Die Insel der Albträume und andere unbedingt geheim zu haltende Dinge
Dann zog er fest an seiner Peitsche: Die Fesseln um die Eisbärtatzen zogen sich enger.
Mopsen war gefangen und fest verschnürt. Er war besiegt.
„Es hat sich ausgefletscht, Mopsen“, triumphierte der Abenteurer.
„Bravo!“, rief Rocky.
Und auch Myrte, Leschnikov und Conan klatschten begeistert. Hahn verbeugte sich vor seinem Publikum. Dann schien er es plötzlich sehr eilig zuhaben.
„Nun aber an die Arbeit, wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Rocky, reiche mir den Strick dort! Leschnikov, bitte verstaue mein Gepäck in der Tabea 2. Es steht oben am Höhleneingang.“ Hahn hatte sich offenbar entschlossen, die Insel zu verlassen, und wollte keine Zeit verlieren.
Rocky reichte dem Doktor den Strick, und während dieser Mopsen fesselte, nutzte er die Gelegenheit, um ihn etwas zu fragen.
„Warum? Warum sind Sie gekommen, Doktor?“
Hahn schaute auf.
„Ich wusste, dass du mein Boot finden würdest. Ich bin gekommen, um dir zu helfen.“
„Und ihre Forschungsarbeit?“ Rocky blickte Hahn eindringlich an. Der Doktor hielt nachdenklich inne.
„Die spielt nun keine Rolle mehr“, sagte er mit fester Stimme. Doch es war klar, dass Hahn dieser Entschluss nicht leichtgefallen war.
„Ist es wegen Hanno? Vermissen Sie ihren Sohn?“
Der Doktor sah ihn erschrocken an. Offensichtlich überraschte es ihn, dass Rocky von Hanno wusste. Und offensichtlich wollte er nicht darüber reden. Sein Blick wanderte an Rocky vorbei zu Leschnikov.
„Vorsicht mit der Kiste!“, rief er plötzlich. „Das sind empfindliche Geräte.“ Er sprang auf, um Leschnikov, Conan und Myrte zur Hand zu gehen. Das Gespräch war beendet.
Wenig später waren Hahns Kisten sicher verstaut. Der Platz in der Tabea 2 war zwar knapp geworden, doch wenn man zusammenrückte, würden schon alle reinpassen, vermutete Rocky. Sie hatten gar keine andere Wahl. Hahn sprang auf das U-Boot.
„Alle einsteigen!“
Rocky schaute Myrte überglücklich an.
„Es ist so weit!“ Doch Myrtes trauriger Blick ließ ihn innehalten. „Was ist?“, fragte er mit banger Stimme.
Myrte schüttelte den Kopf.
„Es tut mir leid, Rocky, aber ich komme nicht mit.“
„Du kannst nicht hierbleiben!“, flehte Rocky.
„Doch, ich muss hierbleiben. Das hier ist mein Zuhause.“
„Und was ist mit Mopsen?“
„Mit Mopsen werde ich schon fertig. Und die GaD, sie mag mich und wird mich schon nicht bestrafen.“ Myrtes Entschluss stand anscheinend fest. „Mach dir keine Sorgen um mich.“
Aber genau das tat Rocky.
„Myrte, wenn ich nicht mehr von dir träume, du … du … kommst in das tiefe Tal der Vergessenen!“
Myrte schüttelte den Kopf.
„Und wennschon. Ich gehöre hierher, Rocky, so wie du in deine Welt gehörst“, sie lächelte mild.
Rocky wusste, dass er sie nicht überreden konnte. Nun, ganz am Ende seiner abenteuerlichen Reise, wurde er doch noch traurig. Myrte hier zurückzulassen, fühlte sich an, als müsste er seinen besten Freund den Löwen zum Fraß vorwerfen. Aber was blieb ihm übrig? Er umarmte Myrte lang und innig. Und wäre da nicht Sand in seinem Auge gewesen, hätte man meinen können, dass er weinte. Dann befreite sich Myrte aus seiner Umarmung.
„Du musst los.“
Rocky nickte.
„Und du, Conan?“, fragte Leschnikov seinen Freund. Conans Blick wanderte zu Myrte. Das bedeutete wohl, dass auch er auf der Insel bleiben wollte.
„Okay. Pass gut auf dich auf, mein Freund!“, sagte Leschnikov. Die beiden umarmten sich. „Wir sehen uns bestimmt irgendwann wieder.“
„Danke für alles, Conan“, sagte auch Rocky und gab dem Nachtmahr die Hand. Es war ein langer und fester Händedruck, in dem unendlich viel Freundschaft lag. Und spätestens jetzt fiel es Rocky richtig schwer, die Insel der Albträume zu verlassen.
„Auf geht’s!“, rief der Doktor.
Rocky riss sich los. Er kletterte gemeinsam mit Leschnikov auf die Tabea 2 und ließ sich in das Innere des U-Boots gleiten. Dann schloss und verriegelte er die Luke. Hahn legte den Hauptschalter um, die Lichter im Innern des Bootes sprangen flackernd an und der Motor begann, sanft zu brummen. Rocky blickte durch das Bullauge. Myrte winkte noch einmal. Er winkte zurück.
„Danke, Myrte“, flüsterte er. Jetzt war er ungefähr so traurig wie damals, als sein Goldfisch Glupschi aus dem Glas gesprungen und gestorben war. Wahrscheinlich aber noch trauriger.
Hahn legte einen Hebel um. Das Motorengeräusch wurde lauter, die Tabea 2 erzitterte und setzte sich langsam in
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