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Die im Dunkeln

Die im Dunkeln

Titel: Die im Dunkeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ross Thomas
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brauchen, Ralphie, ist eine direkte Verbindung zu Ms. Altford. Irgendeine Idee?«
    »Vielleicht.«
    »Ich will kein ›vielleicht‹, verdammt noch mal. Ich will Präzision und Hoffnung.«
    »Besser, Sie wissen’s noch nicht – Sir.«
    »Da Unwissenheit nicht nur selig, sondern auch ein Alibi ist?« Der Colonel nickte. »Was sonst noch?«
    »Wir kommen nun zu General Vernon Winfield. Abschlußjahrgang achtundvierzig. Auszeichnung in Korea. War zur gleichen Zeit wie Sie in Vietnam.«
    »Der Deserteur.«
    »Er ist nicht desertiert.«
    »Aber so gut wie«, sagte der General. »Dieser Hurensohn hat gesagt, das wäre ein blödsinniger Krieg und nicht zu gewinnen. Hatte natürlich recht, hätte es aber nicht sagen sollen. Nicht zu dem Zeitpunkt. Nicht anno achtundsechzig, als das ganze Scheißland in die Luft ging. Und wem hat er’s gesagt? Diesem Wichser von der Nachrichtenagentur, und peng , weiß es die ganze Welt. Wenn ich zurückblicke, glaub ich, das ist der Punkt, an dem wir wirklich verloren haben. Genau dann und dort.«
    »Der Krieg wurde anno vierundfünfzig in Dien Bien Phu verloren.«
    »Scheiße, Ralphie, da waren Sie doch noch nicht mal geboren.« Der General seufzte, sog an der Zigarre, blies Rauch gegen die Decke und sagte: »Was ist jetzt mit General Winfield?«
    »Er steht Millicent Altford nahe.«
    »Wie nah ist nahe?«
    »Die hatten mal was miteinander, Anfang der Fünfziger, und soweit ich weiß, halten die immer noch gelegentlich Händchen – oder was man so mit fünfundsechzig tut.«
    »Ich weiß nicht, wie das bei Ihnen ist, Junge«, sagte General Hudson, »aber ich beabsichtige, wenn ich fünfundsechzig bin, gutaussehende Frauen zu ficken.«
    »Das machen Sie bestimmt, Sir.«
    »Also, was haben wir über Winfield, abgesehen davon, daß er Vietnam verloren und VOMIT mitbegründet hat?«
    »Nichts.«
    »Wieder eine falsche Antwort.«
    »Ich kann versuchen, irgendwas auszugraben«, sagte Colonel Millwed. »Aber wenn nichts vergraben ist, muß ich’s erfinden, und das kann teuer werden.«
    »Sagen Sie mir eins, Ralphie«, sagte der General. »Wollen Sie wirklich bis spätestens vierzig diesen Stern kriegen?«
    Der Colonel nickte nur.
    »Und wollen Sie sich mit fünfzig zur Ruhe setzen, wie ich es vorhab, mit einer netten kleinen Pension und vielleicht ein oder zwei hilfreichen Kontakten zu dem, was dann noch von unserem militärisch-industriellen Komplex übrig ist?«
    »Dieser Gedanke ist mir schon mal gekommen.«
    »Dann achten Sie am besten sehr gut auf Ihre Befehle, Colonel. Eins: Sie bleiben vorläufig auf Dienstreise. Zwei: Sie beschaffen uns eine Sauerei zu Vernon Winfield, auch wenn Sie besagte Sauerei fabrizieren müssen. Drei: Alsdann zwingen Sie Winfield, seinen Draht zu Millicent Altford zu nutzen, um uns über Twodees auf dem laufenden zu halten. Und vier: Sie werden zu gegebener Zeit Twodees beseitigen.«
    »Warum?«
    »Warum was?«
    »Warum ihn jetzt beseitigen? Voriges Jahr war er für uns eine viel größere Bedrohung als jetzt.«
    »Es ist Ihnen bisher offenbar noch nicht aufgefallen, Colonel, daß wir in ungefähr zwei Wochen eine neue Regierung haben werden. Diese neue Regierung wird sich spätestens in einem Jahr politisch tief in der Scheiße wiederfinden. Das ist bei neuen Regierungen immer so. Sie wird sich dann nach einer passenden Ablenkung umsehen. Was Twodees weiß und möglicherweise beweisen kann, könnte diesem neuen Verein im Weißen Haus genau in den Kram passen für so ein Ablenkungsmanöver Marke ›kleine Hexenjagd‹. Bedauerlicherweise, Colonel, werden Sie und ich dann diejenigen auf dem Scheiterhaufen sein.«
    Nach zehn Sekunden des Nachdenkens stimmte der Colonel schließlich mit einem widerwilligen Nicken zu.
    »Wenn aber Twodees beseitigt ist«, fuhr der General fort, »braucht dieser neue Verein nie etwas über Sie und mich zu erfahren, beziehungsweise nur das Beste, natürlich. Und wenn die dann einen oder zwei Sündenböcke brauchen, können sie sich jemanden suchen, der größere Meriten hat.«
    Nach längerem Schweigen sagte Colonel Millwed: »Ich glaube ...« Dann unterbrach er sich und begann von vorn. »Ich glaube, ich gebe die Entsorgung von Twodees in Auftrag.«

5. Kapitel
    Der Mann mit Klemmbrett und Manila-Umschlag wirkte auf Edd Partain nicht wie ein Bote. Wegen der hartnäckigen Rezession in Kalifornien wußte Partain aber nicht recht, wie Boten in Los Angeles aussehen sollten.
    Die wenigen, mit denen er in Sheridan zu tun gehabt hatte,

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