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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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Partain Bourbon und Wasser, wie erbeten, und goß sich ein Glas Wein ein.
    Partain saß inzwischen auf einem der Schemel. Er nippte an seinem Drink und sagte dann: »Ihre Mutter hat nicht angerufen und gesagt, daß ich unterwegs bin?«
    »Warum sollte sie? Sie weiß nicht mal, daß ich hier bin.« »Da Sie Jessica Carver sind, wer ist Mr. Carver?«
    »Mein Dad. Dr. Eldon Carver. Er ist neunundsechzig gestorben.«
    »Woran?«
    »Schmerzen und eine Überdosis Morphium, sorgsam selbst verabreicht. Er hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs, inoperabel, und wollte nicht mehr. Hat ihm keiner übelgenommen, sicher nicht Millie oder ich. Er war ihr zweiter Mann.«
    »Und der erste?«
    »Wieso?«
    »Ich weiß gern was über Leute, für die ich arbeite.«
    »Also, ihr erster war Harry Montague. Sie haben anno siebenundfünfzig geheiratet und in Dallas gelebt, bis zu einem Sonntagnachmittag anno neunundfünfzig, als Harry mit seiner alten zweimotorigen Stinson aufgestiegen ist, ein paar Rollen gemacht und dann einen Aufwärts-Looping versucht hat, der nicht ganz hinkam. Ein Jahr später hat Millie meinen Vater geheiratet, und ich bin im Februar einundsechzig angekommen; das macht mich fast zweiunddreißig, falls Sie Ihren Taschenrechner nicht dabeihaben.«
    »Dann kam Mr. Altford, ja?« sagte Partain. Sie nickte und nippte wieder an ihrem Wein. »Was war er?«
    »Schleim.«
    »Irgendeine besondere Art davon?«
    »Die Allzwecksorte. Lawrence Demming Altford ist sexy, gerissen und sehr reich. Außerdem engagierter Lügner, Sau und erstklassiger Paranoiker. Es hat drei Jahre gedauert, bis Millie aufgegeben hat und sich scheiden ließ. Aber als sie weder Besitzaufteilung noch Alimente verlangte, hat er Privatdetektive auf sie gehetzt, um rauszukriegen, was sie wirklich vorhatte.«
    »Warum hat sie seinen Namen behalten?«
    Jessica Carver zuckte mit den Schultern. »Keine Lust, den schon wieder zu ändern, nehm ich an. Vielleicht hat sie auch gemeint, ›Millicent Altford‹ klingt irgendwie schick.« Sie nippte an ihrem Wein und fragte: »Was haben Sie gesagt, wie Sie heißen?«
    »Hab ich nicht. Aber ich heiße Edd Partain.«
    »Wie schreibt man das?«
    »Edd-mit-zwei-ds P-a-r-t-a-i-n.«
    »Wenn ich jetzt Millie anrufe und sie frage, ob sie je was von einem Edd-mit-zwei-ds Partain gehört hat?«
    »Sollten Sie wohl besser.«
    Sie stellte das Weinglas hin, nahm das Telefon unter der Bar heraus, tippte 411, fragte nach der Nummer der Klinik, wählte sie und verlangte Millicent Altfords Zimmer. Als sich dort jemand meldete, fragte sie: »Hast du je von einem Edd Partain gehört, Ma?«
    Sie lauschte an die zwanzig Sekunden, starrte dabei Partain an, als ob er ein Neueinkauf wäre, den sie vielleicht zurückgeben würde. »Also, der hier ist vierzig oder einundvierzig, ungefähr einsfünfundachtzig, vielleicht siebenundsiebzig Kilo und trägt einen alten blauen Anzug, weißes Hemd, blau-rot gestreiften Schlips, der viel zu schmal ist, und schwarze Halbschuhe mit echten Schnürsenkeln.«
    Sie lauschte wieder, sagte dann: »Die Haare sind echtes Schwarz mit kleinen grauen Einschüssen drin. Die Augen ganz komisch graugrün. Richtig weiße Zähne. Das Kinn ist okay, aber eben bloß ein Kinn. Und er ist schnell, so wie ne Katze schnell ist.«
    Wieder lauschte sie einige Momente, sah Partain an und sagte mit Akzent auf Spanisch: »Meine Mutter wüßte gern, ob Sie bereit sind, die Wohnung, wenn nicht das Bett, mit ihrer Tochter zu teilen?«
    Partain erwiderte auf Spanisch: »Jedes Arrangement, das ihr gefällt, ist mir ein Vergnügen.«
    »Notfalls macht er beides, Millie«, sagte Jessica Carver, hörte dann wieder zu und antwortete: »Jesses, weiß ich nicht. Bis ich Arbeit finde – wie immer.« Sie lauschte noch ein paar Sekunden, sagte: »In Ordnung«, legte den Hörer auf und stellte das Telefon weg.
    Sie wandte sich an Partain. »Können Sie kochen?« »Natürlich. Sie?«
    »Nein. Also zeig ich Ihnen zuerst Ihr Zimmer, dann können Sie mir Ihre Rühreier zeigen.«
    Das Apartment hatte drei Schlafzimmer – ein riesiges und zwei normale. Partain sagte, das normale mit Blick auf Wilshire sei ausreichend. Weil es eigentlich nichts auszupacken gab, stellte er die alte Reisetasche aufs Bett und sagte Jessica Carver, ihre Rühreier wären in fünfundzwanzig oder dreißig Minuten fertig.
    »Warum dauert’s so lange?«
    »Sie wollen doch bestimmt weiche Brötchen, oder?« sagte Partain.
     
    Partain servierte alles zusammen – Rühreier, heiße

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