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Die Insel der Roboter

Die Insel der Roboter

Titel: Die Insel der Roboter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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oder ob wir einen überholen!«
    Ich muß zu meiner Schande gestehen, erst jetzt wurde mir der Sinn dieser Verzögerungen klar.
    Ich hatte keinen Blick für die reizvolle Winterlandschaft, ich war auch kein guter Gegner für das Schneeballen – Horst Heilig kriegte nicht einen einzigen Ball ab, ich dagegen mehrere. Die paar Wagen, die an uns in der gleichen Richtung vorbeifuhren, merkte ich mir, aber ich fragte mich, wozu – wenn in der INSEL schon Alarm war, dann mußte der Gegner uns ja bereits ausgemacht haben.
    Als wir weiterfuhren, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. »Wie mag es jetzt auf der INSEL aussehen?« fragte ich.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Horst Heilig, »ich war auch noch nicht da.«
    Hatte er meine Frage nicht verstanden – oder nicht verstehen wollen? Vielleicht mußte er sich jetzt auf den Weg konzentrieren, denn nach der letzten Rast hatte er aufmerksam die Karte studiert, und er fuhr jetzt auch langsamer.
    Plötzlich bog er rechts in einen etwas breiteren Weg ein, der durch ein Verbotsschild gekennzeichnet war. Auch hier hatte – wie auf der Landstraße – ein Schneepflug gearbeitet, und durch die dünne Schneeschicht, die liegengeblieben war, schimmerte ab und zu Beton. Wir fuhren einige Kurven, an den Seiten begann der Wald anzusteigen, und dann mußten wir halten – ein hohes Gittertor versperrte uns den Weg.
    An das Tor schloß sich zu beiden Seiten ein ebenso hoher Zaun an, der mit dem Gelände anstieg und rechts und links in den Wald hineinführte, soweit ich sehen konnte. Durch die Gitterstäbe des Tores war eine Biegung zu erkennen, und dort, an der Ecke, entdeckte ich nun auch das getarnte Pförtnerhaus. Es war in den Felsen geschickt eingearbeitet und wäre einem militärisch nicht geschulten Auge kaum aufgefallen.
    Ob das Warten eventuell zum Zeremoniell der Sicherheitsbestimmungen gehörte? Es schien nicht so zu sein, denn nach ein paar Minuten brummte Horst Heilig unzufrieden: »Ist denn kein Mensch hier?«
    »Doch«, sagte ich, »in der Felsenecke.«
    Er beugte sich vor und sah angestrengt durch das Gitter des Tores. Dann lachte er. »Tatsächlich, Sie haben recht. Ich hab’ doch gewußt, daß Sie ein Gewinn für uns sind!«
    Schnell stieg er aus und schwenkte die Arme. Hinter der Felsenecke kam ein Mann hervor, öffnete umständlich das Tor und schloß es wieder hinter uns. Wir fuhren bis zur Ecke vor und sahen uns einem neuen Tor gegenüber.
    Der Mann kam an den Wagen. Lächelnd forderte er: »Die Papiere bitte!« Als er sie sorgfältig geprüft hatte, sagte er: »Ich hab’ Sie schon erwartet, Genosse Heilig. Ich bin Werner Frettien.«
    »Wir kennen uns doch!« sagte Horst Heilig und reichte ihm die Hand.
    »Ja, aber wir sind beide ein bißchen älter geworden seit damals!«
    Horst Heilig stellte mich vor. »Oberleutnant Tischner. Er wird in unserer Gruppe von der wissenschaftlichen Seite her mitarbeiten.«
    Ich gab Werner Frettien die Hand. Er hatte trotz seiner schmalen Finger einen festen Händedruck, wie ich ihn gern habe. Überhaupt schien alles an ihm schmal zu sein – das Gesicht, die Lippen, die Gestalt.
    Meine Spannung hatte jetzt den Höhepunkt erreicht. Zum Teufel, irgendwann mußten die beiden doch anfangen, von dem Alarm zu sprechen! Aber Horst Heilig fuhr erst den Wagen ums Gebäude und fragte nur beim Aussteigen so nebenbei: »Es war natürlich blinder Alarm?«
    »Natürlich!« Werner Frettien schnitt eine wütende Grimasse, dann lachte er. »Ein Eichhörnchen war der Verbrecher. Unser technisch perfektes Sicherungssystem ist leider zu perfekt. Darüber müssen wir noch sprechen, da muß man was ändern.«
    »Gut, bloß zusätzliche Mittel sind nicht mehr drin. Und wie kommt man normalerweise hier ’rein?«
    Während Frettien die Einrichtung der beiden Tore erläuterte, die sonst nur vom Bunker her auf ein infrarotes Erkennungssignal geöffnet werden konnten, und den Bunker erklärte, der immer mit zwei Mann besetzt sein sollte, so daß auch bei der Kontrolle der Fahrzeuge durch einen der beiden Posten eine Überrumpelung ausgeschlossen war – während ich all diesen Erläuterungen mit halbem Ohr zuhörte, kam ich mir ziemlich klein vor. Meine Einschätzung der Lage war also völlig falsch gewesen. Was stellte ich schon dar im Vergleich zu diesen beiden Männern, und womit würde ich ihnen in meiner Unerfahrenheit nützlich sein können! Ich dachte jetzt nicht einmal daran, daß eine Arbeit, die man nicht souverän beherrscht, einem wenig

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