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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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Nalig griff sich einen langen Ast und versuchte, mit mäßigem Erfolg, ihn als Ruder zu benutzen. Eine unbarmherzige Welle riss ihm das morsche Holz aus der Hand und die Überreste einiger abgebrochener Zweige schnitten tief in seine Haut. Das Wasser brannte in der fr i schen Wunde und jeglicher Versuch, es mit dem Ärmel wegzuwischen, scheiterte daran, dass kein Stück seines Gewandes mehr trocken war. Ein Blick zum Himmel zeigte Nalig, dass der Regen wohl nicht vo r hatte, in nächster Zeit nachzulassen. Dann schlug ein Stück Treibholz ein Loch in das aufgeweichte Holz des Bootes. Das Schiff bekam Schlagseite und kippte schließlich, als das Wasser über den Bootsrand hinwegschwappte. Nalig klammerte sich prustend an einen größeren Teil des einstigen Kahns, den der wütende Sturm nun in Stücke schlug. Zwar konnte Nalig nicht behaupten, zuvor trockener gewesen zu sein, doch nun drückten ihn die Wogen, die über seinem Kopf zusammenschlugen, unter Wasser und das Gewicht seines nassen Gewandes zerrte an ihm. Wie besessen paddelte er mit den Beinen und kämpfte gegen die Naturgewalt an, wobei er eine Menge Wasser schluckte und jeglichen Orientierungssinn verlor. Immer wieder aufs Neue krallte er sich an dem glitschigen Holz fest, das seinen entkräft e ten Fingern entglitt. Gerade als die Fluten ihm die Planke endgültig entrissen und ein Schwall eisig kalten Wassers ihn unter die aufgewüh l te Oberfläche drückte, berührten seine Füße festen Untergrund. Ru t schend und stolpernd erreichte Nalig schließlich das Ufer und ließ sich in das Gestrüpp aus Pflanzen fallen, das dicht am Wasser wuchs, wo er seine Finger in die aufgeweichte Erde grub. Erleichtert lachte er auf, während er seine schlammigen Hände besah. Darüber, wieder an Land zu sein, war er so froh, dass ihm alles andere gleichgültig war. Was auch immer die Göttin dieser Insel nun mit ihm anstellen würde, so war er doch sicher, dass er das Schlimmste bereits überstanden hatte. Als er wieder zu Atem gekommen war, ließ er vom Boden aus den Blick über seine Umgebung wandern. Viel sehen konnte er durch den dichten Regenschleier noch immer nicht. Doch glaubte er, nicht weit von sich die Umrisse riesiger Bäume ausmachen zu können. Die Du n kelheit ließ es nicht zu, dass er mehr erkannte als ein paar Felsen und den dichten Pflanzenwuchs um sich her. Umso unerwarteter kam das gleißend helle Licht, das unvermittelt vor ihm auftauchte und so inte n siv war, dass Nalig nicht nur die Augen schloss, sondern auch noch eine Hand über die Lider legte. Der Junge konnte sich nicht erklären, welcher Quelle ein derart helles Licht entspringen konnte. Blinzelnd blickte er von der Erde auf, als sich seine Augen ein wenig an die Helligkeit gewöhnt hatten. Das Erste, was er sah, war eine gewaltige Pfote. Größer als die eines jeden Bären, der in den Wäldern Edas lebte. Die Krallen, die aus dem Fell hervorblitzten, waren länger als Naligs Finger. Die Pfote gehörte zu einem Löwen, der das gesamte Haus von Naligs Familie ausgefüllt hätte. Aus einem unerfindlichen Grund verstrahlte er dieses gleißend weiße Licht, das trotz all seiner Helligkeit etwas Beruhigendes hatte. Auch bemerkte der Junge, dass mit dem Licht eine Wärme einherging, die ihn rasch das Gefühl des eisigen Regens vergessen ließ. Nalig drehte sich auf den Rücken, um das Tier besser sehen zu können, das nun direkt vor ihm stand. Er erkannte eine mächtige Mähne wie flüssiges Licht und ein Maul, in das ohne Mühe ein ganzes Reh gepasst hätte. Das Ungetüm senkte den Kopf zu Nalig herab und der Junge streckte schützend die Arme vor sich aus. Er stellte fest, dass seine ganze Hand kaum so groß war wie die feucht glänzende Nase des Löwen und dass das dichte Fell nicht sandfarben war, wie er erwartet hatte, sondern weiß. Er machte sich auf den Schmerz gefasst, den Reißzähne, so groß wie Fleischermesser, verursachen mussten, wenn sie sich in seine Schultern gruben. Nalig sah, wie die schwarze Nase seine Finger berührte und spürte den he i ßen Atem auf der Haut. Voller Verwunderung sah er, wie sich der tiefe Schnitt in seiner Hand schloss und nicht einmal eine Narbe hinterließ. Nalig blickte hinauf in das Auge des Löwen, das ihm zugewandt war und versuchte zu erraten, was im Kopf des Ungetüms vor sich ging. Dann entdeckte der Junge neben dem gewaltigen Tier eine weitere Gestalt. Sie war um ein Vielfaches kleiner und auch sie verstrahlte dieses durchdringende, weiße

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