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Die Insel der Krieger

Die Insel der Krieger

Titel: Die Insel der Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Manz
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hatte beschlossen, dass das Mädchen und das Kind fortan mit ihm in seinem Zimmer wohnen sollten. Da er nicht mehr mitten in der Nacht zum Festland fliegen musste, sprach nichts dagegen und er wollte die beiden in seiner Nähe haben. Zalari war auch da. Er hatte einen rege l rechten Narren an seinem Patenkind gefressen und war beinahe so oft bei ihm wie Nalig. »Ich will ein bisschen spazieren gehen. Möchtest du nicht mitkommen? « , fragte Nalig das Mädchen. »Im Augenblick bin ich zu müde. Die Kleine hat mich die halbe Nacht wachgehalten. Aber du könntest sie mitnehmen. Ein wenig frische Luft tut ihr sicher gut. « Nalig nahm den in Leinen gewickelten Säugling entgegen, der sich kurz in seinem Bündel regte, ohne jedoch aufzuwachen. »Hast du dir schon überlegt, wie sie heißen soll? « , fragte er. »Ich habe darüber nachgedacht. Und wenn du nichts dagegen hast, würde ich sie gerne Kaya nennen. « Nalig betrachtete seine Tochter mit ihrem spärlichen weißen Haar. Er hatte die übrigen Inselbewohner schließlich über den Verbleib der Göttin in Kenntnis gesetzt, als sich alle über ihre Abw e senheit zu wundern begannen. Ilia war die Nachricht besonders nahe gegangen. Sie hatte viel von Kaya gelernt und mehr Zeit mit ihr ve r bracht als alle anderen, weshalb sie die Göttin besonders geschätzt hatte. »Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee«, stimmte Nalig zu und verließ den Tempel. Er begegnete Thorix und Kazard, die vor Miras Hütte im Gras lagen. Es war sehr warm, selbst für Kijertas Ve r hältnisse, und man konnte kaum glauben, wie viel Schreckliches sich in den letzten Monaten zugetragen hatte, wenn man so durch die Wälder ging. Klein Kaya schlief seelenruhig in Naligs Armen und dem Jungen wurde wieder einmal bewusst, wie viel Glück er hatte. Ein Sonne n strahl fiel durch eine Lücke im Blätterdach Kijertas und zeichnete einen hellen Kreis auf den Boden. Nalig blieb darin stehen und hob das Gesicht in die Sonne. Mit geschlossenen Augen stand er da, spürte die Wärme auf der Haut und fragte sich, was die Zukunft bringen würde. Zu diesem Zeitpunkt ahnte er noch nicht, dass Ilia in zwei Jahren einen Bruder für Kaya zur Welt bringen würde. Er ahnte auch nicht, dass Ilia bald schon eine Reihe neuer Krieger auf dem Festland wählen würde, von denen viele junge Mädchen waren, die sich allesamt den Mut der gefallenen Kriegerin Stella zum Vorbild nahmen. Nalig hatte keine Ahnung, dass aus dem Gelege in Miras Hütte 12 junge Drachen schlüpfen würden, die sich fortan immer dann verwandelten, wenn Kir es tat und ihren Verlust im Kampf mehr als wettmachten. Er wusste auch nicht, dass Zalari bald Dela samt ihrem schwarzen Hund und das rote Drachenmännchen auf die Insel holen würde, ebenso wenig wie er ahnte, dass Kugara aus ihrem selbst gewählten Exil im Wald zurückkehren würde, um im Tempel zu leben. Und dass Kaya, die frühere Göttin, noch viele glückliche Jahre bei seinem Vater leben würde, erfuhr Nalig nie. Doch all dies hielt die Zukunft bereit und der Junge war trotz all seiner Unwissenheit sicher, dass es eine gute Z u kunft sein würde. Plötzlich fühlte Nalig sich beobachtet und öffnete die Augen wieder. Er wandte den Kopf und sah auf einem niedrigen Ast, kaum drei Schritte entfernt, einen Lemuren sitzen. Das Tier war etwas größer als Nino und hatte alle vier Pfoten. Es war das erste Mal, dass Nalig einen wilden Lemuren auf Kijerta sah. Der Affe ließ seinen katzenartigen Laut hören und blickte Nalig unverwandt mit großen Augen an. Anders als bei Nino waren sie jedoch nicht bernsteinfarben, sondern von einem strahlenden Blau und verliehen dem kleinen, spi t zen Gesicht einen lachenden Ausdruck. Nalig machte einen Schritt auf das Tier zu. Der Lemur sprang mit einem Satz auf seine Schulter, kniff ihn mit den kleinen Fingern in die Nase und hopste dann in den nächsten Baum, von wo er dem Jungen einen frechen Blick zuwarf, ehe er verschwand. Stirnrunzelnd sah Nalig ihm nach. Und plötzlich fiel ihm wieder ein, dass Kaya einmal gesagt hatte, dass nichts, was Kijerta je betreten hatte, die Insel jemals ganz verließ. Nalig lächelte zufrieden, zupfte das Leintuch seiner schlafenden Tochter zurecht und setzte seinen Spaziergang fort.

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