Blue (Horror / Mystery / Okkult) (Jake Sloburn Horrorthriller) (German Edition)
Baby's got Blue Eyes
G ott, wieso war er nur so ein selten dämlicher Vollidiot? Sie hatte ihn ausgelacht. Aus-ge-lacht!
Na klar, was hatte er denn auch erwartet? Tiffany Marshner. Das beliebteste Mädchen der Schule. High-Flyer der Cheerleadertruppe, natürlich – und außerdem so schön wie der Sonnenaufgang über dem Himalaya, auch wenn Ricky den noch nie mit eigenen Augen gesehen hatte. Ehrlich gesagt bezweifelte er sogar, dass irgend ein blöder Sonnenaufgang mit Tiffany Marshners Schönheit mithalten konnte. Sie war gigantisch, überirdisch, perfekt .
Und er? Nun ja, er war eben Ricky López, dazu gab es nicht besonders viel zu sagen. Nur ein Junge, der sich ein bisschen in die Schulschönheit verguckt hatte. Und es sich heute morgen zur Aufgabe gemacht hatte, sich vor der ganzen Schule zu blamieren. Ricky hatte mal gehört, dass den Mutigen die Welt zu Füßen liegt. Und das schloss ja wohl auch Tiffany Marshner ein.
Die Tatsache, dass eben dieses überirdisch schöne Mädchen Ricky gestern nach einer Kippe gefragt hatte, war ganz offensichtlich als viel mehr als die simple Frage nach einer Zigarette zu interpretieren gewesen. Er hatte natürlich keine, Ricky war Nichtraucher. Aber sie hatte trotzdem »Danke!« gesagt und ihn angelächelt. An-ge-läch-elt. Ein ziemlicher Unterschied zu Aus-ge-lacht, nicht wahr?
Und deshalb hatte Ricky sie heute morgen angesprochen. Hatte seinen Mut zusammen genommen und es einfach getan .
Und sich dabei fast in die Hosen gemacht. Als er in ihre Augen geblickt hatte (Sie waren klar und blau und perfekt wie ein munter plätschernder Gebirgsbach.), waren die Worte, die er sich sorgfältig zurechtgelegt hatte, auf und davongeflattert wie ein Schwarm verschreckter Krähen. Und das, was sie in seinem Kopf zurück gelassen hatten, erinnerte an ein zu Boden gefallenes Scrabble-Spiel. Wenig mehr als sinnloses Gestammel, das irgendwie mit ihm und ihr und einem Kinobesuch in unbestimmter Zukunft zusammenhing. Er hatte ihr die Schachtel Zigaretten hingehalten, die er heute morgen extra gekauft hatte, von seinen kläglichen Ersparnissen. Zusammengekratzt vom Lohn zweier Wochenenden des Zeitungsausfahrens, und dabei rauchte er nicht mal. Peinlich war gar kein Ausdruck.
Nachdem er seine kaum verständliche Botschaft stotternd herausgewürgt hatte, hatte das Lächeln immer noch auf ihren sanft geschwungenen Lippen gelgen, milde und gütig wie das einer Marienstatue. Aber über dem munteren Gebirgsbach in ihren Augen hatte sich eine Eisschicht gebildet.
Sie hatte sich eine Zigarette aus der Schachtel genommen, sie wortlos eingesteckt und ihn anschließend lächelnd zu Staub zermalmt. »Ins Kino? Oh, naja, weißt du ... äh, wie war dein Name nochmal?«
»Ricky.« hatte er gehaucht, ein hässlicher Kratzlaut aus seiner ausgedörrten Kehle. Hätte sich in diesem Moment ein Loch im Boden aufgetan, er wäre mit Freuden hineingesprungen.
»Ja, klar. Ricky.« Ihr Blick ruhte für einen Moment auf ihm und nun lag etwas Anderes darin. Vorfreude. »Also, ... Ricky,« Ihre Mundwinkel hatten verdächtig zu zucken begonnen. »ist ja echt nett, dass du mit mir ausgehen willst und so. Aber...«
Sie hatte diese Pause ganz bewusst gelassen, um ein übertrieben nachdenkliches Gesicht zu ziehen. So als müsse sie sich erst erinnern, warum es völlig ausgeschlossenwar, dass sie beide jemals etwas zusammen unternehmen würden. Er hätte das akzeptieren und gehen sollen. Einfach seine blöde Klappe halten, nicken und sich verziehen. Aber er hatte natürlich nachfragen müssen.
»Was aber, Tiffany?« Kratz, kratz. Röchel, röchel.
Ihre Lippen waren kaum mehr als ein schmaler Strich, während sie zum finalen Stoß ausholte.
»Aber
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