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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Grundemotionen Vergnügen, Angst und Zorn dienen einfach als Modell für bestimmte Schaltzustände. Aber durch diese Modellierung entstehen natürlich auch weitere Analogien, Gesetze aus dem emotionalen Bereich werden wirksam – wie weitgehend, kann heute noch niemand sagen. Das ist Neuland, unser schönes, interessantes, aufregendes Neuland.« Er wandte sich zu mir um und lächelte. »Und Sie, Oberleutnant, glauben Sie nicht, daß Sie sich in Ihrer Sicherungsgruppe verkriechen können. Ich werde Sie gründlich ausbeuten. Sie müssen mit allen Tricks und Raffinessen versuchen, die Storos vom Lernen und von der Arbeit abzubringen. Erst wenn das in keinem Fall mehr gelingt, können wir sie zur Produktion freigeben. Ich gebe Ihnen vierzehn Tage Zeit, unsere Roboter zu studieren, länger nicht. Danach möchte ich von Ihnen ein Programm haben, wie Sie vorgehen wollen!«
    Es mag vielleicht so aufgeschrieben etwas grob klingen, aber der Professor hatte das alles in so vergnügtem Ton gesagt, daß den Worten alle Schärfe genommen war – und was den Inhalt betrifft, so kam das ja meinen Wünschen entgegen. Denn daß ich hier Außerordentliches würde lernen können, war mir längst klargeworden, und ich wollte das weidlich ausnutzen. Unklar war mir jetzt nur das Unterstellungsverhältnis, aber danach konnte ich ja später Horst Heilig fragen.
    »Gut«, fuhr der Professor fort, der mein Schweigen offenbar als Zustimmung wertete, »ich habe gerade über Ilonas Unebenheiten gesprochen. Die einzige Frau, die immer mit ihr zurechtkommt, ist Gerda Sommer, siebenundzwanzig Jahre alt, als Speicherpädagogin vorgesehen – ein burschikoses Pummelchen, manchmal von brutaler Offenheit. Ich glaube, Ilona nimmt sie als Gegengift gegen sich selbst. Was es sonst Positives über sie und die anderen zu sagen gibt, spare ich mir.«
    »Der dritte ist Erwin Rebel«, fuhr der Professor fort, »achtundzwanzig, Doktorand wie Gerda Sommer, künftiger Arbeitspädagoge. Ich nenne ihn immer bei mir den Sportlehrer. Strahlende Männlichkeit, sympathisch offen, dabei klug, was bei diesem Typ gar nicht so häufig ist. Warum er noch nicht mit Gerda Sommer verheiratet ist, weiß kein Mensch, nur die beiden selbst, und die reden nicht drüber.«
    Mir war etwas aufgefallen. »Ich dachte, der Name Institut für elektronische Pädagogik ist nur ein Deckname, aber jetzt sind das alles Pädagogen?« fragte ich, und ich hatte im gleichen Augenblick das Gefühl, eine dumme und überflüssige Frage gestellt zu haben.
    Aber der Professor war anderer Meinung. »Herrlich, wie naiv Sie vor unserem Weltwunder stehen! Ja, Pädagogen sind wir alle. Unsere Storos sollen nämlich auf der Grundlage eines inneren Umweltmodells arbeiten, mit dem Fachwissen eines Ingenieurs, mit Arbeitserfahrungen und -fertigkeiten. Das kann man nicht einfach eingeben, das muß aufgebaut werden. Sie müssen sozusagen eine allgemeinbildende Schule, eine Lehrausbildung und dann ein Fachstudium durchlaufen. In ein paar Jahren wird es regelrechte Schulen für Storos geben – freilich werden sie sich erheblich von menschlichen Schulen unterscheiden, aber worin, das muß sich erst noch zeigen.«
    »Und das paßt alles in das Gehirn der Storos?« fragte ich verwundert.
    »Nicht Gehirn – Zentralrechner, abgekürzt ZR«, verbesserte mich der Professor. »Aber was ist daran so wunderbar? Das menschliche Gehirn wird auf eine Kapazität von zwei Milliarden bit geschätzt, aber die sind längst noch nicht ausgelastet. Unsere Storos haben im Zentralrechner eine Kapazität von zwei Millionen bit, also den tausendsten Teil. Das reicht völlig. Stellen Sie sich mal vor, was der menschliche Ingenieur alles in seinem Gehirn aufbewahren muß: Kindheitserinnerungen, Philosophie, Schlagermelodien, Kochrezepte, die Taillenweite seiner Frau, Kunst, Mode, Fernsehfilme – alles, was Sie wollen und was der Storo nicht braucht. Der Witz liegt nicht in der Menge der Informationen, sondern in der Struktur des ZR. Aber die müssen Sie schon gründlich studieren. Übrigens – da naht der Stab mit würdigen Schritten!«
    Die drei Mitarbeiter, von denen der Professor vorhin gesprochen hatte, kamen durch den Saal und betraten das gläserne Abteil. Der Professor stellte uns einander vor, ließ sich von Ilona Krause die Mappe mit den neuen Vorschlägen geben und setzte sich an seinen Schreibtisch. Plötzlich machte er einen ganz anderen Eindruck als vorhin im Gespräch. Kein Muskel regte sich in seinem Gesicht, die Nase

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