Die Hyperion-Gesänge 02 - Der Sturz von Hyperion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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»Einige waren entrüstet«, sagte ich. »Aber beim momentanen Stand der Dinge empfindet keiner übertriebene Loyalität gegenüber der Hegemonie. Sie haben beschlossen, weiterzumachen. Ich habe den Eindruck, alle Pilger sind der Meinung, daß das Shrike die Strafe festsetzt, nicht menschliche Gerichtsbarkeit.«
    Hunt schlug mit dem Arm auf die Lehne. »Wenn der Konsul hier wäre«, schnappte er, »würde er sehr schnell das Gegenteil erfahren.«
    »Ruhig, Leigh.« Gladstone schritt zu ihrem Schreibtisch zurück und rückte einige Papiere zurecht. Sämtliche Kommanzeigen leuchteten ungeduldig. Ich war erstaunt, daß sie in so einer Stunde soviel Zeit damit verbringen konnte, mit mir zu sprechen. »Danke, M. Severn«, sagte sie. »Ich möchte, daß Sie die nächsten paar Tage bei uns bleiben. Jemand wird Ihnen Ihre Suite im Wohnkomplex des Regierungszentrums zeigen.«
    Ich stand auf. »Ich kehre nach Esperance zurück, um meine Sachen zu holen«, sagte ich.
    »Nicht nötig«, sagte Gladstone. »Sie wurden hierhergebracht, bevor Sie von der Terminexplattform heruntergestiegen waren. Leigh wird Sie hinausbegleiten.«
    Ich nickte und folgte dem Mann zur Tür.
    »Oh, M. Severn ...«, rief Meina Gladstone.
    »Ja?«
    Die Präsidentin lächelte. »Ich weiß Ihre Offenheit von vorhin zu schätzen«, sagte sie, »aber von diesem Augenblick an tun wir so, als wären Sie ein Hofmaler, und nur ein Hofmaler, sans Meinung, sans Präsenz, sans Mund. Verstanden?«
    »Verstanden, M. Regierungschefin«, sagte ich.
    Gladstone nickte und wandte ihre Aufmerksamkeit schon den blinkenden Telefonleitungen zu. »Ausgezeichnet. Bitte bringen Sie Ihren Skizzenblock zur Generalstabsversammlung um 08.00 Uhr mit.«
    Ein Wachmann empfing uns im Vorzimmer und wollte mich auf einen Irrgarten von Korridoren und Kontrollpunkten zuführen. Hunt rief ihm zu, er möge stehenbleiben und kam mit auf dem Fliesenboden hallenden Schritten durch die breite Diele. Er berührte mich am Arm. »Machen Sie keinen Fehler«, sagte er. »Wir wissen ... sie weiß ... wer Sie sind und was Sie sind und wen Sie repräsentieren.«
    Ich begegnete seinem Blick gelassen und breitete ruhig die Arme aus. »Das ist gut«, sagte ich, »denn im Augenblick bin ich ziemlich sicher, daß ich es nicht weiß.«
     

3
     
    Sechs Erwachsene und ein Baby in einer lebensfeindlichen Landschaft. Die Fünfergruppe wirkt winzig vor der hereinbrechenden Dunkelheit. Über ihnen und hinter ihnen ragen die Mauern des Tals wie Wände empor, während in der Nähe die riesigen, in die Dunkelheit des Tals gehüllten Formen der Gräber herbeizuschleichen scheinen wie saurierhafte Erscheinungen aus einer urzeitlichen Ära.
    Brawne Lamia ist müde, wund und sehr gereizt. Das Weinen von Sol Weintraubs Baby raubt ihr den Nerv. Sie weiß, die anderen sind auch müde; keiner hat in den vergangenen drei Nächten mehr als ein paar Stunden geschlafen, und der Tag, der gerade zu Ende gegangen ist, war voll von Nervosität und ungeklärten Schrecken. Sie legt das letzte Stück Holz ins Feuer.
    »Es ist keins mehr da, wo das herstammt«, schnappt Martin Silenus. Das Feuer beleuchtet die satyrhaften Züge des Dichters von unten.
    »Ich weiß«, sagt Brawne Lamia, die zu müde ist, Zorn oder eine andere Form von Energie in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen. Das Feuerholz stammt von einem Lager, das Pilgergruppen vergangener Jahre zusammengetragen haben. Ihre drei kleinen Zelte sind auf dem Areal aufgestellt, wo die Pilger in der letzten Nacht, bevor sie vor das Shrike treten, traditionell lagern. Sie befinden sich in unmittelbarer Nähe des Zeitgrabs mit Namen Sphinx, und die schwarze Form, bei der es sich möglicherweise um einen Flügel handelt, verdeckt einen Ausschnitt des Himmels.
    »Wenn das verbraucht ist, benützen wir die Laterne«, sagt der Konsul. Der Diplomat sieht noch erschöpfter als die anderen aus. Das flackernde Licht wirft einen roten Schimmer auf sein Gesicht. Er hat sich dem Anlaß entsprechend in die diplomatische Prunkuniform gekleidet, aber jetzt sehen Cape und Dreispitz so schmutzig und zerknittert aus wie der Konsul selbst.
    Oberst Kassad kehrt zur Feuerstelle zurück und schiebt das Nachtvisier auf dem Helm hoch. Kassad trägt volle Kampfausrüstung, und das aktivierte Chamäleonpolymer läßt nur sein Gesicht erkennen, das zwei Meter über dem Boden schwebt. »Nichts«, sagt er. »Keine Bewegung. Keine Wärmespuren. Kein Laut, abgesehen vom Wind.« Kassad lehnt das

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